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Musiksommer Glücksfälle für Pretziener Musiksommer

2019 startet der Pretziener Musiksommer eher als sonst - aus gutem Grund.

Von Heike Liensdorf 09.05.2019, 01:01

Pretzien l So eine Gelegenheit wollte sich Pfarrer Michael Seils nicht entgehen lassen. Das Helsingør Domkirkes Skt. Olai Vokalensemble gastiert in Magdeburg. Der Konzertchor mit 28 Sängern, überwiegend professionelle Musiker, tritt bei der Europäischen Chornacht auf. Und dann sei die Anfrage gekommen, ob sie auch eine Kirchenmusik des Pretziener Musiksommers bestreiten können. Wenn sie schon einmal in Deutschland seien, würden sie gern noch einen zweiten Auftritt haben. Da ließ sich Pfarrer Seils nicht zwei Mal bitten und verlegte die Veranstaltungsreihe kurzerhand vor. „Das ist ein Glücksfall. Nicht nur, dass sie Stücke singen, die man nicht jeden Tag zu hören kriegt. Die Sänger wollen kein Honorar. Die Kollekte ist dann komplett für an der Kirche anstehende Arbeiten.“ Am Sonnabend, 11. Mai, sind die Gäste aus Dänemark somit nun auch in Pretzien zu erleben.

Die Kirchenmusiken sind wieder eine bunte Mischung. Künstler, die seit Jahren der St.-Thomas-Kirche die Treue halten, werden dabei sein. Natürlich, betont Michael Seils. Das Orgelkonzert von Prof. Matthias Eisenberg (15. Juni) sei mittlerweile eine ebenso feste Größe wie das Klavierkonzert von Sofja Gülbadamova (31. August). Kein Sommer ohne Joachim Schäfer (10. August) – mit wechselnder Begleitung – und der Mitteldeutschen Kammerphilharmonie (8. September) – dann schon mit neuem Dirigenten.

Pfarrer Seils freut sich aber eigentlich auf jede Kirchenmusik. Jede habe ihr Besonderheit. Jede werde das Publikum begeistern, davon ist er überzeugt. Zum Beispiel der Künstler Vicente Patiz (25. Mai), der schon einmal in Pretzien aufgetreten ist. „Er macht immer ein Feuerwerk auf der Bühne“, schwärmt er. Patiz spielt verschiedene Gitarren, hat sich sogar eine 24-seitige mit mehreren Hälsen bauen lassen. „Er ist ein sehr lebensfroher Mensch, ein ganz kunstfertiger Gitarrist. Er steht alleine da und doch denkt man, es spielt ein ganzes Orchester“, so Michael Seils.

Ganz genau hinhören sollten die Besucher auch beim Auftritt des Ensembles Nusmido (14. September). Die fünf jungen Menschen geben die Stationen im Leben Marias in Form spätmittelalterlicher Motetten wieder – mal fünfstimmig, mal zwei- oder dreistimmig mit Flötenbegleitung. „Und wenn Sie sich fragen, was es mit dem Namen des Ensembles auf sich hat – die Auflösung gibt es im Programm und Sie werden überrascht sein“, macht Seils neugierig.

Außer der Reihe gibt es einen Einblick in das deutsch-russisches Orgelfestival, das es seit Jahren in Halle stattfindet. „Orgelschüler, die in Petersburg und Moskau Wettbewerbe gewonnen haben, werden eingeladen, hier einen Meisterkurs zu absolvieren. Und sie geben drei Konzerte. In der Ulrichskirche Halle, in Bernburg – und bei uns“, erzählt Michael Seils. Die Freude über den Auftritt der Orgelschüler aus Petersburg, Moskau und Halle am 21. Juni beim Pretziener Musiksommer ist nicht zu überhören.

Wie das gekommen sei? „Das hat sich so ergeben ...“, meint er nur und schmunzelt. Noch so ein Glücksfall. Das Künstler-Netzwerk wachse von Jahr zu Jahr und die Besucher würden davon immer wieder aufs Neue profitieren.

Und um nochmal auf die Orgelschüler zurückzukommen: „Das sind Schüler, die zwischen 13 und 17 Jahre alt sind. Das Publikum wird staunen, was die Jugend auf der Orgel leisten kann“, so Seils.

45 Jahre Pretziener Musiksommer ... Viele Besucher sind Stammgäste. Sie kommen seit Jahren zur Veranstaltungsreihe, sind also auch nicht mehr die Jüngsten. Pfarrer Michael Seils weiß darum. „Ich will mehr schauen, wie wir auch Jüngere erreichen können. Mit dem Programm setzen wir ja auch auf moderne Töne wie Blues mit Vicente Patiz. Aber die Gäste müssen wenigstens einmal kommen, damit wir eine Chance haben, sie halten zu können.“