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Gesundheit Schönebeck: Medikamente bleiben weiter knapp

Schon vor dem Apothekertag teilten viele Apotheker die Zuversicht von Karl Lauterbach nicht, dass es in diesem Winter keine Lieferengpässe bei bestimmten Medikamenten geben wird. Nun einen Tag nach der Veranstaltung erneuten sie ihre Kritik.

Von Stefan Demps 29.09.2023, 06:06
Die Engpässe bei der Lieferung einiger Medikamente wird sich in absehbarer Zeit nicht verbessern.
Die Engpässe bei der Lieferung einiger Medikamente wird sich in absehbarer Zeit nicht verbessern. Robert Michael/dpa

Schönebeck - Antworten waren gewünscht, denn die Versorgung mit Medikamenten ist knapp. Die Forderung der Apotheker nach Lösungen geht an die Bundesregierung und dabei speziell gefordert, ist Gesundheitsminister Karl Lauterbach.

Beim deutschen Apothekertag am Mittwoch war er zugeschaltet und stellte sich den Apothekern. Großen Beifall bekam der Minister dabei nicht. Grund dafür sind laut Tageschau die nicht gutdurchdachten Vorschläge. Lars Mischer von der gleichnamigen Schönebecker Apotheke nennt einen weiteren Grund. „Die wichtigsten Fragen wurden nicht besprochen. Es war nichtssagend.“ Auch Carsten Müller von der Jakobi-Apotheke war unzufrieden mit dem Minister. „Es gab kaum Antworten auf die wichtigen Fragen“, so der Apotheker. Sowohl die Jakobi als auch die Mischer-Apotheke hatten am Mittwoch geschlossen, um den Auftritt des Ministers zu verfolgen.

Eines der dringlichsten Probleme, die es zu lösen gilt, ist die Medikamentenversorgung. Bereits jetzt sind viele nicht verfügbar. „Das sind teilweise lebenswichtige Medikamente“, weiß Lars Mischer. Dies werden sich noch weiter verschärfen, fügt er hinzu. Denn so langsam aber sicher brauchen sich auch die vorhandenen Ressourcen auf. „Die nächsten zehn Jahren wird es weiter eine Medikamentenknappheit geben“, schätzt Lars Mischer ein. Zumindest sei erkannt worden, dass etwas getan werden müsse. Bis die Lieferschwierigkeiten aber effektiv bekämpft werden können, vergehe noch einige Zeit. Ein wichtiger Punkt dabei sei laut den beiden Apothekern, wo produziert wird. Viele Medikamente werden in Indien oder China hergestellt.

„Es ist wichtig, dass Produktionsstätten in Europa kostendeckend eingerichtet werden“, macht Carsten Müller deutlich. Gerade dieser Punkt könnte die vorhandenen Lieferschwierigkeiten zumindest verringern. „Doch das ist ein langwieriger Prozess, bis es soweit sein wird“, ist Lars Mischer skeptisch. Wann genau dies ermöglicht werden kann, ist kaum bis gar nicht abschätzbar. Entsprechend ist der Apotheker überzeugt, dass „die Lage noch schlimmer wird“. Carsten Müller geht davon aus, dass die flächendeckende Versorgung noch gewährleistet ist.

Für die Zukunft hofft er, dass der Gesundheitsminister sich besser auf die Situation einstellt. „Das Verständnis ist in einigen Teilen da, doch die Lösungen sind unzureichend“, so seine Einschätzung.

Karl Lauterbach ist nach Ansicht des Apothekers weniger als Arzt und Wissenschaftler gefordert, sondern vielmehr als Minister. Das hat er beim Apothekertag nicht komplett gezeigt.

„Positiv fand ich, dass der Minister die Internetpräsenz von Händlern begrenzen will“, hebt Lars Mischer hervor. Die Apotheken vor Ort führen eine aktive Beratung durch, klären auf über die Einnahme und halten Rücksprache mit Ärzten. Das machen die Onlinehändler nicht. „Für die gilt die gesetzliche Pflicht, die Apotheken haben, eben nicht“, so der Apotheker. Dies kann zu falschen Einnahmen führen. Wie das ganze passieren soll, ließ Karl Lauterbach offen. Carsten Müller lobt die sachliche Diskussion vor Ort, die auch im Team besprochen wurden. In diesem Punkt habe sich die Veranstaltung gelohnt.