Nachtwächterrundgang Kritzel-Berta und Gurken-Gustav
Zum letzten Welsleber Nachtwächter-Rundgang zum Thema "Zuckerrübe" kamen noch einmal viele Gäste.
Welsleben l Wenn der Nachtwächter in Welsleben auftaucht, kommt auch stets viel Volk. „Welsleben macht immer Spaß“, zeigt sich Jeff Lammel denn auch begeistert vom Zuspruch am historischen Rundgang - so auch wieder am 30. Oktober. Obwohl es bereits zum dritten Mal hieß „Welsleben bei Nacht - die Rübentour“, kamen wieder viele interessierte Bürger, um Nachtwächter und Stallknecht (Hans-Jürgen Korn), Marktweib (Gisela Ziegler) und Sir Alfred (Albrecht Knauf) durch das abendlich dunkle und in diesem Fall auch kalte Welsleben zu folgen. Diesen Rundgang hat die Volksstimme zwar bereits einmal mitgemacht, aber es gibt jedes mal Neues zu entdecken, Neues zu erfahren.
Zum Beispiel die Geschichte von Kritzel-Berta und Gurken-Gustav. Die beiden hat es in Welsleben tatsächlich gegeben. Sie waren Betreiber eines Geschäftes und was die Menschen offenbar vorrangig mit ihnen verbunden haben, waren Lakritze und Gurken. In die Rollen von Gustav und Berta Henninger schlüpften Gisela und Elmar Ziegler. Und was boten sie den Rundgängern an? Natürlich Lakritze und Gurken.
Gestartet war die Tour wie üblich am Kirchplatz. Zuerst erklärte der Nachtwächter allen Umstehenden, dass seine Zunft früher von den Menschen mit unheimlichen Dingen in Verbindung gebracht wurde. Nachts sei es halt irgendwie mysteriös. „Darum meinten die Leute, wir stehen mit dunklen Mächten in Kontakt“, sagte der Nachtwächter aus Leidenschaft und freute sich über kaputte Straßenlaternen. Denn die, diese selbstleuchtenden Dinger, hätten ja schließlich den Beruf des Nachtwächters überflüssig gemacht.
Beim Rundgang gab es auch Informationen zu den fünf Schulgebäuden, die noch vor gar nicht langer Zeit in Welsleben nötig waren, um alle Kinder unterrichten zu können. 1980 entstand die jetzige und heute allein noch genutzte Grundschule.
Albrecht Knauf wies auch auf die vielen Haustafeln hin, die sich an Gebäuden erhalten haben. Sie enthalten Daten zum jeweiligen Haus, zu den Bewohnern damals und auch oft christlich-biblische Texte. 21 solcher Tafeln gibt es in Welsleben.
Enttäuscht war der Nachtwächter allerdings, dass die alte Schenke nicht mehr existiert. Hier wäre er gern eingekehrt. Doch wo einst der Eingang war - wächst heute ein Bäumchen.
Interessant war schließlich auch die Geschichte über die alte Zuckerfabrik, von der quasi nichts erhalten ist. Im Jahr 1864 gründeten 16 Bauern und Geschäftsleute eine Art Genossenschaft und beschlossen den Bau einer Fabrik zur Produktion von Zucker aus Zuckerrüben. Zur besseren Veranschaulichung hatten die Organisatoren einen Lkw bereitgestellt, dessen helle Außenfläche als Leinwand für einen Beamer genutzt wurde.
Nicht minder überrascht waren die Teilnehmer der Runde über den guten Geschmack einer Zuckerrübe, die ist nämlich aufgeschnitten essbar, schmeckt süß und fest und überhaupt nicht holzig. Doch mit der Zuckerproduktion in Welsleben war es spätestens nach 1945 Essig.
Die Geschichtsarbeitsgruppe des Ortes, deren Mitglieder die Nachtwächter-Touren organisieren, laden bereits jetzt zu einem neuen Rundgang ein. Der steht unter dem Motto „Feuerteufel“. Premiere soll am 16. Dezember sein. 19 Uhr ab Kirchplatz.