1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Schönebeck
  6. >
  7. Gemischte Gefühle im Salzland

Lockdown Gemischte Gefühle im Salzland

Der November-Lockdown soll verlängert werden. Die Informationen wird im Salzlandkreis mit gemischten Gefühlen aufgenommen.

Von Bianca Oldekamp 26.11.2020, 00:01

Schönebeck/Staßfurt l Schon seit Tagen ist abzusehen, dass der deutschlandweite Lockdown nicht wie angedacht am 30. November 2020 enden wird. Jetzt haben Bundeskanzlerin Angela Merkel und die Länderchefs sich in einer virtuellen Konferenz am Mittwoch, 25. November 2020, tatsächlich auf eine Verlängerung des Lockdowns verständigt. Während Kitas und Schulen weiterhin geöffnet bleiben, sollen Gastronomen ihre Gäste weiterhin nicht in ihren Räumlichkeiten bedienen dürfen. Und das in dem Monat, der in der Branche mit Abstand der umsatzstärkste ist.

Das weiß auch Torsten Deike. Der 54-Jährige betreibt in Schönebeck das Restaurant Holzwurm. Zwar nutzen Torsten Deike und sein Team die Möglichkeit, Speisen für den Außer-Haus-Verkauf zuzubereiten und diese auch zu liefern, aber dennoch sagt er: „Der Ausfall im Dezember ist tödlich.“ Gerade weil dieser Monat mit den zahlreichen abendlichen Weihnachtsfeiern der umsatzstärkste im Jahr ist, habe der Gastronom in der Vergangenheit in dieser Zeit Geld zurücklegen können für schlechtere Monate wie beispielsweise den Februar – und notwendige Reparaturen. Die müssen vorerst ausfallen. Die versprochenen Hilfen der Regierung würden gerade so reichen „um Löcher zu stopfen“.

Und noch sind diese, die schon für den November zugesichert wurden, laut Dehoga-Landesverband Sachsen-Anhalt nicht gezahlt, dies würde „wohl erst frühestens Mitte Dezember erfolgen“ wie es in einer aktuellen Mitteilung des Branchen-Verbandes heißt.

Mit dem Außer-Haus-Verkauf und Lieferservice könne der Schönebecker Gastronom seine Verluste nicht ausgleichen. Torsten Deicke gibt zu bedenken, dass im Restaurant sonst ja auch Getränke geordert werden. Und: „Abends komme ich mit meinem Lieferservice gegen die klassischen Pizzadienste einfach nicht an“, sagt der 54-Jährige.

Darauf, dass das rund um die Weihnachtstage anders aussieht, hofft der Gastronom, plant entsprechend weihnachtliche Gerichte wie Gans und Wild zum Liefern anzubieten und so wenigstens etwas Umsatz generieren zu können.

Schulen und Kitas bleiben unterdessen geöffnet – vom Virus aber nicht verschont. „Wir hatten bisher mehr Glück als Verstand“, sagt Ulrich Plaga, Leiter des Dr.-Carl-Hermann-Gymnasiums Schönebeck das rund 900 Schüler besuchen. Bisher musste eine Klasse für kurze Zeit in Quarantäne. Er ist skeptisch ob eine mögliche Verlängerung der Winterferien, die am Mittwoch besprochen wurde, Sinn macht. Zwar halten sich seine Schüler an alle Maßnahmen, was sie aber privat machen, wisse ja niemand.

Klassen zu teilen mache seiner Meinung nach genauso wenig Sinn, wie Kohorten-Unterricht. Schließlich sind die Lehrer in allen Gruppen zugegen. Sein Vorschlag: Man sollte mal darüber nachdenken, den Unterricht zeitweise auf Kernfächer zu reduzieren. Eine Maskenpflicht im Unterricht lehnt der Pädagoge ab.

Die Grundstimmung am Gymnasium sei aber sowohl im Kollegium als auch der Schülerschaft gut. Plaga sagt: „Wir stecken zusammen in der Krise und versuchen die Krise auch zusammen zu bewältigen. Wir halten zusammen.“

Von Covid-19 nicht verschont geblieben ist auch die Schönebecker Kita Zwergenbude. Erst am Dienstag vermeldete der Salzlandkreis, dass das Coronvirus in der Kita aufgetreten sei. Das bestätigte am Mittwoch auch Leiterin Simone Finke-Probst. Zu den aktuellen Verhandlungen von Bund und Ländern sagt sie: „Egal wie: Wir arbeiten und sind für unsere Kinder immer da.“ Letztlich sei für die Kita ohnehin entscheidend, was das Ministerium für Arbeit, Soziales und Integration des Landes Sachsen-Anhalt vorschreibe.

Und das trifft letztlich auch auf die Inhalte einer neuen Landes-Verordnung zu. Zwar haben sich Kanzlerin Merkel und die Länderchefs am Mittwoch auf einen gemeinsamen Weg geeinigt, ob die einzelnen Länder, diesen aber geradlinig mitgehen oder hier und da doch mal abweichen, ist ihnen überlassen.

Heißt: Für Sachsen-Anhalt und somit auch den Salzlandkreis sind die Inhalte der Landesverordnung entscheidend. Die aktuell Achte Eindämmungsverordnung inklusive der damaligen Lockdown-Verschärfungen von Anfang November gilt noch bis einschließlich 30. November. Auf Grundlage der Bund-Länder-Vereinbarungen wird diese jetzt aber überarbeitet.

Landrat Markus Bauer wollte sich am Mittwoch noch nicht zur Thematik äußern. Man müsse und werde die Beschlüsse von Bund und Ländern abwarten, hieß es am frühen Mittwochnachmittag. Zu diesem Zeitpunkt standen diese tatsächlich noch nicht fest – ganz zu Schweigen von denen, die dann auch in Sachsen-Anhalt gelten.

Was allerdings fest steht: Auch der Salzlandkreis muss ein Impfzentrum vorhalten. Doch auch zu dieser Thematik hielt sich die Kreisverwaltung am Mittwoch bedeckt und teilte auf Volksstimme-Anfrage nur mit: „ Sobald wir können, werden wir von uns aus über die Entscheidungen informieren.“

Als Bürgermeister der Stadt Barby ruft Torsten Reinharz auf, trotz der weiterhin andauernden Einschränkungen zusammenzuhalten – mit Abstand. „Sensibilität und Augenmaß im täglichen Umgang miteinander sowie das Abwägen von ‚das muss unbedingt‘ und ‚dies kann eventuell‘ sollte jede unserer Entscheidungen begleiten“, sagt der Kommunalpolitiker.

Jetzt ist es aber an der Landesregierung auf Grundlage des gestrigen Bund-Länder-Treffens die genauen Rahmenbedingungen zu bestimmen, die dann ab dem 1. Dezember in Sachsen-Anhalt gelten – auch um zu verhindern, dass die Intensivbettenkapazität in der Region vollends ausgelastet ist

Denn die Entlastung des Gesundheitssystems sei derzeit noch nicht nachhaltig spürbar, wie Frank-Ulrich-Wiener, Regionalgeschäftsführer Ameos Ost berichtet. „Wir halten es in der jetzigen Situation für angemessen, alle notwendigen Maßnahmen so lange zu verlängern wie es die Infektionslage erfordert. Kontaktbeschränkungen und Einhaltung der Hygieneregeln im privaten Umfeld sind das Mittel der Wahl.“

Und genau diese werden es wohl auch bleiben. In welchem Ausmaß Kontakte beschränkt sein werden – auch über die Weihnachtsfeiertage und den Jahreswechsel – bleibt letztlich aber Entscheidung der Landesregierung.