Reit- und Fahrertag Groß Rosenburg Kutschers Weisheit: "Wer viel bremst, verliert"
Groß Rosenburg. Szene am Rande des Pferdetages zwischen Klein und Groß Rosenburg:
"Wenn du Angst hast, musst du Fahrrad fahren", rief der alte Kutsch-Hase dem Nachwuchslenker zu. Dessen Nervosität war unübersehbar, was sich auf sein Pferd übertrug. "Außerdem hat die Kinnkette keine zwei Finger breit Luft. Das tut dem Pferd doch weh", wusste auch Wolfgang Schoenebaum vom Reit- und Fahrverein Gnadau. Die Sache mit der zu strammen Kette sei so, als würde man mit angezogener Handbremse Auto fahren. "Da kann ja nichts vorwärts gehen", entrüstete sich der Gnadauer. Ein bildhafter Vergleich.
Schoenebaum, der nicht selbst lenkte, sondern Beifahrer seines Sohnes Tino war, wollte es damit nicht gut sein lassen. "So was lernt man bei den Fahrerlehrgängen. Aber die werden ja von Einigen nicht ernst genommen." Damit meinte er den "Führerschein" für Pferdegespanne, den besonders die Versicherungen zunehmend fordern. Dabei wird nicht zuletzt die sichere Handhabung im Straßenverkehr geschult.
Der Reit- und Fahrertag fand auf der lauschigen Anlage zwischen Klein- und Groß Rosenburg statt. Der von Ulrich Birr geleitete Verein hatte einen anspruchsvollen Hindernisparcours aufgebaut, dessen Kegelabstände nach Kutschenbreite verändert wurden.
Wobei man zuerst die "schmaleren" Wagen starten ließ, die ein ähnliches Maß hatten. Dadurch wurde das ständige Verändern der Hindernisse vermieden.
Hauptsächlich gingen moderne Marathonwagen an den Start. Sie zeichneten sich durch engen Spurabstand, kurzen Radstand und achsweise wirkende Scheibenbremsen aus. Aber auch betagte Eigenbauten machten keine schlechte Figur. So einen lenkte Walter Duberatz aus Schwarz. An seiner "Kutsche" befinden sich beispielsweise Winterreifen, die vom Trabant stammen. "Einziger Nachteil sind die Bremsen. Die sind nicht so gut wie bei den Marathonwagen", gestand Duberatz.
Dieses technische Defizit wusste der 53-Jährige durch eine ganz persönliche Weisheit zu kompensieren: "Wer viel bremst, verliert!" Damit verwies er übrigens beim vergangenen Fahrertag in Gnadau die Konkurrenz auf die Plätze.
Dem stimmte sein Sportfreund Wilfried Böde aus Brumby prinzipiell zu. "So einen Wagen bin ich auch lange genug gefahren. Alles eine Frage der Übung", so Böde, der heute allerdings auf "Marathon" umgestiegen ist.