Kinder lernen Einkaufen und mit Geld umzugehen Mit dem Bollerwagen durch den Supermarkt
Die älteste Gruppe der Barbyer Kita "Elbespatzen" hatte ein kleines Bildungserlebnis: Sie kaufte im Supermarkt ein. Warum, erklärt nachfolgender Bericht.
Barby l Wer kennt das nicht? Hampelnde Kinder im Sitz des Einkaufswagens, Knirpse, die sich zwischen Supermarktregalen selbständig machen, und dann noch das leidige Gequengel, wenn sich vor der Kasse eine Schlange bildet.
Ganz anders ist es, wenn Sechsjährige der Kita "Elbespatzen" einkaufen gehen und das Heft des Handelns ein Stück weit selbst in der Hand haben. Zusammen mit Erzieherin Dagmar Krüger sorgen sie für Aufsehen, weil sie keinen Einkaufswagen benutzen, sondern mit ihrem Bollerwagen durch den NP-Markt zuckeln. (Und dabei ein Weihnachtslied singen.) Was bei der Enge der "Kaufhalle", wie alte Barbyer noch sagen, nicht einfach ist. Doch die meisten Kunden machen Platz, beobachten die Szene amüsiert.
"Hier, die schenken wir euch, weil ihr so lieb seid."
Die sieben Kinder der ältesten Gruppe und Erzieherin Dagmar machen diesen Einkaufstripp nicht nur zum Vergnügen. Erstens müssen für das Nikolausfest Lebensmittel geordert werden, zweitens hat die Geschichte einen didaktischen Hintergrund. Kita-Leiterin Iris Jacob sagt es so: "Einige Kinder in dem Alter können schon bis 100 zählen. Aber wenn man fragt, welche Zahl beispielsweise vor der Acht kommt, wirds schon schwieriger."
Der Einkauf im Supermarkt soll der Theorie also durch Praxis auf die Sprünge helfen. Die Sprösslinge lernen, wie viel die Lebensmittel kosten, wie groß überhaupt eine Menge von 140 Brötchen oder 220 Würstchen ist. Da braucht man nämlich schon große Kartons.
NP-Vizechefin Barbara Jutrowska hat die Waren vorbereitet. "Hier, die schenken wir euch noch, weil ihr so lieb seid", stellt sie zwei Hürden mit Clementinen zusätzlich in den Bollerwagen. Auch alles andere bekommen die "Elbespatzen" zu Sonderkonditionen.
Dagmar Krüger hält derweil ein durchsichtige Tasche hoch, in der Geldscheine zu sehen sind. Ganz vorne steckt ein "Fünfziger". "Na", sagt sie, "wie viel ist das?" "Ein 500-Euro-Schein", strahlt Pia. "Da hättet ihr aber an der Kasse ein Problem", lacht ein Kunde im Vorbeigehen.
Für viele Kinder völlig unverständlich ist die Tatsache, wie ihre Eltern eigentlich zu Geld kommen. Sie sehen Mama oder Papa am Geldautomaten, wie sie ein Bündel Scheine ziehen. Doch wo kommt dieses Geld eigentlich her?
Wie so oft im Leben haben die Eltern eine große Vorbildfunktion. Noch lange bevor Kinder die einzelnen Münzen und Scheine auseinander halten und deren Wert einschätzen können, bekommen sie schon mit, wie die Eltern damit umgehen. Die finanzielle Situation ist in jedem Haushalt anders.
In einigen Familien sind beide Elternteile voll berufstätig und verdienen gut. In anderen jedoch muss jeder Cent dreimal umgedreht werden.
Unter den "Elbespatzen" sind einige, die noch nie aktiv im Supermarkt eingekauft haben. Es dauert nicht lange, da quillt der Bollerwagen über und der Trupp stellt sich fröhlich an der Kasse an. Dagmar Krüger fingert ein paar Scheine aus dem Etui, die Kasse piept, ein Bon schiebt sich aus dem Schlitz und sie bekommt ein paar Münzen zurück. Die Kinder sagen bitte und danke, wie man es im Zwischenmenschlichen Bereich tun soll und auf Wiedersehen. Auch Höflichkeit gilt es zu erlernen. Ziemlich aufregend, das Ganze. Als noch eine Oma fragt, ob sie "schön eingekauft haben", stahlen die Knirpse.
Eigentlich sollten Brötchen, Würstchen, Gürkchen Co. beim Nikolausfest Donnerstagabend zusammen mit allen Gästen verputzt werden. Doch wie wir alle wissen, kam dieser Party ein Orkan namens "Xaver" in die Quere. Nun soll das Fest am Montag um 17 Uhr nachgeholt werden.