Coronavirus Lippenlesen wird wieder möglich
Mit der neuen Eindämmungsverordnung kommt eine Verbesserung auf Gehörlose zu.
Schönebeck l Die inzwischen fünften Eindämmungsverordnung in Sachsen-Anhalt, die am Montag in Kraft getreten ist, lockert nun wieder die Ausgangsbeschränkungen. Unter anderem können sich Gehörlose und Schwerhörige über eine Neuregelung freuen. Denn: Sie und ihre Begleitpersonen sind nun von der Mundschutzpflicht befreit. Im Bedarfsfall auch die Menschen, die mit ihnen kommunizieren.
Zuvor haben die Masken nämlich den Austausch von und mit Gehörlosen stark beeinträchtigt, wie der Schönebecker Hans-Jürgen Wolf weiß.
„Grundsätzlich akzeptiert die Gehörlosen-Gemeinschaft die Mundschutzpflicht, sie dient ja letzlich der Gesundheit. Nichtsdestotrotz werden Gehörlose aber dadurch in ihrer Kommunikation stark eingeschränkt – und das ist ein Problem“, sagt Wolf.
Schon seit rund drei Jahren sind Hans-Jürgen Wolf, seine Frau Irene und Martina Soppa als „Stille Rosen“ im Einsatz für die Belange von gehörlosen Menschen. In Videos greifen die gehörlosen Frauen und Hans-Jürgen Wolf unterschiedlichsten Themen auf.
In einem der neueren Videos befassen sich die Stillen Rosen mit den Schutzmasken, die mittlerweile beim Einkaufen und in öffentlichen Verkehrsmitteln vorgeschrieben sind. Der Stoffschutz vor dem Mund macht Gehörlosen das Lippenlesen praktisch unmöglich. Im Supermarkt vielleicht kein gravierendes Problem, in anderen Situationen aber schon. Beispielsweise bei einem Arztgespräch oder in einer Notsituation, in der Polizei oder Feuerwehr sich an die gehörlose Person wenden könnten. Darum ist das Tragen von Schutzmasken und die Maskenpflicht für Gehörlose eine umstrittene Thematik.
Das zeigt sich auch darin, dass es sogar eine Petition gibt, die durchsichtige Masken für Polizisten, Ärzte und Feuerwehrleute fordert. In weniger als 24 Stunden haben schon mehr als 1000 Menschen die Online-Petition unterstützt. „Maskenpflicht in ganz Deutschland und ich verstehe niemanden mehr! Auch keine Ärzte, Polizisten, Feuerwehr und Co.. Das ist für Hörgeschädigte wie mich lebensgefährlich“, begründet die Initiatorin Cindy Klink ihre Forderung nach durchsichtigen Masken. Das Mundbild sei eine große Stütze fürs Hören und trage dazu bei, Missverständnisse zu vermeiden. Zudem ist es auch in der Gebärdensprache ein wichtiger Bestandteil der Kommunikation.
Weitere Informationen zur Petition gibt es hier. Die Stillen Rosen aus Schönebeck sind im sozialen Netzwerk Facebook und auf der Videoplattform Youtube zu finden.