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Musik Tango-Schmiede lädt zum Tanz

Die Schönebecker Frank und Petra Schüler haben einen renommierte Tango-Musiker eingeladen.

Von Emily Engels 29.08.2018, 21:01

Schönebeck | Was für Frank Schüler einst Tango war, ist für seine Frau Petra das Motorradfahren. Denn als sie sich kennenlernten, hielt Frank Petras Leidenschaft, den Tango, für gefährlich und Petra Franks Hobby – das Motorradfahren. Warum das für diese Geschichte wichtig ist? Weil die beiden nach ihrem Kennenlernen einen Deal geschlossen haben: Wenn Petra Motorrad fährt, tanzt Frank Tango.

Dreieinhalb Jahre später sitzt Frank Schüler auf der Ledercouch in der Tango-Schmiede und sagt voller Inbrunst: „Tango ist der wundervollste Tanz, den man tanzen kann.“ Er gerät weiter ins Schwärmen: „Beim Tango geht es ums Führen und Folgen, nicht um einstudierte Schrittfolgen.“ Wie kann man den Tango dann überhaupt unterrichten? „Wir unterrichten das Gefühl“, so Frank Schüler, der tagsüber als Service-Leiter einer Gabelstapler-Firma arbeitet.

Petra Schüler, die als freiberufliche Pädagogin in Magdeburg arbeitet, ist schon länger – seit 2000 – begeisterte Tango-Tänzerin. Sie erinnert sich noch an den langwierigen Prozess, der es damals für sie war, den Tanz zu lernen. „Es gab keine Choreographien, viele Jahre bin ich einfach so dahingegangen“, erinnert sie sich. Irgendwann wurde es zu ihrer Leidenschaft – und letztendlich auch zu Franks. Petra Schüler sagt: „Ich habe Frank gnadenlos an den Tango verloren.“

Die Tango-Schmiede ist – wie der Name schon verrät – in einer alten Schmiede in Schönebeck. Hier unterrichten Frank und Petra Schüler den Tango Argentino. Obwohl die Schmiede heute vollkommen renoviert und neu dekoriert ist, kann man die alte Werkhalle, in der einst mit Hitze, Glut und Feuer Metall verarbeitet wurde, noch immer spüren. Neben dem Schmiedeofen hängt da beispielsweise noch eine alte Schmiedeschürze, auch etwas Werkzeug ist geblieben. Und selbst der leicht rußige Geruch nach Schmiede scheint in dem Gemäuer fest verankert. Der elegante Parkettboden aus Eichenholz und Bilder von tanzenden Paaren, die Frank Schülers Schwester gemalt hat, zeigen dem Besucher, dass hier heute definitiv kein Metall mehr geschlagen wird.

Für Frank und Petra Schüler steckt hinter den Räumlichkeiten, die Tanzstudio und Nachtclub in einem sind, vor allem viel Arbeit. Planung und Bau haben insgesamt ein Jahr gedauert. Das Paar fühlte sich während dieser Zeit so sehr in ihre Bauarbeiter-Rolle versunken, dass sie sich auch echte „Arbeiter-Spitznamen“ gegeben haben. „Wir hießen zu dieser Zeit Paule und Kalle“, sagt Petra lachend und zeigt Fotos von sich und ihrem Mann in blauen Bauarbeiter-Latzhosen.

So mussten beispielsweise die sanitären Anlagen komplett eingebaut werden, ein Durchgang zwischen zwei Räumen eingebaut und der Fußboden erneuert werden. Bei letzterem handelt es sich laut Frank Schüler um das Herzstück des Raumes. Möbel- und Einrichtungsstücke stammen von Flohmärkten oder gebraucht aus dem Internet.

Gerade, weil es so viel Arbeit war, die Tango-Schmiede auszubauen, sind Petra und Frank Schüler umso glücklicher darüber, wie sich die alte Industriehalle entwickelt hat – und wie gut sie angenommen wird. Denn neben den Tanzkursen veranstalten die beiden „Neolonga“-Nachmittage und -Abende. Dabei handelt es sich um Veranstaltungen mit Live-Musik. Besonders stolz sind sie darauf, dass sie für den nächsten „Neolonga“-Nachmittag den berühmten Tango-Künstler Carlos Libedinsky aus Argentinien gewinnen konnten. „Das ist schon eine besondere Ehre“, sagt Petra Schüler strahlend.

Bei den „Neolonga“-Veranstaltungen wechseln die Partner untereinander. Petra Schüler spricht, wenn sie vom Tango erzählt, von der „Verschmelzung der Seelen“. Macht das nicht eifersüchtig, wenn der eigene Mann plötzlich mit der Seele einer anderen Frau verschmilzt? Die beiden schauen sich kurz an. Dann sagt Petra: „Ich denke, es geht auch darum, dem anderen etwas zu gönnen.“ Sie freue sich, wenn ihr Frank einen guten Tanz hatte. Sie findet außerdem, dass der Tanz mit anderen einen weiterbringt. Sie sagt: „Die besten Tänzer sind die, die früh loslassen.“

Petra Schüler hat damals noch etwas anderes losgelassen: Ihre Angst vor dem Motorradfahren. Eine richtig gute Tänzerin eben.