28 Termine in ganz Deutschland stehen auf dem Reisekonto von Calbes Hoheit Sandy blickt auf ein Jahr als Bollenkönigin zurück
Seit einem Jahr amtiert Sandy Bachmann als Calbenser Bollenkönigin. In der ganzen Republik präsentierte sie die Saalestadt, machte aufmerksam und lud ein. Volksstimme-Mitarbeiter Tilman Treue sprach mit der 19-Jährigen über Lampenfieber, Vorurteile und ihre Sammelleidenschaft.
Volksstimme: Sie haben Ihre Amtszeit nun fast hinter sich. Hatten Sie denn schon Zeit, ein Resümee zu ziehen?
Sandy Bachmann: Nein, eigentlich nicht. Ich war in dem Jahr zu 28 Terminen unterwegs, und gerade jetzt im Sommer habe ich im Grunde jedes Wochenende etwas anderes. Das hat natürlich auch damit zu tun, dass meine Zeit sonst durch das Studium sehr begrenzt ist. Außerdem braucht man einfach auch ein paar Stunden für sich.
Volksstimme: Trotzdem bleibt es ja ein immenser Zeitaufwand. Wie bekommt man das hin?
Sandy Bachmann: Es ist anstrengend, weil man ja den ganzen Tag danach ausrichten muss. Zum Glück habe ich meist Leute aus dem Verein dabei, die helfen, zum Beispiel Sachen zum Veranstaltungsort zu tragen oder Fotos zu machen.
"In Calbe bin ich immer noch am meisten aufgeregt. Schließlich kennen mich hier viele Leute."
Volksstimme: Sie präsentieren in ganz Deutschland ihre Heimatstadt. Wie machen Sie den Leuten Calbe schmackhaft?
Sandy Bachmann: Ich habe da keine feste Rede oder so etwas. Aber ich erzähle dann immer vom Marktplatz mit Roland und Rathaus, der schönen Innenstadt und Klein-Venedig. Und ich habe immer Bollen dabei. Die anderen Königinnen kennen das schon und fragen mich direkt danach. Ich habe aber auch schon erlebt, dass mir Leute gesagt haben, was soll ich denn damit, Zwiebeln habe ich selbst zu Hause. Darauf antworte ich dann immer: Ja, aber keine Calbenser Bollen.
Volksstimme: Ja, unsere Bollen, eine wirklich scharfe Sache. Welche Auftritte waren denn für Sie die Höhepunkte im vergangenen Jahr?
Sandy Bachmann: Auf jeden Fall Pfingsten in Fehmarn. Der Verein erlaubt uns zwei etwas weitere Fahrten im Jahr, und die war wirklich schön. Was mir auch gefallen hat, war letztens in Witzenhausen die Zwei-Königinnen-Fahrt auf der Werra. Das war richtig niedlich, ein bisschen märchenhaft.
Volksstimme: Ab und an treten Sie aber auch in Calbe in Erscheinung.
Sandy Bachmann: Ja, das gehört dazu. Das sind viele eher kleinere Termine, die aber dennoch viel Spaß machen. Ich war bei Ehrungen dabei, habe das Gottesgnaden-Musikfestival eröffnet, war beim Handball und Kanu und durfte auch bei "Blue Lake" Grüße der Stadt überbringen.
Volksstimme: Also entspannte Heimspiele?
Sandy Bachmann: Oh nein, in Calbe bin ich immer noch am meisten aufgeregt, denn schließlich kennen mich hier viele Leute. Da will ich erst recht keine Fehler machen und bin entsprechend angespannt.
Volksstimme: Sie studieren in Gießen Medizin. Wie reagieren denn die Kommilitonen, wenn Sie erzählen, dass Sie Calbenser Bollenkönigin sind?
Sandy Bachmann: Naja, die meisten machen sich darüber lustig - sie kennen das ja nicht. Natürlich sind auch welche dabei, die es interessiert, dann erzähle ich davon.
Volksstimme: Frustriert das nicht?
Sandy Bachmann: Die zwei Jahre als Bollenprinzessin und -königin haben viel für mein Selbstbewusstsein getan. Und ich sag mal so: Ich habe Dinge erlebt, die vielen verschlossen bleiben, habe jede Menge interessante Personen getroffen, zum Beispiel mit Ministern gesprochen.
Volksstimme: Das ist doch bestimmt ziemlich aufregend?
Sandy Bachmann: Ich habe gelernt, damit umzugehen. Mittlerweile bin ich auch auf der Bühne ziemlich sicher, aber aufgeregt natürlich immer noch. Und ich habe gelernt zu lächeln.
Volksstimme: Über das Jahr ist Ihre Schärpe offensichtlich ziemlich schwer geworden. Woher stammen die ganzen Pins?
Sandy Bachmann: Es ist bei den Königinnen so üblich, dass man solche Sachen tauscht. Irgendwie wurde dadurch meine Sammelleidenschaft geweckt, und ich sammle gern die Pins von den Orten, an denen ich aufgetreten bin. Darunter sind auch ein paar seltene Stücke, die nicht einfach verteilt werden.
Volksstimme: Die Schärpe ist fast voll, und die Amtszeit neigt sich dem Ende. Was raten Sie jungen Frauen, die sich für dieses besondere Ehrenamt interessieren?
Sandy Bachmann: Ich war am Anfang sehr skeptisch, weil ich mir gedacht habe, dass es einfach sehr viel Zeit ist. Man muss ja seine Wochenenden danach ausrichten. Trotzdem bin ich jetzt traurig, dass ich es nicht mehr machen kann. Es waren zwei wunderschöne Jahre.