Nach 30 Jahren Abschied vom Barkas

Ganze 30 Jahre lang haben die Feuerwehrleute den B 1000 gepflegt. Doch jetzt soll damit endgültig Schluss sein.

Von Jan Iven 03.09.2018, 01:01

Frohse l Irgendwie fühlen sich die Feuerwehrleute der Alters- und Ehrenabteilung in Frohse gerade fast ein bisschen beraubt. „Die haben uns den Barkas einfach weggenommen“, sagt einer von ihnen. Wobei mit „die“ wahlweise das Ordnungsamt der Stadt Schönebeck oder gleich die ganze Stadtverwaltung gemeint ist. Denn die Stadt stellt das alte Fahrzeug mit Anhänger derzeit gegen Höchstgebot im Internet zum Verkauf. Das Mindestangebot liegt bei 5000 Euro.

Und das gegen den Willen der Kameraden in Frohse. „Ich habe den Barkas 30 Jahre lang gepflegt und immer wieder repariert“, erzählt der 77-jährige Brandmeister Bernd Krüger, der früher als Mechaniker bei der Stadt Schönebeck gearbeitet hat. Als Feuerwehrmann hat er auch den Barkas in Schuss gehalten. Bremsen, Kupplung, Zylinderkopf: Alles hat er im Laufe der vergangenen 30 Jahre schon einmal repariert.

1988 hatte die Feuerwehr den B 1000 als Kommandeursfahrzeug vom Chemnitzer VEB Barkas bekommen. Obwohl er eigentlich für die Einsatzleitung gedacht war, wurde er als Mannschaftstransportwagen genutzt. Als eines der ersten Feuerwehrfahrzeuge der DDR hatte er eine seitliche Schiebetür. Außerdem war der Kleinbus mit ABC-Schläuchen, Atemschutzgeräten und einem Stromaggregat ausgerüstet.

In den 30 Jahren hat der Barkas einige Einsätze mitgemacht. Stadtteilwehrleiter Michael Pohle erinnert sich an einen Großbrand in den 1990er Jahren. „Ich bin im Barkas mit Bürgermeister Hans-Jürgen Haase zum Supermarkt gefahren, um neue Getränke für die Kameraden zu kaufen“, erzählt er. Der Bürgermeister musste auf der ganzen Fahrt das Martinshorn per Hand bedienen. Anschließend wollte Haase eine neue Sirene besorgen. „Hat er aber nicht gemacht“, sagt Pohle und lacht.

Bis Ende 2017 war der Barkas als Mannschaftstransportwagen bei Einsätzen dabei. Seitdem wurde er für Ausfahrten genutzt. Kilometerstand: 22.309. Zuletzt hat die Stadt das Fahrzeug bei der Feuerwehr an der Tischlerstraße unterbringen lassen. „Es entspricht nicht mehr den aktuellen technischen Anforderungen an Einsatzfahrzeuge“, so Stadtsprecher Hans-Peter Wannewitz.

Die Stadt dürfe Vermögenswerte nur nach ihrem Verkaufswert veräußern und nicht an Traditionsgruppen der Feuerwehr verschenken. Zumal das Fahrzeug dann weitere Kosten für die Stadt verursachen würde und der Haushalt den Erhalt eines Oldtimers nicht hergeben würde.

Gespräche zwischen der Stadt und den Kameraden führten zu keiner Lösung. „Ich soll ein Gebot für den Barkas abgeben“, sagt Bernd Krüger ungehalten. „Dabei habe ich ihn 30 Jahre lang gepflegt. Ich biete nicht.“ Jetzt hoffen die Kameraden in Frohse auf ein Wunder. Irgendwo würde sich für den alten Barkas in Frohse dann schon ein Platz finden lassen.