Sammlerserie Im Bann der Spielzeuge

Hagen Meiling aus Groß Rosenburg sammelt Spielzeug. Aber nicht irgendwelches, sondern nur das aus der eigenen Familie.

Von Thomas Linßner 03.07.2018, 01:01

Groß Rosenburg l „Nee, den Teddy kann ich hier nicht ausstellen, der ist zu kaputt“, lächelt Hagen Meiling. Den besitzt er natürlich noch. So was schmeißt man nicht weg, auch wenn man biologisch im Opa-Alter ist.

Der stellvertretende Bürgermeister ist Mitglied im Kirchbauverein. Kürzlich machte er beim Gemeindefest seine Leidenschaft in der Rosenburger Kirche öffentlich. Seine Sammelleidenschaft.

„Ach, eigentlich bin ich kein Sammler“, grinst der 65-Jährige, „sondern Messi“. Was er damit sagen will: Er kann sich nicht so leicht von etwas trennen. Von Spielzeugen sowieso nicht. Was seinen Vorteil hat: Heute kann er die zum Teil begehrten Sammlerobjekte ausstellen. Wie zum Beispiel Lineoltiere. Die erreichen im Top-Zustand schon mal dreistellige Summen. Ihr Nachteil: besonders temperamentvolle Kinder hatten nicht lange Freude an ihnen. Bei ruppiger Spielweise bekam die Masse Risse und bröckelte ab. Feuchtigkeit war sowieso Gift. Demzufolge ist es nicht weiter verwunderlich, wenn die letzten gut erhaltenen Stücke heute hohen Sammlerwert genießen.

Auch Hagen Meiling hat ein paar davon. Zebra, Löwe, Strauß und Hirsch werden von einem Schäfer bewacht. Daneben steht ein Zetor-Traktor, über den Bruder Hans-Jörg (59) einst glücklich war. Die kleine Blechmaschine hat mehrere Gänge und konnte sogar rückwärts fahren. Sie steht direkt neben einem Flieger mit Schwungrädern. Der wurde von Hagen bespielt, wenn er sich von Rosenburg in die große, weite Welt träumte. Es ist eine „IL 14“ der „Lufthansa“, die erst ab 1958 unter „Interflug“ firmierte.

Spielzeug kann Zeitgeschichte sein. Auch indirekt. Als dem zehnjährigen Hagen die Uniformen seiner Plaste-Cowboys missfielen, pinselte er sie zu Nordstaatlern um. TV-Oberwesternheld John Wayne ließ grüßen. „Und für den Cowboy-Wagen habe ich damals eine neue Plane genäht“, erinnert sich Elfriede Meiling, die 90-jährige Mama des „Messis“.

Weiteres Spielzeug stammt von Vater Heinrich (*1923), Sohn Sven (45), Tochter Franziska (36) oder den acht Enkelkindern. Also eine generationsübergreifende Zusammenrottung von Kinderspielzeug, wie sie im Buche steht.

Und ein Stabilbaukasten ist auch dabei: „Ich habe mir extra die Gebrauchsanweisung noch mal ganz genau angeguckt“, zeigt Hagen Meiling auf einen vergilbten Plan, „damit ich einen Hänger zusammen schrauben konnte.“