Sprach-Kita Persischer Übersetzer gesucht
Als Sprachkindertagesstätte ist das Calbenser „Haus des Kindes“ ausgewiesen. Jetzt sucht die Kita nach einem persischen Übersetzer.
Calbe l Bara Al Hussein blickt nicht nur voller Unverständnis auf vor ihr liegende Unterlagen, in denen ihr die Regularien zur Betreuung ihrer Kinder in der Kindertagesstätte (Kita) „Haus des Kindes“ erklärt werden. Nein, sie liest und versteht, welche Angaben von den Mitarbeitern benötigt werden. Das ist ein großer Fortschritt, findet Ines Grimm-Hübner.
Sie ist die Geschäftsführerin des Kreisverbandes der Arbeiterwohlfahrt (Awo) Salzland und dabei, als die syrische Vierfachmutter Al Hussein als Erste einen Blick auf die arabische Zusammenfassung wirft. Übersetzt hat sie Dilkovan Omar. Ebenfalls ein syrischer Zuwanderer, der nun bei der Beschäftigungsförderungs-, Qualifizierungs- und Innovationsgesellschaft (BQI) als Dolmetscher angestellt ist.
Insgesamt besuchten laut Kita-Leiterin Heike Espenhahn derzeit die Sprösslinge dreier arabischer Familien die Kita. „Den Bedarf an solch einem Infoblatt merkt man erst, wenn man drin steckt“, reagiert Grimm-Hübner auf die Frage, weshalb die Übersetzung nicht schon eher passiert ist. „Ja, es ist besser“, meint die seit 18 Monaten in Deutschland lebende Frau. Fragen gibt es trotzdem, denn Fachbegriffe und deutsche Amtssprache sorgen auch nach Übersetzung ins Arabische für Fragen. Stirnrunzelnd deutet sie auf die Frage nach Allergien oder bekannten Unverträglichkeiten ihres Kindes. Omar erklärt es der jungen Mutter noch einmal – mit Erfolg.
Manchmal muss ein Sachverhalt nur noch einmal mit anderen Worten erklärt werden, wissen die Erzieherinnen. „Deshalb werden wir die Zusammenarbeit mit Herrn Omar auch fortsetzen“, fügt Espenhahn an. Anfangs habe man sich mit Bilddokumenten beholfen, auf denen angekreuzt wurde, was die Eltern ihren Kindern mitgeben sollen. Zusätzlich arbeiteten die Erzieherinnen im „Haus des Kindes“ mit sogenannten Erzieher-Dolmetscher-Büchern, die fachspezifischen Wortschatz enthalten. Den gibt es auch für das Arabische. Die Hilfe von Omar solle aber in jüngster Zeit zur Übersetzung der Einladungen zu einem Elternabend bereits erneut in Anspruch genommen werden.
Zurück zum Fragebogen: Auf dem wird auch nach Fluchterfahrungen gefragt. Bara kreuzt ein „Ja“ an. Weiterführende Aussagen möchte Al Hussein nicht treffen. Dieser Punkt diene den Erziehern als bessere Grundlage, ihre Pädagogik auf das betroffene Kind abzustimmen. Apropos pädagogisch sinnvoll: Kinder sechs unterschiedlicher Nationalitäten besuchen die Kita derzeit. Damit das tolerante Denken schon im Kleinkindalter genährt wird, finden sich neben deutschen, englischen und russischen nun auch arabische Schriftzüge an den Wänden.
Kinder können so etwa Monatsnamen, Jahreszeiten und Zeitangaben in anderer Sprache wahrnehmen. Bei dieser Gestaltung hilft Bara Al Hussein mit. Und sie hat dabei die Tschetschenin Yasmina Ismailora kennengelernt. Letztere beherrscht die deutsche Sprache bereits besser und lernt diese nun gemeinsam mit der Syrerin. Jeden Donnerstag in der Zeit von 16 bis 17 Uhr findet in der Kita ein Familienspielekreis statt, der ein solches Kennenlernen ermöglicht.
Es fehle nur noch jemand, der vom Deutschen ins Persische übersetzen kann, so Grimm-Hübner. Denn demnächst werde ein iranische Familie erwartet. Auch für diese solle es eine Zusammenfassung des Betreuungsvertrages auf Persisch geben.