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Sanierung Martin, Manni und ein Bock

Bis zum Spätherbst wird die Sachsendorfer Bockwindmühle für rund 40 000 Euro restauriert.

Von Thomas Linßner 22.09.2019, 07:00

Sachsendorf l „Ich brauche keinen weiteren Gesellen. Ich habe ja Manni“, grinst Mühlenbaumeister Martin Wernicke spitzbübisch. Der 44-Jährige aus Kyhna bei Delitzsch deutet bedächtig mit dem Kopf in Richtung Grundstückseingang, wo ein Teleskoplader steht. Das ist eine Baumaschine, die vielseitig einsetzbar ist. Vor allem kann sie auf kleinstem Raum sehr sensibel alles Mögliche heben.

Manni, eben. Martin Wernicke ist seit knapp vier Wochen dabei, die Sachsendorfer Bockwindmühle zu sanieren. Das heißt im direkten wie übertragenen Sinne: Sie wird auf ein solides Fundament gestellt. Denn das alte war marode.

Der Mühlenbock wird komplett erneuert. Er ruht auf Steinen, weil man Holz nicht auf die feuchte Erde stellen darf. Das bisherige Steinfundament setzte sich aus einem aparten Sammelsurium zusammen, das zwar malerisch aussah, aber statisch immer unvermögender wurde: Findlinge, Ziegelsteine, Betonblöcke, Reste von Mahlsteinen.

Wobei eine alte Weisheit zitiert werden möchte: Ein solides Fundament ist die Basis allen Erfolges.

Deswegen rotierte der rührige Mühlenverein um Vorsitzenden Martin Häniche zuvor monatelang, um Fördermittelanträge zu stellen und Sponsoren zu begeistern. Rund 40 000 Euro werden benötigt - der Mühlenverein erbringt davon Eigenleistungen in Höhe von 5000 Euro. Als das Geld bereit stand, wurde Martin Wernicke beauftragt. Der hat selbst eine Windmühle in Kyhna und ist leidenschaftlicher Zimmermann. In sich selbst ruhend arbeitet er von Montag bis Freitag in Sachsendorf, hat dort auch das Montage-Quartier aufgeschlagen. So ist er seinem Arbeitsplatz ganz nah, wo auch Manni wartet ...

Zuerst wurden Fundamentlöcher ausgehoben, mit erdfeuchtem Beton befüllt, darin die eiszeitlichen Findlinge ausnivelliert und platziert. „Es gibt zwar viele große Steine - aber nur wenige eignen sich“, deutet Wernicke auf jene, die halbwegs ebene Oberflächen haben. Denn glatter Eichenbalken liegt nicht gut auf buckligem Stein. Darüber „schwebt“ derzeit die aufgebockte - Achtung, Wortspiel - Bockwindmühle. Martin Wernicke hob sie mit vier hydraulischen Wagenhebern 46 Zentimeter an, stapelte an den Ecken Kanthölzer kreuzweise darunter.

Wie viel Leute bei dieser diffizilen Arbeit helfen? Der 44-Jährige schüttelt verständnislos den Kopf. „Na, keiner!“ Höchstens Manni ein bisschen. Wie Rumpelstilzchen um das Feuer - nur sehr viel langsamer - umrundete Wernicke die Mühle, bediente die Wagenheber Stück für Stück, Zentimeter um Zentimeter. Der alte Mühlenbock wurde ausgebaut, der neue ein. Letzterer besteht aus „grüner Eiche“. Grün nennt man Holz, wenn es nicht abgelagert ist. „Ich müsste sonst 50 Jahre warten“, grinst der Sachse schon wieder. Abgelagerte Bau-Eiche gebe es nicht. Jedenfalls nicht in dieser Dimension.

In ihrer heutigen Form wurde die Sachsendorfer Windkraft 1819 aufgebaut. Man braucht keinen Taschenrechner, um das Jubiläumsdatum zu erkennen. Der Ur-Müller hinterließ diesbezüglich eine Inschrift. Hoffentlich macht es Martin auch. Denn Manni kann zwar prima heben aber nicht schrei­ben ...