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Aufregung Landwirt in Barby baut Cannabis an und die Bürger sind besorgt

Am westlichen Stadtrand von Barby trauen Spaziergänger und Radtouristen ihren Augen kaum: Hier wird Hanf angebaut. Die Größe der Cannabis-Pflanzen mit ihren wechselständig angeordneten Laubblättern irritiert die Leute: Ist das legal?

Von Thomas Linßner 27.07.2021, 14:59
Der innovative Barbyer Landwirt Carlos Rampérez zeigt seinen und den Besuchskindern Diana, Leon, Noah und Tom die Blütenstände der Cannabispflanze.
Der innovative Barbyer Landwirt Carlos Rampérez zeigt seinen und den Besuchskindern Diana, Leon, Noah und Tom die Blütenstände der Cannabispflanze. Foto: Thomas Linßner

Barby - „Gucken Sie sich doch mal den Acker an! Ich glaube, da baut einer Rauschgift an“, sagt aufgeregt eine Frau am Telefon. Schließlich habe man immer mal wieder von illegalen Plantagen gehört und gelesen.

Ein Beispiel war jene kleine Fläche, die Pömmelter Reiter zufällig bei Zackmünde im Buschwald entdeckten, als sie „Grünes“ für ihren Ringreitgalgen holten. Kurz darauf „erntete“ die Polizei.

Als die Volksstimme zu Landwirt Carlos Rampérez Kontakt aufnimmt, ahnt der 39-Jährige bereits den Grund des Anrufes. Sogar im Rathaus hätten besorgte Bürger angerufen, sagt er. „Stimmt, das riecht wie auf einem Rockkonzert, aber das knallt nicht“, ist Rampérez amüsiert.

Damit ist eigentlich schon alles gesagt: Was er da an der Straße nach Gnadau angebaut hat, erreicht nicht den Tetrahydrocannabinolgehalt (THC), der die psychoaktive Substanz definiert. Soll heißen: Dieser Hanf wird zu Lebensmittel-Öl verarbeitet und hat nicht das Zeug zum Rauschmittel. Kaltgepresst kann das Hanfsamenöl einen hohen Anteil an gesunden Omega 3 und 6 Fettsäuren vorweisen.

Strenge Auflagen für Anbau

„Wir sind beim Anbau strengen Auflagen unterzogen“, erzählt Carlos Rampérez. Zwingend müsse der Anbau bei der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung „angezeigt“ werden. Dann erfolgt eine Meldung über den Beginn der Blüte; schließlich muss der Barbyer Bauer kundtun, wenn der Samen geerntet wird. Denn obwohl es sich um eine spezielle Züchtung handelt, wird die Behörde prüfen, ob die Cannabispflanze nicht doch über die Stränge schlägt. Zur Sicherheit. Damit keine „Ausnahmen“ auftreten.

Derzeit boomen legale Cannabisprodukte. Als Mundspray, in Badekugeln, im Hundefutter – Cannabidiol-Produkte haben sich bereits auf dem deutschen Markt etabliert. Dem Naturprodukt werden zudem entkrampfende, entzündungshemmende, angstlösende und gegen Übelkeit gerichtete Wirkungen zugeschrieben. Und gut schlafen soll man davon auch. Die Analysten des Marktforschungsinstituts Prohibition Partners halten Deutschland nach den USA und Kanada für den nächsten großen Cannabis-Markt der Welt – ein Trend, der sich in der Gründung von zahlreichen Start-ups und Onlineshops widerspiegelt, die man auch in Magdeburg findet.

Carlos Rampérez stellt sich mit dem Anbau dem Klimawandel. Sein Hanffeld wächst so dicht, dass Unkraut kaum eine Chance hat und die Beschattung das Wasser hält. Zudem ist die Pflanze anspruchslos, was Pflanzenschutz und Düngung betrifft. Im September rollt der Mähdrescher an.