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Ostelbien Lösung beim Müll-Streit in Sicht?

Elbaue-Gesellschaft will zwischen dem Abfallentsorger und den Pächtern von Wochenendhäusern in Pötzky vermitteln.

Von Jan Iven 22.07.2020, 01:01

Plötzky l Eigentlich haben schon längst alle Seiten die Nase voll von dem Thema. Der Salzlandkreis, der Kreiswirtschaftsbetrieb als Müllentsorger und die Pächter im Naherholungsgebiet in Ostelbien sowieso. Den Leuten stinkt der Müll, im wörtlichen und im übertragenden Sinne. Spätestens seit der Entsorger kostenpflichtige Mülltonnen verpflichtend für alle Bungalowbewohner in Ostelbien eingeführt hat, nehmen die Beschwerden aus Ostelbien kein Ende mehr.

„Es ist völlig unrealistisch, das gerade die älteren Leute die Mülltonnen über hunderte von Meter zur nächsten öffentliche Straße ziehen, wo sie abgeholt werden“, sagt Holger Wald, Vorsitzender des Erholungs- und Freizeitvereins in Plötzky, der Dutzende von Pächtern vertritt. Denn die Müllwagen des Kreiswirtschaftsbetriebes sind viel zu groß, um den letzten Winkel des Naherholungsgebietes anzufahren.

Zumal viele Bewohner nur die Wochenenden in den Bungalows verbringen würden und daher gar nicht genug Müll produzieren würden, um die Tonnen zu füllen. In der Praxis würden viele Pächter ihre Abfälle nach dem Wochenende mit nach Hause nehmen und im Hausmüll entsorgen. Das ist zwar eigentlich gar nicht erlaubt, insbesondere über Kreisgrenzen hinweg. Tatsächlich muss Müll dort entsorgt werden, wo er anfällt. Doch die Realität würde nun mal anderes aussehen. „Und dann wird den alten Leuten gesagt, sie sollen ihren Nachbarn um Hilfe beim Wegbringen des Mülltonnen bitten. Aber der Nachbar ist häufig noch älter“, sagte Holger Wald wütend. Er empfindet das als Unverschämtheit.

Problematisch sei zudem, dass die Abfälle häufig am Dienstag abgeholt werden. Die Mülltonnen dürften daher frühestens am Montag an die Straße gestellt werden. „Der Bewohner eines Wochenendhauses soll also am Montagabend aus Magdeburg ins Naherholungsgebiet kommen, nur um die Mülltonnen raus zustellen“, sagte Wald. „Und am Dienstag kommt er dann noch einmal, nur um die Mülltonnen wieder reinzuholen.“ Manche Leute müssten allerdings arbeiten und nutzen ihr Wochenendhäuschen tatsächlich nur am Wochenende, auch wenn man das beim Kreis offensichtlich anders sehe.

Tatsächlich geht man dort davon aus, dass viele Leute sehr viel mehr Zeit im Naherholungsgebiet verbringen. „Insbesondere in den wärmeren Monaten des Jahres kann der Kreiswirtschaftsbetrieb eine stärkere Nutzung auch an den Arbeitstagen feststellen“, teilte Marko Jeschor, Sprecher des Salzlandkreises, auf Nachfrage der Volksstimme mit. „Nicht wenige“ hätten sogar ihren Hauptwohnsitz nach Ostelbien verlegt, was mittlerweile nicht mehr möglich sei.

Grundsätzlich können die Fahrzeuge des Kreiswirtschaftsbetriebes demnach nur öffentliche Straßen befahren. Dort seien auch Sammelstellen für die Mülltonnen eingerichtet worden. Die Entfernung für die Bewohner werde als zumutbar eingeschätzt, so der Sprecher des Salzlandkreises. Insgesamt scheint man in Bernburg allerdings auch der Meinung zu sein, dass es zu dem Thema nichts mehr zu sagen gibt.

Bei der Naherholungsgesellschaft Elbaue, die rund 600 Bungalows in Ostelbien dauerhaft verpachtet, wird unterdessen versucht, Möglichkeiten für einen Kompromiss auszuloten. „Natürlich ist es für die älteren Leute schwierig, wenn sie die Mülltonnen über lange Strecken ziehen sollen“, sagte Stephan Schmidt, Geschäftsführer bei der Naherholungsförderungsgesellschaft, wie es offiziell heißt. Und mitten in der Woche den Müll abzuholen, sei vielleicht auch nicht der beste Weg. Stephan Schmidt hat sich Gedanken gemacht und für den August zu einem Gespräch mit den Pächtern und Vertretern des Kreiswirtschaftsbetriebes geladen, um eine Lösung zu finden.

Gern würde er ein Pilotprojekt starten, bei dem die Bewohner ihren Müll in eingezäunten Bereichen abstellen. Der Zaun soll etwa Tiere abhalten, damit die Bewohner auch Müllsäcke abstellen können und keine schweren Tonnen schleppen müssen. Doch ob die Beteiligten mit so eine einem Kompromiss leben können?

Manchmal mag es erstaunlich sein, wie viel Energie die Pächter in den Streit um den Müll investieren. Doch damit ist lange noch nicht genug. Auch gegen die neuen Abwassergebühren klagen sie inzwischen schon vor Gericht.