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Salzlandmuseum Sensibilisiert für NS-Raubkunst

Befindet sich in dem Fundus des Salzlandmuseums in Schönebeck sogenannte NS-Raubkunst?

Von Kathleen Radunsky- Von Kathleen Radunsky- 04.01.2017, 05:00

Schönebeck l Wo stammen die Bücher, Gemälde, Kerzenständer und ähnliches her, die zu dem Fundus des Salzlandmuseums gehören? Wurden sie freiwillig der Einrichtung vermacht? Das herauszufinden, ist schwer. Der Zufall sowie methodisches Arbeiten können helfen. Am Ende gleicht es einer Art Detektivarbeit. Das ist eine Aufgabe, vor der sich Petra Koch nicht scheut. Sie ist die Leiterin des Salzlandmuseums in Schönebeck. Ob sich in ihrem Repertoire sogenannte NS-Raubkunst befindet, kann sie zum jetzigen Zeitpunkt weder bestätigen noch dementieren.

„Ich kann es nicht ausschließen“, sagt sie zum aktuellen Stand. Ob große oder kleine Häuser, in jedem Museum könne sich solche Kunst befinden, die ihren Eigentümern „entzogen“ worden ist. In den kommenden Jahren könne sie dazu wahrscheinlich eher Angaben machen, führt sie aus. Das Thema ist auch 2017 - mehr als 70 Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg - aktuell. Denn nach wie vor geht es darum, NS-Raubkunst an die wahren Eigentümer zurückzuführen. Das Deutsche Zentrum Kulturgutverluste mit Sitz in Magdeburg unterstützt Museen bundesweit bei der Erforschung der eigenen Gegenstände. 2016 war beispielsweise ein Provenienzforscher, der versucht, die Herkunft von Objekten zu klären, in fünf Museen in Sachsen-Anhalt unterwegs, um sich einen ersten Überblick über den Bestand zu verschaffen. So war er unter anderem auch im Salzlandkreis im städtischen Museum in Aschersleben vor Ort.

Dass dieser Fachmann auch einmal das Salzlandmuseum unter seine Lupe nimmt, darauf hofft Petra Koch. Schließlich kennt sich der Provenienzforscher in seinem Gebiet aus. Einblick in seine Arbeit hat er Ende 2016 bei einer Weiterbildung für Museumsmitarbeiter gegeben. Dabei war auch Petra Koch. „Wenn man in das Thema richtig einsteigt, ist das spannend“, sagt sie. Gleichzeitig weiß sie aber um den Zeitaufwand. Denn ein erster Schritt auf der Suche nach NS-Raubkunst sei der Blick in die Eingangsbücher aus den betreffenden Jahren. In ihnen ist aufgeschrieben, wer wann was dem Museum überlassen hat. Diese Bücher sind handschriftlich geführt worden. Also einmal schnell den Suchbegriff in den Computer eingeben und dann ist alles geklärt? Nein. Jedes Buch muss durchgeblättert werden, die alte Schrift, die von Autor zu Autor unterschiedlich leserlich ist, muss entziffert und gelesen werden. Ein zweiter Ansatz: der Blick in die vorhandene Literatur. Früher wurde oft der Name des Besitzers eingetragen. Dabei könnten typische Namen von Juden auffallen. „Bislang ist mir hierbei noch nichts aufgefallen“, sagt Petra Koch.

Damit will sie das Thema nicht abtun. „Wir sind sensibilisiert“, sagt sie. Immer dann, wenn sie oder ein Mitarbeiter die Museumsgegenstände in den Händen halten, soll gleichzeitig der Blick auf den Vorbesitzer fallen, nennt sie die künftige Herangehensweise. Doch viel mehr sei momentan nicht leistbar, macht sie deutlich. Neben dem Haus in Salzelmen sind die Museumsmitarbeiter für das Ringheiligtum Pömmelte zuständig. Die Arbeit wird nicht weniger. Deshalb hofft die Leiterin, dass beispielsweise 2018 der von der Stiftung geförderte Provenienzforscher ebenso in Schönebeck Station machen wird.

Derweil macht sie darauf aufmerksam, dass diese Forschung nach den ursprünglichen Besitzern nicht an dem Jahr 1945 Halt macht. „Der Bogen spannt sich weiter“, sagt sie. So sei bekannt, dass zu DDR-Zeiten bei Ausreiseanträgen bestimmte Gegenstände an den Rat des Kreises ausgehändigt werden mussten. Das kam einer Enteignung gleich. Auch hier könne geforscht werden. Aber: Auch das kostet Zeit. Und ist neben der eigentlichen Museumsarbeit kaum zu bewerkstelligen.

Übrigens profitiert die kreisliche Einrichtung noch heute von Spenden von Privatpersonen. „Unser Sammlerprofil sind Salz und die Schifffahrt“, sagt Petra Koch. Grundsätzlich werden außerdem jene Dinge angenommen, die mit der Region zu tun haben.