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Projekt Jugend stabilisieren und motivieren

Selbstfindung, Training, Anleitung, Betreuung, Initiative, Lernen - dafür steht "Stabil". Zwei Teilnehmer aus Schönebeck erzählen.

Von Heike Liensdorf 24.07.2018, 05:00

Schönebeck l Nico Gebel sägt Holz zu, hämmert, bohrt. Er baut an einem Insektenhotel. Einige hat er schon fertig, weitere werden folgen. Ausbilder Andy Mehlhahn gibt Tipps. Dem 20-Jährigen ist anzumerken, dass die Arbeit ihm Spaß macht. Nicht nur diese, eigentlich jede, die er bislang in der Werkstatt „Holz und Farbe“ in Schönebeck, Magdeburger Straße 256, übernommen hat. Die Werkstatt ist eine von fünf im Kreis im Rahmen des Projektes Stabil.

In Sachsen-Anhalt gibt es derzeit 16 Projekte des Programms Stabil. Ziel ist es, förderbedürftige Jugendliche so zu bilden und zu beschäftigen, dass sie anschließend integriert werden können in weiterführende Maßnahmen, Ausbildung oder Beschäftigung. Die Finanzierung erfolgt aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds in Zusammenarbeit mit den jeweiligen Jobcentern. Im Salzland liegt die Betreuung bei der EMS & Medi-Z gemeinnützigen GmbH - eine Verschmelzung von Elke Meister Schulen (EMS) gemeinnützige GmbH und Medi-Z Halle gemeinnützige GmbH.

„Der Regionale Arbeitskreis – darin sind unter anderem Vertreter von Landkreis, Grundsicherung, Sozial- und Wirtschaftspartner – befürwortete uns auch über den bisherigen Projektzeitraum hinaus als Projektträger. ,Stabil‘ geht damit in die Verlängerung bis zum 30. Juni 2020“, teilt Projektleiterin Susanne Engelmann freudig mit und betont: „Netzwerkpartnern und Jugendlichen wird somit Sicherheit und Planbarkeit gewährleistet.“

Das hört Nico Gebel gern. Der Großmühlinger ist erst seit März in der Schönebecker Werkstatt. Für ihn bedeutet die Verlängerung, dass er seinen hier begonnenen Weg weitergehen kann. Sein Ziel ist es, den Hauptschulabschluss nachzuholen. Im Projekt wird er darauf vorbereitet. „Eigentlich hatte ich mich beim Jobcenter gemeldet, um mich zwecks Job beraten zu lassen. Dann habe ich aber überlegt, ob ich nicht doch lieber meinen Hauptschulabschluss nachhole. Mein Fallmanager hat mir vom Stabil-Projekt erzählt“, so der 20-Jährige. Er habe nicht lange überlegen müssen. „Ein Abschluss ist besser, wenn man weiterkommen will.“ Was er dann gern erlernen möchte, weiß er auch: Medienkaufmann.

Ihm ist bewusst, dass er das hätte auch schon sein können. „In der Schule hatte ich keine Lust auf Lernen“, gibt er offen zu. Das ist nun anders. Die Arbeit in der Werkstatt und das Lernen aufs Abschluss-Ziel hin bereiten ihm Freude. „Ich würde das immer wieder machen und es jedem empfehlen. Ich werde hier super betreut“, sagt Nico Gebel und schaut zu Sozialpädagogin Andrea Sadlowski.

Das Projekt-Stabil-Jahr hat Chantal Heather Weber schon so gut wie beendet. Die Schönebeckerin absolviert derzeit ein Praktikum in der Tagesgruppe des Diakonievereins Heimverbund Burghof in Schönebeck. Im August startet ihre Lehre zur Kinderpflegerin. Die 23-Jährige blickt aufgeregt und erwartungsvoll in die Zukunft. Und ist dankbar, dass sie das Projekt Stabil wahrnehmen konnte, wie sie sagt. Die Schönebeckerin, die zeitweise in Genthin gelebt hat, erzählt, dass sie nach dem Schulabschluss eine Maurer-Lehre begonnen hat. „Mein Stiefvater ist Maurer.

Ich habe sein Arbeiten immer verfolgt und war begeistert. Das wollte ich auch machen.“ Doch sie vertrug den Kalkstaub nicht, bekam Asthma. Aufgrund der gesundheitlichen Probleme sei die arbeitslos geworden, berichtet sie. Dann hat sie Xenia Kati und Jason Lennox bekommen. Nach der Geburt ihrer heute Fünfjährigen hat Chantal Heather Weber im Genthiner Raum schon einmal an einem Stabil-Projekt teilgenommen. Zur Überbrückung bis zum beruflichen Neustart. Dann kam ihr heute Zweijähriger zur Welt und sie zog mit den Kindern nach Schönebeck.

Im Jobcenter habe man ihr dann „Stabil“ angeboten. „Ich war sofort begeistert und habe zugesagt. Und ja, es macht so viel Spaß“, schwärmt sie, denn: „Sie wollen hier erreichen, dass man im Berufsleben vorwärtskommt. Dank Frau Sadlowski habe ich es geschafft, dass die Berufsschule mich nimmt.“ Die Ausbilderin winkt bescheiden ab. Sie habe doch nur bei den Bewerbungsunterlagen geholfen. „Sie kommt so sympathisch rüber, das hat sie alles alleine geschafft“, spielt sie den Ball zurück. Die 23-Jährige sagt voller Stolz: „Als der Brief von der Berufsschule kam, habe ich mich so sehr gefreut. Jetzt drücke ich nochmal die Schulbank – sehr gerne sogar.“ Susanne Engelmann verfolgt das Gespräch und erklärt: „Ja, durch den guten Personalschlüssel beim Projekt ist eine sehr individuelle Betreuung möglich.“ Für zehn bis zwölf Teilnehmer sind ein Sozialpädagoge und ein Ausbilder vor Ort.

Für Chantal Heather Weber steht fest: Das Projekt Stabil habe in ihr die Motivation geweckt, noch einmal etwas Neues anzufangen. „Ich bin zwar am Ende des Tages geschafft, aber entspannter und zufriedener, als wenn ich mich nur um Haushalt und Kinder kümmern würde.“

Projektleiterin Engelmann hört das gern: „Erklärtes Ziel eindeutig erreicht.“