75 Landesmeistertitel / Verein "Gut Hohl" veranstaltet im Dr.-Tolberg-Saal landesweite Schau Schönebeck ist Hochburg der Vogelzucht
Meisterlich geht es im Verein "Gut Hohl" zu. Seine Mitglieder haben sich der Zucht und dem Schutz heimischer und exotischer Vögeln verschrieben. Im Oktober richtet die Gruppe die 21. Landesschau der Vereinigung für Artenschutz, Vogelhaltung und Vogelzucht (AZ) in Sachsen-Anhalt aus.
Schönebeck l 75 Landesmeistertitel in 20 Landesschauen haben die Mitglieder des Vereins "Gut Hohl" in Schönebeck bereits seit der Wende errungen. Das ist wahrlich meisterhaft. In diesem Jahr setzen die Tierfreunde, die sich für die Zucht und den Schutz heimischer wie exotischer Vögel engagieren, diese Erfolgsgeschichte fort. Im Oktober soll im Salzelmer Dr.-Tolberg-Saal eine weitere Landesschau veranstaltet werden. "Das ist eine echte Herausforderung", sagt Günter Schütz. Er ist seit 2012 Vorsitzender des Vereins. "Es müssen genügend finanzielle Mittel da sein, aber auch die Organisation der Ausstellung, die Unterbringung der Tiere und die Absprachen mit den Preisrichtern müssen stehen." Immerhin will man eine gute Figur machen, wenn Gäste aus ganz Deutschland kommen, um ihre Zuchtbesten bei Sittichen, Papageien und Co. zu zeigen. Frühere Ausstellungen haben in der Schifferschule, im Kulturhaus Felgeleben oder auch in Eggersdorf stattgefunden. Dass man jetzt in den Salzelmer Saal kommt, freut Schütz, denn hier kann die Ausstellung auch "von einer breiten Öffentlichkeit wahrgenommen" werden.
Kaum jemand weiß um die Leistungsfähigkeit der Gruppe
Die Aufmerksamkeit fehlt im Moment. Kaum ein Schönebecker weiß um die Leistungsfähigkeit der Gruppe mit ihren derzeit 32 Mitgliedern. Die Meistertitel sprechen für sich. Der Verein kann zudem auf eine wechselhafte Geschichte zurückblicken. 1909 gründeten Schönebecker die Gruppe, zunächst legte man den Schwerpunkt auf die Kanarienvogelzucht. "Daher stammt auch der Name Gut Hohl, der eine bestimmte Stimmlage der Gesangskanarien beschreibt", erklärt Schütz. Mit der Zeit haben sich die Mitglieder auch anderen Vögeln verschrieben. So sind die Züchter heute in den fünf bekannten Leistungsklassen aktiv: Wellensittiche, einheimische und exotische Vögel, Waldvögel, Großsittiche sowie Farben- und Gestaltskanarien. Zu DDR-Zeiten war man im VKSK organisiert, dem Verband der Kleingärtner, Siedler und Kleintierzüchter. "Wir konnten glücklicherweise unseren Namen weiter behalten", nennt der heutige Vorsitzende ein wichtiges Identität stiftendes Moment. Um so stolzer war man, unter diesem Namen in der Republik mehrmals Landes- und noch häufiger Bezirksmeister in den eigenen Reihen zu haben.
Nach der Wende wurde die Ortsgruppe in die Vereinigung für Artenschutz, Vogelhaltung und Vogelzucht (AZ) in den Verein integriert, um sich zwar innerhalb der Dachverbände in Land und Republik, aber individuell vor Ort etablieren zu können. Hilfe gab es dabei von Zuchtfreunden aus Peine. Schütz war unterwegs in Hannover-Langenhagen, Braunschweig, Garbsen und Peine, um Partnervereine zu finden. Mit letzteren kam man zusammen. 1991 wurde die AZ Ortsgruppe Schönebeck mithilfe der Ortsgruppe Peine gegründet. Das war sinnvoll für die "Neulinge" aus der Elbestadt, gab es doch konkrete Hinweise zu Verbandsrecht und gesetzlichen Bestimmungen. "Die Partnerschaft besteht bis heute und wird rege gestaltet", berichtet der Vorsitzende. So unternimmt man viel zusammen oder besucht sich gegenseitig zu den Ausstellungen.
Dass man im Oktober eine Landesausstellung startet, in Sachsen-Anhalt gibt es rund 600 AZ-Züchter, hat auch den Hintergrund, junge Menschen für das Hobby zu begeistern, das doch mehr ist als purer Spaß. "Es geht um Tiere, da muss man immer im Einsatz sein." Mitbringen müsste der interessierte Nachwuchs die "Liebe und die Lust an Vögeln", sagt Schütz. Man müsse nicht sofort Mitglied im Verein werden, könne aber schnell vom Wissen der erfahrenen Züchter profitieren. "Einsteiger-Vögel" kann Schütz sofort benennen. "Zebrafinken sind bei den domestizierten Arten ideal in der Exotenzucht. Dann kann man sich spezialisieren und steigern." Um Nachwuchs zu gewinnen, hat der Gut-Hohl-Vorsitzende auch ein Projekt gestartet, bei dem er in Schulen unterwegs ist und junge Menschen für die Vogel-Welt begeistern will.
Hilfe und Anerkennung würde sich Schütz auch von der Stadt wünschen. Dass man jetzt in den Tolberg-Saal gehen kann, verdanke man der Hilfe von Ehrenmitglied Dr. Gunnar Schellenberger. "Wie viele kleine Vereine haben wir nicht die Lobby, beispielsweise die eines Fußballvereins, obwohl die nicht so viele Meistertitel errungen haben." Vielleicht kann die Landesschau im Herbst da neue Akzente setzen - bei allen.