22-jährige Ukrainerin erlebte vor Jahren selbst die Hilfe des Mirgorod-Projektes Ohne die "Barbyer Erfahrungen" würde die junge Jenia heute keine Behindertengruppe leiten
Prof. Manfred Rühmland, Chef des gemeinnützigen Vereins "Mirgorod Projekt" berichtete beim Barbyer Neujahrsempfang davon, wie Hilfe zur Selbsthilfe in der Ukraine praktisch funktionieren kann. Dem gingen Erfahrungen voraus, die eine junge Diabetikerin in Deutschland machte.
Barby l Rühmlands Dank wurde beim Neujahrsempfang auf heitere Weise in Szene gesetzt. An Bürgermeister Jens Strube gewandt, sagte der Wahl-Ukrainer: "Ich habe hier ein Buch für dich, Jens: Es ist nicht von Lenin, nicht von Stalin und auch nicht von Putin ..." Beim Aufschlagen des dicken Wälzers sah man, dass er zwar einen geistigen, aber keinen literarischen Inhalt hatte. Darin befand sich eine Schnapsflasche mit zwei Gläsern ...
Manfred Rühmland erläuterte den Nichteingeweihten beim Empfang: "Ohne die riesige Unterstützung wäre das Mirgorod-Projekt nicht möglich gewesen." Zur Erklärung: Mit Hilfe der Elbe-Saale-Klinik, Bürgern, Firmen und Vereinen konnte fast zehn Jahre lang diabeteskranken Waisenkindern nahe Tschernobyl geholfen werden. Unter den Paten waren auch Diabetes-Selbsthilfegruppen aus Barby und Schönebeck.
Das jüngste Hilfsprojekt galt der 23-jährigen Maryna Jaishko, die vor einem Jahr operiert wurde, wodurch ihr Augenlicht gerettet werden konnte. Dabei kamen mehrere tausend Euro Spendengelder zusammen. Die Spendenaktion hatte das "Mirgoroder Projekt" in Zusammenarbeit mit der Volksstimme organisiert.
Heute stehen die Kinder von damals auf eigenen Beinen. Rühmland ist sich sicher, dass einige von ihnen ohne die deutsche Hilfe nicht überlebt hätten, da die Diabetestherapie in der Ukraine sehr mangelhaft sei.
Ich habe keine Perspektive. Am liebsten würde ich sterben"
Der aus Magdeburg stammende Jurist äußerte beim Neujahrsempfang erneut eine Bitte: In der Ukraine möchte man eine Partnerschaft zu einem Schwerbehindertenverein in unserer Region aufbauen. Leiterin der dortigen Hilfsgruppe ist die 22-jährige Jenia, die selbst Mirgorod-Kind war. Ihr Pate war die Barbyer Familie Strobel, zu der noch heute Kontakte bestehen. Manfred Rühmland berichtete stolz, dass Jenia nicht nur durch die Barbyer Hilfe ins Leben zurück fand, sondern sich heute für geistig und körperlich behinderte Menschen in ihrer Heimat engagiert. "Hätte sie diese großartige Hilfe nicht am eigenen Leib erfahren, würde sie vermutlich heute kein solches Projekt leiten", sagte Rühmland. Ein klassisches Beispiel der Hilfe zur Selbsthilfe.
Prof. Manfred Rühmland ist selbst seit Jahren Diabetiker. Ein Schlüsselerlebnis war für ihn ein Ferienlager 1998 in Deutschland. Darin erlebten Waisenkinder wahrhaft die schönsten Tage ihres Lebens, weil zum ersten Mal ihre Blutzuckerwerte auf einen medizinisch vertretbaren Stand sanken. Mit Hilfe der Elbe-Saale-Klinik Barby konnte eine in der Ukraine unbekannte Therapie eingeführt werden. "Wir hatten der Auffassung im Land \'Diese Kinder braucht keiner\' den Kampf angesagt. Seit dieser Zeit haben wir fast täglich Anfragen wie: \'Mein Insulin ist zu Ende; Ich habe keine Perspektive. Am liebsten würde ich sterben\'", erinnerte sich Rühmland. Die Tschernobyl-Katastrophe verstärkt die Anfälligkeit der Kinder für Infektionen. In der Ukraine leben zwei Drittel unter der absoluten Armutsgrenze in der Welt.
Welcher Verein mehr über das Hilfsprojekt wissen möchte: Informationen über die Barbyer Stadtverwaltung, Telefon (039298) 6720