Ringen um Biogasanlage

26.10.2012, 17:15

Staßfurt (rki) Im Ringen um die geplante Ansiedlung einer Biomethangasanlage hatte Oberbürgermeister René Zok die Chefs der Fraktionen und Ausschüsse sowie Vertreter der Bürgerinitiative zu einem weiteren Gespräch eingeladen.Grundtext: Staßfurt l Als einziger der beiden im Gespräch befindlichen Investoren war Gerald Marunde von der Firma R.e Bioenergie GmbH Regensburg zu diesem Termin nach Staßfurt gekommen. Im Sitzungssaal des Rathauses stellte er das in der Stadt nicht unumstrittene Vorhaben noch einmal detailliert vor. ----

Das Unternehmen will die Anlage auf einem sechs Hektar großen Grundstück im Staßfurter Gewerbegebiet Nordost errichten. Sie würde so ähnlich ausfallen wie die in Holleben bei Halle (Saale), sagte Marunde. Der erste Kleingarten sei davon 536 Meter, das nächste Wohnhaus 568 Meter und die nächste Wohnsiedlung 813 Meter entfernt. ---- Benötigt würden dort pro Jahr 50 000 bis 60 000 Tonnen Einsatzstoffe wie Mais, Zuckerrüben oder Gras. Daraus sollen in einem Vermenter rund 700 Newtonmeter (Nm) Methangas mit einem Brennwert von 60 Millionen kWh pro Jahr entstehen, die in das Gasnetz eingespeist werden sollen. Zwei bis vier Millionen kWh Energie pro Jahr könnten konkurrenzlos billig an andere Firmen abgegeben werden, sagte der Projektleiter. ---- Mit diesem Vorhaben seien insgesamt fünf Dauerarbeitsplätze sowie weitere fünfzehn indirekte in der Landwirtschaft sowie bei regionalen Dienstleistern verbunden. Denn man beabsichtige Serviceleistungen im Umfang von rund drei Millionen Euro pro Jahr für den Ankauf der Rohstoffe sowie als Aufträge zu vergeben.---- Marunde: "Die Besonderheit des Konzeptes ist es, dass wir eine regionale Beteiligung ausdrücklich wünschen. Wir würden uns deshalb freuen, wenn kommunale Partner, wie zum Beispiel die Erdgas Mittelsachsen GmbH oder die Stadtwerke Staßfurt, Interesse an dem Projekt zeigen würden. Hier kann für die Region sehr, sehr viel passieren."---- Marunde räumte ein, dass es auf dem Betriebsgelände in Halle nach Landwirtschaft riecht. In 100 Meter Entfernung sei davon jedoch nichts mehr zu vernehmen. "Die Verdichter sind sehr laut, weil an diesem Standort keine Schalldämmung ausgeschrieben war", sagte der Projektleiter und fügte hinzu: "Wir werden dafür sorgen, dass das in Staßfurt anders wird als in Halle."---- R.e Bioenergie habe sich dazu entschieden, beim TÜV Nord ein Schall- und Geruchsgutachten für Staßfurt in Auftrag zu geben. Es soll voraussichtlich Mitte November vorliegen. ---- Die nicht unerheblichen landwirtschaftlichen Transporte aus fünf Bereichen werde es nur an drei Tagen pro Jahr geben, wobei der Löwenanteil aus dem nördlichen Bereich in die Stadt kommen werde, versprach Marunde. ---- Der Oberbürgermeister hält es für möglich, dass sich die Stadt mit dem Investor außerhalb des Genehmigungsverfahrens vertraglich darauf verständigt, dass die Firma eine Entschädigung zahlt, wenn es zu einer Beeinträchtigung kommt. All das kann die Bürgerinitiative, die gegen diese Anlage kämpft, aber nicht umstimmen. "Es ist nicht so, dass wir rausgegangen sind und sagen: ,Das machen wir jetzt\'. Unsere Kritik an der zu erwartenden Geruchsbelästigung und dem Verkehrslärm besteht unverändert", sagte Sprecher Jens Niehoff.---- FDP-Fraktionschef Johann Hauser vermisst eine klare Strategie auch der örtlichen Versorger. Ohne diese sei er für das Projekt nicht zu haben. Mit den Landwirten der Region, so Marunde auf Anfrage von Hauser, seien noch keine Abnahmeverträge für die benötigten 35 000 Tonnen Mais abgeschlossen worden. ---- Die Fraktion der Linken setze sich für die Nutzung nachwachsender Rohstoffe zur Energiegewinnung ein, sofern es sich dabei um Abfallprodukte handele, betonte Stadtratschef Dr. Walter Blauwitz.