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Elbe-Saale-Winkel wird weiter von Wassermassen beherrscht Rosenburger dürfen nur kurz mal in ihre Häuser

Von Thomas Höfs 17.06.2013, 03:33

Zuchau/GroßRosenburg l Am Sonnabendmorgen wurde mit einer Deichsprengung bei Breitenhagen der Rückfluss des Wassers eingeleitet. Die Wassermassen ziehen sich sehr langsam zurück. An eine Rückkehr ist für viele Menschen noch nicht zu denken.

Als am Sonnabendmorgen um 9 Uhr der Deich bei Breitenhagen explodierte, werteten die Fachleute die gezielte Sprengung zu 60 Prozent als Erfolg. Was die Einschätzung letztlich bedeutete, wusste der Ortsbürgermeister von Groß Rosenburg, Michael Pietschker, nicht so genau zu sagen. Offenbar war der Schutzdeich nicht so beiseite gesprengt worden, wie die Fachleute es erhofft hatten. Deshalb sollte es gestern eine weitere Sprengung geben.

Dabei geht es vor allem darum, dass das Wasser, welches einige Quadratkilometer zwischen Rosenburg und Breitenhagen überflutet hat, zurück in die Elbe findet. Während Fachleute in Breitenhagen fieberhaft versuchen den unversehrten Elbdeich in Breitenhagen zu zerstören, wird nur wenige Kilometer weiter krampfhaft versucht den zerstörten Saaledeich zu reparieren. Auch am Sonnabend flogen die Bundeswehrhubschrauber pausenlos in große Plastikbehälter gefüllten Sand zu der Bruchstelle im Deich.

Warum das Wasser nicht über den Deich wieder ausströmen könne, wundert sich Michael Pietschker. Täglich fährt er nach Rosenburg zur Wassergrenze und schaut, wie die Wassermassen langsam weichen. An den Häusern ist zu sehen, wie hoch das Wasser noch vor kurzem stand.

Am Sonnabend entscheidet der Katastrophenstab des Landkreises, dass Sachsendorf wieder für die Einwohner freigegeben wird. Obwohl hier vieles noch nicht funktioniert, freuen sich die Menschen auf die Rückkehr. Sachsendorf ist weitgehend trocken geblieben. Der Strom war zwar abgeschaltet. Mitarbeiter des Energieversorgers prüfen stundenlang die Hausanschlüsse und schalten die Häuser wieder an das Netz. Große Reparaturen sind hier nicht nötig.

Sorgen bereite den Bürgern vor allem die Entsorgung der verdorbenen Lebensmittel, schildert Michael Pietschker die Situation. Zunächst wünscht die Technische Einsatzleitung in Zuchau, die das überflutete Gebiet managt, dass Container für die Bürger aufgestellt werden. Wenig später entscheidet der Stab im Landkreis, dass die Entsorgung des Restmülltonnen am Sonntag in Sachsendorf anlaufen soll. Dort sollen die Bürger die Lebensmittel entsorgen. Gestern rollten die Müllfahrzeuge an, um die Tonnen zu entleeren.

Die Einwohner von Groß Rosenburg dürfen am Sonnabend für kurze Zeit in ihre Häuser zurück. Längst nicht der ganze Ort ist überflutet. Nur Teile des Ortes stehen unter Wasser, aber nicht so tief, zeigt Michael Pietschker bei einem Besuch.

Am Supermarkt hat sich das Wasser schon deutlich zurückgezogen. Erst dahinter fällt die Straße etwas ab und der Wasserstand wird höher.

Nach der obligatorischen Abstimmung mit der Technischen Einsatzleitung über die wichtigsten Meldungen des Tages, begibt sich Michael Pietschker täglich um 14 Uhr auf den großen Platz in Zuchau. Hier warten die evakuierten Bürger auf die Informationen. Mit einem Megafon spricht er ruhig und verständlich zu den Einwohnern. Als er ihnen ankündigt, dass die Groß Rosenburger für kurze Zeit in die Häuser dürfen, fragen einige Bürger laut, warum nur diese Einwohner. Doch die anderen überfluteten Orte seien noch nicht begehbar, sagt Pietschker.

In der Technischen Einsatzleitung hängen die Karten der evakuierten Orte. Anfangs hatten die Feuerwehrleute um den Rosenburger Abschnittsleiter Tino Puder noch mit Klebezetteln markiert, welche Straßen gesperrt sind, zeigt er.

Eine Woche harrt die Technische Einsatzleitung nun schon in Zuchau aus. Alle wünschen sich, dass sich das Wasser schnell zurückzieht und die Leute endlich wieder in ihre Häuser können. Doch leider sehe es danach draußen noch nicht aus.

Am Sonnabendmachmittag besucht die Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner die Kleinstadt Barby und interessiert sich zusammen mit Ministerpräsident Reiner Haseloff und Landwirtschaftsminister Hermann Onko Aeikens für einen Landwirtschaftsbetrieb in Barby. Dabei geht es um Hilfen für die Landwirte, die ihre diesjährige Ernte in der Region abschreiben können. Viele haben ihre Tier noch vor den Fluten retten können und müssen sich jetzt vor allem um die Futterversorgung kümmern. Die Lage, mahnen die Fachleute, sei völlig anders wie 2002. Damals hatten die betroffenen Bauern im Elbtal noch ihre Ernte einbringen können. Diesmal dürfte es auf den wochenlang unter Wasser stehenden Feldern nicht zu ernten geben.