Bei Einwohnerversammlung zur Erweiterung der Anlage in Damaschkeplan informiert Investor über Ziele Nach Erweiterung: Wohngebiete mit Biogas heizen
Nach einer möglichen Erweiterung sollen zur Biogasanlage in Damaschkeplan jährlich zusätzlich rund 5500 Tonnen Mais und 1050 Tonnen Gülle angeliefert werden. Anwohner äußerten bei einer Versammlung ihre Bedenken.
Calbe/Damaschkeplan l Die Pläne klingen vorausschauend. Siegfried Schütze und sein Team stellten das Projekt, die Erweiterung der Biogasanlage in Nachbarschaft der Ferkelproduktion in Damaschkeplan am Dienstagabend im Feuerwehrdepot in der Arnstedtstraße vor. Bürgermeister Dieter Tischmeyer hatte die Versammlung im Rahmen einer frühzeitigen Bürgerbeteiligung einberufen, 15 Bürgerinnen und Bürger hörten den Ausführungen zu. Dreh- und Angelpunkt der Erweiterung ist die Errichtung eines weiteren Gärrestbehälters (Volksstimme berichtete). Nach den Ausführungen des Investors soll damit künftig mehr Biogas produziert werden können.
"Eine Grundlast in der Wärmeversorgung von Wohnblöcken in der Großen und Kleinen Mühlenbreite können wir sicherstellen"
Siegfried Schütze, Projektleiter
In Zukunft könnten so Wohnblöcke der Wohnungsgenossenschaft "Einheit" Calbe (WEC) in der Kleinen und Großen Mühlenbreite über ein neues Blockheizkraftwerk beheizt werden, was letztendlich Auswirkungen auf die Miet- und Nebenkostengestaltung jedes einzelnen Mieters nach sich ziehen könnte. "Eine gewisse Grundlast in der Wärmeversorgung könnten wir sicherstellen", erklärte Schütze. Dafür sei eine Verrohrung von Damaschkeplan bis zu einem neuen Blockheizkraftwerk im Gewerbegebiet West eine weitere Voraussetzung.
Doch das ist bislang noch Zukunftsmusik. Aus Sicht des Investors geht es erst einmal darum, in Zusammenarbeit mit der Stadt Planungsrecht zu schaffen, einen vorhabenbezogenen Bebauungsplan aufzustellen und den Flächennutzungsplan zu ändern.
Dabei sollen Bürger bereits in einer frühen Phase am Prozess beteiligt werden. Entsprechende Unterlagen liegen noch bis zum 17. Oktober im Bauamt in der Schloßstraße 3, für jedermann einsehbar, aus. Während dieser Auslegungsfrist können von jedermann Bedenken und Anregungen schriftlich oder während der Öffnungszeiten zur Niederschrift vorgebracht werden. Diese werden gesammelt und in die weiteren Verfahrensschritte eingearbeitet.
"Die Gewerbesteuer der Biogasanlage bleibt in Calbe. Wo der Firmensitz ist, spielt dabei keine Rolle"
Siegfried Schütze
"Mit welchen Auswirkungen haben die Anwohner, vor allem in Damaschkeplan, bei einer Erweiterung zu leben?", brachte Bürgermeister Dieter Tischmeyer, der die Versammlung leitete, die Frage auf den Punkt. Der Investor sprach von einer "geringen Erhöhung der Input-Stoffe". Auf Nachfragen bedeutet das im Klartext: Rund 5500 Tonnen Mais und 1050 Tonnen Gülle sollen zusätzlich zur Biogasanlage gefahren werden. "Das bedeutet doch letztendlich ein erhöhtes Verkehrsaufkommen in ganz Calbe", monierte beispielsweise Harald Tandler.
Einige Einwohner von Damaschkeplan kritisierten den miserablen Zustand der Landesstraße 65 zwischen Calbe und Jesar, die aufgrund ihrer Betonplatten einen derartigen Verkehrszuwachs nicht mehr verkraften würde. Viele fühlen sich seit langem von Calbe abgeschnitten und in ihren Interessen nur wenig vertreten. "Die Biogasanlage wird schon jetzt auch in der Nacht und am Wochenende angefahren", sagte Sven Ritter und bestätigte damit die Aussage eines Anwohners, der in direkter Nachbarschaft wohnt. Dieser fragte aus Angst vor giftigen Stoffen: "Warum wird ständig überschüssiges Gas abgefackelt?" Der Investor sicherte zu, diese Missstände abzustellen. Jens Feustel dagegen appellierte daran, dass die Stadt eine starke Position einnehmen sollte und nur eine vertragliche Regelung zwischen Stadt und Betreiber eine verbindliche Sicherheit bringen würde. Zudem stand die Frage im Raum, ob Calbe überhaupt von der anfallenden Gewerbesteuer profitieren würde, denn der Hauptsitz der eeMaxx Energy Systems GmbH befindet sich im niedersächsischen Örtchen Garrel. "Die Gewerbesteuer bleibt in Calbe. Wo der Firmensitz ist, spielt dabei keine Rolle", meinte Siegfried Schütze und berief sich auf Gespräche mit Juristen.
Zum zweiten Teil der Einwohnerversammlung, die Ergebnisse einer Lärmkartierung für die Magdeburger, Arnstedt- und Nienburger Straße wird morgen berichtet.