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Salzlandkreis Nein zur Resolution: Kein Pakt gegen die Wölfe

Naturschutz auf der einen Seite, Weidetierhaltung auf der anderen: Die Rückkehr wild lebender Wölfe geht verstärkt mit Übergriffen auf Schafe & Co. einher. Der Salzlandkreis sieht kaum Handlungsbedarf.

Von Sabine Lindenau Aktualisiert: 09.07.2021, 14:12
Längst keine Seltenheit mehr in Sachsen-Anhalt: Wölfe. Im  Jerichower Land wurde eine Resolution zur Bestandsregulierung auf den Weg gebracht. Der Salzlandkreis unterstützt sie aber nicht.
Längst keine Seltenheit mehr in Sachsen-Anhalt: Wölfe. Im Jerichower Land wurde eine Resolution zur Bestandsregulierung auf den Weg gebracht. Der Salzlandkreis unterstützt sie aber nicht. Foto: dpa

Schönebeck/Staßfurt - Er galt fast 150 Jahre lang aus ausgerottet. Seit zwei Jahrzehnten erobert sich der Wolf Stück für Stück seine alten Lebensräume zurück. Auch in Sachsen-Anhalt. Während er im Salzlandkreis kaum in Erscheinung tritt, gab es im Jerichower Land schon etliche Übergriffe auf Nutztiere.

„Der Wolf kennt keine Grenze“, weiß Johann Hauser (FDP). Der Agrarexperte macht sich in erster Linie Sorgen um die Weidetiere. „Der Schaden ist ja unerträglich“, sieht der gebürtige Bayer die Landespolitik in der Pflicht. Im Kreisentwicklungsausschuss entbrannte am Mittwoch eine kurze Debatte über eine Anfrage aus dem benachbarten Jerichower Land, eine Resolution unter dem Titel „Forderung zur Regulierung des Wolfbestandes“ zu unterstützen. Kern ist der Wunsch, das Jagdrecht zu novellieren. Mit dem Ziel, „Problemwölfe bestandsmindernd auszusondern, bevor sie weiteren größeren Schaden unter Nutztieren verursachen.“ Die Kreisverwaltung empfiehlt die Unterstützung aus rechtlichen Gründen nicht. „Warum denn nicht?“, fragte Hauser nach. Auch Prof. Dr. Martin Kütz (SPD) sprach sich dafür aus, mit dem Nachbarkreis zusammenzuarbeiten. „Auch wenn bei uns gerade keine Wölfe herumlaufen.“

Keine trifft es fast. In der Region wurde für die Jahre 2019/20 lediglich ein Rudel verzeichnet, im Jerichower Land fünf. Weitaus gravierender ist der Unterschied bei der Zahl der Übergriffe. Wie aus dem Wolfsmonitoring hervorgeht, gab es zwischen 2008 und 2020 im Salzlandkreis fünf Übergriffe, bei denen der Wolf Verursacher ist oder als solcher nicht ausgeschlossen werden kann. Nebenan waren es hingegen 120. Weil der Wolf zu den geschützten Arten zählt und signifikante Konfliktsituationen im Salzland fehlen, ist die Verwaltung gegen eine Resolution dem Land gegenüber, argumentiert der zuständige Fachbereichsleiter Thomas Michling. „Das würde gegen Bundesrecht verstoßen.“ Ausschussvorsitzender Dr. Gunnar Schellenberger (CDU) stimmte dem zu. Das Signal, das an den Nachbarkreis rausgehe, sei dennoch ein positives: „Wir beschäftigen uns intensiv mit dem Thema. Aber es gibt gewisse Rechtmäßigkeiten.“ Sowohl auf Kreis- als auch auf Landesebene werde die Entwicklung verfolgt.

„Das Wolfsproblem wird in der neuen Landtagslegislatur eine entsprechende Rolle finden, weil es so nicht weitergeht“, ließ Hauser durchblicken. Der Liberale, jüngst selbst in den Landtag eingezogen, wird sich auch auf Landesebene intensiv mit den Wölfen und der Frage, ob eine friedliche Koexistenz möglich ist, befassen. Der Agrarexperte sieht die Weidetierhaltung gefährdet. Wenn er daran denke, wie ein Wolf Kälber zerreißt, „dann nicht an der Gurgel, sondern von hinten. Da ist Schluss mit Tierwohl“, wetterte er.

Das Jerichower Land hat all seine unmittelbaren Nachbarn einbezogen, bislang aber noch keine Resonanz erhalten. „Jede Region ist unterschiedlich stark von der Wolfspopulation betroffen. Die politischen Vertreter bilden sich darauf eine eigene Meinung, die es zu respektieren gilt“, so Landrat Steffen Burchhardt.