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Reisebüro Eine Branche kämpft ums Überleben

Immer mehr Ziele in Europa können trotz Corona-Pandemie wieder angesteuert werden. Reisebüros haben es derzeit dennoch schwer.

Von Andre Schneider 12.08.2020, 10:32

Schönebeck/Calbe l Facebook und Instagram sind zur Zeit voll von Urlaubsfotos. Was vor einigen Wochen noch unmöglich schien, scheint jetzt wieder zu funktionieren: eine Reise ins Ausland. Doch die heimischen Reisebüros belastet die Corona-Krise weiterhin schwer.

Den frustrierenden Alltag der Reiseverkehrskaufleute erleben Anika Schmidt und die Auszubildende Vanessa Weber hautnah. Sie arbeiten im Reisebüro Oase im Schönebecker Edeka-Center. „Wir haben im Moment vor allem mit der Rückabwicklung zutun“, berichtet Schmidt. Das sei in vielen Fällen sehr frustrierend.

„Selbst, wenn wir eine Reise gebucht haben, kann es sein, dass wir in ein paar Tagen alles wieder ändern müssen“, berichtet die Reiseverkehrskauffrau. Viele Kunden seien zur Zeit durch die Pandemie und die vielen Medienberichte verunsichert. „Es gibt viel Verunsicherung und Chaos. Kunden sind sich unsicher ob sie reisen wollen“, bestätigt auch Christin Fischer. Die Schönebeckerin arbeitet in einem Magdeburger Reisebüro.

Dabei, so sagt Anika Schmidt, sei reisen im Moment sogar entspannter. „Im Flugzeug geht es sehr gesittet zu. Außerdem ist es am Urlaubsort viel entspannter als sonst.“ Schmidt selbst hat in diesem Sommer Fuertaventura bereist. „In Spanien und auf den kanarischen Inseln wird die Situation sehr gut gelöst“, meint sie.

Reisen in diese Gebiete sind zur Zeit möglich. Laut einer Pressemitteilung des auswärtigen Amtes wird lediglich von nicht notwendigen Reisen in Gebiete außerhalb der EU oder des Schengenraumes gewarnt. Diese Reisewarnung wurde zunächst bis zum 31. August verlängert. Allerdings könne es, so heißt es in der Mitteilung, lokal zu Reisebeschränkungen kommen. Wenn die Infektionszahlen auf 50 Fälle pro 100 000 Einwohner ansteigen, können Reisewarnungen verhängt werden. Zur Zeit ist dies für Luxemburg, Teile Spaniens und der Türkei der Fall.

Gemäß den gesetzlichen Regelungen können Kunden eine Pauschalreise kostenfrei stornieren, wenn am Urlaubsort oder in dessen unmittelbarer Nähe unvermeidbare und außergewöhnliche Umstände auftreten, die die Durchführung der Pauschalreise oder die Beförderung von Personen an den Zielort erheblich beeinträchtigen.

Anika Schmidt wünscht sich von der Politik differenziertere Einschätzungen: „Auch in Ländern außerhalb der EU sind die Infektionszahlen niedrig. Dorthin könnte man problemlos reisen.“ Auch, wenn die Fernreisebranche derzeit nahezu brach liegt, eine Alternative liegt im Trend: Urlaub in Regionen, die Urlauber mit dem Auto erreichen können. „Die polnische Ostseeküste ist beispielsweise eine gute Alternative. Auch Kroatien kann man hervorragend mit dem eigenen Pkw erreichen“, gibt Schmidt einige Tipps. Ziele wie Österreich „gehen immer“, auch große Teile von Italien sind wieder erreichbar.

Wie verheerend die Situation für Reisebüros ist, verdeutlicht auch ein kurzes Statement von Dieter Garke vom gleichnamigen Reisebüro in Calbe: „Wenn man 80 Prozent Verlust verzeichnet, ist das alles andere als postiv.“