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Kitaschließung Köppe: "Wir können keine Kinder einfangen"

Auf der Tagesordnung des Schönebecker Stadtrates steht Anfang Februar die Schließung der Ranieser Kita „Knud Sonnenschein“.

Von Julia Schneider 08.01.2016, 22:00

Ranies/Schönebeck l Die Ranieser Kindertagesstätte „Knud Sonnenschein“ hat zu wenig Kinder. So kurz ist auf den Punkt zu bringen, worauf die von der Stadtverwaltung vorgeschlagene Schließung der Einrichtung gründet. Vernünftig wäre, so erläuterten Schönebecks Oberbürgermeister Bert Knoblauch und Erdmute Köppe, Sachgebietsleiterin Kinder, Jugend und Senioren, in einem Gespräch mit der Volksstimme, die Einrichtung noch vor Beginn des neuen Kindergartenjahres am 1. August 2016 zu schließen. Dann nämlich könnten die zwei pädagogischen Fachkräfte und eine technische Hilfskraft auf andere Einrichtungen verteilt werden – ohne Kündigungen.

Dass eine Entscheidung in der Angelegenheit allerdings nicht so leicht zu fällen ist, hat unter anderem eine Sondersitzung des Sozialausschusses Ende 2015 gezeigt. Dort waren Vertreter des Elternkuratoriums der Kita sowie Helga Maser als Leiterin der Einrichtung zu Wort gekommen.

„Wir haben viel getan um unsere Kita zu bewerben. Das Problem vieler Eltern ist die Ungewissheit. Weil sie nicht wissen, ob die Einrichtung im kommenden Jahr noch offen ist, wollen sie keine verbindlichen Anmeldungen treffen. Das Interesse ist aber da“, sagte Helga Maser.

Viele Eltern würden das Konzept von „Knud Sonnenschein“ gut finden – dort werden Kinder aller Altersgruppen gemeinsam betreut, auch ein Hortangebot, das über das 14. Lebensjahr hinausgeht, gibt es. Eine Liste mit Absichtserklärungen wäre ratsam gewesen, sagte Sozialausschussmitglied Philipp Körner (SPD). So hätten sich die Räte ein Bild davon machen können, ob die Kinderzahl in Ranies wieder steigen könnte.

Während 2010 von insgesamt 35 in Ranies verfügbaren Plätzen 27 besetzt waren, 29 im Jahr 2011, ebenfalls 29 Plätze im Jahr 2012, 25 Plätze 2013 und 21 Plätze 2014, waren es 2015 nur noch 19 besetzte Plätze.

Mitte 2016 werden voraussichtlich noch 7 Kinder in Krippe und Kindergarten sein, hinzu kommen 5 Hortkinder. „Das heißt, dass vormittags nur sieben Kinder zur Betreuung da wären“, sagte Erdmute Köppe und verwies darauf, dass trotzdem zwei volle Personalstellen in Ranies vorgehalten werden müssten. Das verursache Kosten – nach Abzug der Zuschüsse von Land und Landkreis, bleibt die Stadt Schönebeck auf den Differenzbeträgen sitzen. Laut dem Kinderförderungsgesetz dürfen die Eltern maximal zu 50 Prozent an den Kosten beteiligt werden. Bisher habe man Kosten nicht auf die Eltern umgelegt, weil sich die Durchschnittsbeträge in allen Kitas noch die Waage gehalten hätten, so erläuterte Bert Knoblauch. Auf längere Sicht sei das aber nicht für immer möglich.

Der wirtschaftliche Betrieb der Kindertagesstätte ist nach derzeitigem Stand nicht möglich, sagte Erdmute Köppe und deutete auf den Landkreis, der die Kommunen regelmäßig dazu anhält, die Wirtschaftlichkeit ihrer Einrichtungen zu überprüfen. Da es seit der Stadtratssitzung im September bis heute keine einzige Neuanmeldung für die Ranieser Kita gegeben habe, würde sich an ihrer Unwirtschaftlichkeit auch nicht viel ändern.

Um Ideen zum Weiterbetrieb der Kita hatten sich die Eltern des Kuratoriums bemüht. So habe das Schönebecker Unternehmen „Ambulanz Mobile“ zugesagt, Angestellten von außerhalb, die ihre Kinder nach Ranies bringen, anteilig die Elternbeiträge zu finanzieren. „Das würde nichts ändern, denn das Geld würde an den Wohnort der Eltern gezahlt werden“, erklärte Erdmute Köppe. Auch ein Trägerwechsel, so sagte sie, würde nichts bringen. So sei diese Variante 2012 schon einmal angedacht gewesen. Für einen neuen, privaten Träger ändere sich aber an den Kosten genauso wenig, die Ausgangslage bleibe die gleiche. Die Möglichkeit, aus der Ranieser Kita einen Betriebskindergarten zu machen, müsse hingegen mit dem Landkreis abgesprochen werden. Wolle ein Unternehmen, beispielsweise „Ambulanz Mobile“, die Kita übernehmen, müsste es zunächst um eine Betriebserlaubnis kämpfen. Auch Flüchtlingskinder wären derzeit keine Option zur Offenhaltung in Ranies, denn dort gebe es keine Wohnungen für die Familien. 15 Flüchtlingskinder sind momentan in Kitas in Schönebeck untergebracht.

Dass durch die Schließung in Ranies die Kitas in Pretzien und Plötzky aufgefüllt werden sollen, dementierte Erdmute Köppe. Diese seien gut belegt, böten aber nach einer Schließung in Ranies eine gute Möglichkeit für eine nahe Unterbringung der Kinder. Es sei nicht im Sinne der Stadt, die ländlichen Einrichtungen zu schließen. „Aber wir können keine Kinder mit dem Lasso einfangen. Wenn es zu wenig sind, sind es zu wenig“, sagte sie.

Der Stadtrat berät am 11. Februar um 17 Uhr über die angedachte Schließung. Vorher sprechen unter anderem der Ortschaftsrat Ranies am 12. Januar und der Fachausschuss Soziales am 13. Januar ihre Empfehlungen aus.