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Schachspiel Im schwarz-weißen Denkmuster

Vorschulkinder haben seit September 2017 unter kindgerechter Anleitung das Schachspielen erlernt. Nun wurden die Fortschritte überprüft.

Von Susann Salzmann 05.07.2018, 23:01

Calbe l Überlegen, ziehen, setzen - richtig gemacht. Klaus Krausholz wiederholt sich beim gestrigen Schachturnier in der Arbeiterwohlfahrt-Kita „Haus des Kindes“. Vor ihm liegt ein puzzleartig zusammengestecktes Schachbrett. Das ist das „Prüfungsrevier“ für 18 Vorschulkinder. Zu demonstrieren sind die eingeprägten möglichen Züge der jeweiligen Schachfigur. Dass die Kenntnisse zu den einzelnen Figuren bereits ganz gut sitzen, überprüft der Calbenser mit einem kleinen Täuschungsmanöver. „Ich werde erst einmal den Turm auf‘s Spielfeld setzen“, sagt Krausholz lauthals in Richtung der Kinder. Dabei hält er einen Pferdekopf in seiner Hand. Die Kindergruppe korrigiert ihn umgehend und betont. Kein Turm als vielmehr einen Springer hat Krausholz soeben auf das schwarz-weiße Parkett gesetzt.

Ein Jahr lang konnten Fünfjährige freiwillig das Angebot nutzen, unter Anleitung der stellvertretenden Kita-Leiterin Kirstin Kirst Schach zu lernen. Um dies anbieten zu können, absolvierte Kirst im Vorfeld extra eine Weiterbildung. Denn die Vermittlung der Schachkenntnisse erfolgt kindgerecht. Heißt, die möglichen Züge der Spielfiguren wurden unter anderem mittels Gummibärchen vermittelt. Gesagt, getan. Seit September wurde mit den Kids einmal wöchentlich gelernt und geübt. Das Ziel, letztlich bereits kleine Schachspiele bestreiten und Mattaufgaben lösen zu können, ist gelungen.

In Krausholz‘ Truppe - er hat Anteil an den Schach spielenden Knirpsen - hat gerade die sechsjährige Clara die Spielfläche betreten. Vor ihr stehen ein Turm und ein Springer. „Der Turm ist auch eine starke Spielfigur“, gibt der Schachspieler dem Calbenser Mädchen einen Hinweis für ihre Überlegungen. Clara weiß, der Turm kann nur waage- oder senktrecht schlagen. Der Springer ist wendiger. Er bewegt sich jeweils zwei Felder waagerecht oder senkrecht und dann ein Feld nach links, rechts, oben oder unten. Das, was Klaus Krausholz abfordert, sind einzügige Mattaufgaben. Heißt: Matt setzen in nur einem Zug.

Er selbst spielt seit 50 Jahren Schach im Verein bei der Turn- und Sportgemeinschaft (TSG) Calbe. Er selbst habe die Schachgrundlagen zwar erst mit zehn Jahren in einem Urlaub erlernt, findet aber, dass es in keinem Fall nachteilig ist, wenn man bereits im Vorschulalter damit beginnt. „Das ist für Mathe mit dem Zählen eine ganz tolle Unterrichtsvorbereitung“, findet Krausholz. Er persönlich tritt im Schach bei Landesmeisterschaften an. Dort spiele er in der ersten beziehungsweise zweiten Mannschaft.

Heike Espenhahn, die Leiterin der Einrichtung, geht sogar noch weiter: „Wir können dadurch unseren Bildungsauftrag besser erfüllen“, meint sie und zählt auf, inwieweit das Brettspiel die Entwicklung der Kleinen merklich verbessere: So seien sie konzentrierter, ausdauernder, entwickelten ein Zahlenverständnis über die Zahl Zehn hinaus, würden im logischen Denken geschärft und verbesserten durch notwendige Kommunikation ihre Sprachfertigkeiten. Vor allem in punkto Konzentration hätte sich das Schachtraining ausgezahlt. Begann Kirst mit Lern- und Traininseinheiten von etwa 20 Minuten, spielen die Kinder aktuell bereits bis zu 60 Minuten mit großer Aufmerksamkeit.

Schach-Spartenleiter Klaus Krausholz hatte der Betreuungseinrichtung bereits im Jahr 2015 die Anregung zum Kinderschachspiel vermittelt. Die kleine Schachprüfung besteht natürlich jeder der Kitakinder. Eine Teilnehmerurkunde bannt das Ereignis auf Papier. Zwei bis drei Kinder zeigten darüber hinaus eine überdurchschnittliche Begabung.

Zu ihnen zählt die am Anfang benannte Clara. „Bei ihr sieht man richtig, wie sie überlegt“, lobt Krausholz. Hier sollte das Schachspiel - oder auch wie im Falle des sechsjährigen Oscar - fortgeführt werden. Werden die Kinder danach befragt, nicken sie eifrig und bejahend mit den Köpfen.