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Vor zehn Jahren ist der Zinzendorf-Schulbetrieb aufgenommen worden "Premiere-Klasse" trifft sich in Gnadau

Von Thomas Linßner 20.06.2012, 05:19

Klassentreffen sind eine beliebte Art, alte, lange aus den Augen verlorene Freunde wiederzusehen und in Nostalgie zu schwelgen. Die vor zehn Jahren eingeschulte 1. Klasse der Gnadauer Zinzendorfschule traf sich jedoch noch während ihrer Schulzeit.

Gnadau l Als Jonas Meussling mit der Schultüte zum ersten Klassenfoto seines jungen Lebens antrat, war er ein bisschen der Star. Seine Eltern hatten die Tüte mit einem selbstgebastelten grünen Frosch zu etwas ganz Besonderem gemacht.

Das ist zehn Jahre her.

Jonas zählte zusammen mit 17 anderen Kindern zur Premiereklasse der Evangelischen Zinzendorfschule, die jetzt ihr erstes Klassentreffen feierte. Angeschoben wurde es von einigen Eltern, die bei Schulleiterin Beate Wendel sofort ein offenes Ohr fanden. "Sie waren die Mutigen, die ihre Kinder bei uns eingeschult haben, obwohl es noch keine richtige Schule gab", begrüßte Beate Wendel Schüler und Eltern am vergangenen Freitag.

Warum? Das heutige Schulhaus stand noch nicht zur Verfügung, die Erstklässler und deren Lehrer mussten sich für gut einen Monat mit einer provisorischen Lösung im Schwesternhaus zufrieden geben.

Auch in den folgenden Jahren brauchte das historische Zinzendorfschulhaus im Mühlweg noch einige Umbauten und Sanierungen, bis es zu dem wurde, was es jetzt ist.

Dass Eltern und deren Kinder sich zu einem gemeinsamen Klassentreffen zusammenfinden, ist wohl eher die Ausnahme. "Wir waren aber schon damals eine Truppe, die sich gut verstand", erzählt Britta Kanis aus Calbe. Die Mutter des 17-jährigen Adrian hatte zusammen mit dem "Team der Abschlusszeitung" die Idee für das Treffen ausgearbeitet.

Die ABC-Schützen von damals verstreute es nach Abschluss der vierten Grundschulklasse in verschiedene Himmelsrichtungen. Die meisten besuchen ein Gymnasium, andere werden nach der Sekundarschulzeit im September eine Ausbildung beginnen. "Das war auch der Grund für das Treffen. Später bekommt man sie vermutlich schwerer zusammen", verriet Britta Kanis.

Hieronymus Meussling und Christian Bartels dürfen für sich in Anspruch nehmen, die "Ideen-Väter" der Schulneugründung zu sein. 1999 erarbeiteten sie zusammen mit Andreas Tasche eine Satzung für den 2000 gegründeten Schulförderverein. "Wir hatten eine Vision. Aber anfangs haben uns die Zweifler belächelt", erinnert sich Meussling. In den ersten drei Jahren musste die Zinzendorfschule vollkommen ohne staatliche Mittel auskommen, die erforderlichen Gelder waren in dieser Zeit vor allem durch die Evangelische Schulstiftung bereit gestellt worden.

Nahezu zeitgleich mit dem Beginn der Sommerferien traf vor sieben Jahren erfreuliche Post aus dem Kultusministerium ein: Mit Wirkung vom 1. August 2005 wurde den Gnadauern die Eigenschaft einer anerkannten Ersatzschule verliehen. Sie war damit die erste und einzige allgemein bildende staatlich anerkannte Ersatzschule im damaligen Landkreis Schönebeck. Die Anerkennung wurde ausgesprochen, da der Schulbetrieb entsprechend der Genehmigungsvoraussetzungen seit 2002 kontinuierlich nach den geltenden schulrechtlichen Regelungen erfolgte.

Parallel dazu arbeitete man Pläne für die Sanierung des denkmalsgeschützten Hauses aus. Rund 1,5 Millionen Euro kostete der Umbau, der 2011 abgeschlossen werden konnte. Das Gebäude aus dem 18. Jahrhundert wurde umfassend saniert und modernisiert. Das Haus erstand nach allen brandschutztechnischen Vorschriften neu, die besonders in Schulgebäuden nicht von Pappe sind. So mussten die Holzbalkendecken von oben und unten beidseitig geschützt werden. Entstanden ist ein modernes Haus mit Atmosphäre, was nicht zuletzt am Ausbau des Dachbodens liegt.

2009 ging die Evangelische Zinzendorfschule Gnadau in die Trägerschaft der Johannes-Schulstiftung über. Ein Umstand, den Hieronymus Meussling als "sehr hilfreich" bezeichnet.