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Schwimmen  Muss das Freibad saniert werden?

Wenn die Stadt Schönebeck keine tragbare Finanzierung für das Kombibad vorlegen kann, soll nun das Freibad saniert werden.

Von Jan Iven 03.07.2020, 19:11

Schönebeck l Ob den Schönebecker Stadträten wirklich allen klar ist, was sie da beschlossen haben? „Die Stadtverwaltung ertüchtigt unverzüglich das bestehende Freibad in der Barbarastraße für einen Betrieb unter möglicher Mitwirkung eines freien Trägers“, heißt es in einem Antrag der SPD, dem eine deutliche Mehrheit der Stadträte bei ihrer Sitzung am Donnerstag zugestimmt hat. Hier geht es nicht mehr um Prüfungen oder Konzepte, sondern um einen konkreten Auftrag aus der Politik an die Verwaltung, das seit zwei Jahren geschlossene Freibad tatsächlich zu sanieren. Und zwar nicht irgendwann, sondern unverzüglich.

Aber natürlich hat die Sachen noch einen Haken. Schließlich streiten sich Politik und Verwaltung in Schönebeck nicht umsonst schon seit Jahren über die Zukunft der Bäderlandschaft in der Zeit. So einfach geht die Kuh nicht vom Eis. Tatsächlich wird der Verwaltung in dem Antrag der SPD noch eine letzte Hintertür eingebaut, um das von der Stadt favorisierte geplante Kombibad doch noch zu retten und um eine Sanierung des Freibades doch noch zu vermeiden. Bezogen auf das Kombibad heißt es dazu in dem SPD-Antrag: „Wir fordern die Stadtverwaltung auf, unverzüglich ein schlüssiges Finanzierungskonzept zur Finanzierung und zum Betrieb vorzulegen.“

Da ist es wieder, dieses Wort „unverzüglich“. Geht es nach dem neuen SPD-Fraktionsvorsitzenden, René Wölfer, bedeutet es: bis zur nächsten Stadtratssitzung im September. Dann soll die Stadt also eine solide Finanzierung für das Kombibad präsentieren oder das Freibad sanieren. In einer ersten Version hatte es noch geheißen „bis zum 15. August“. Doch die Fraktionen hatten ein Einsehen mit Oberbürgermeister Bert Knoblauch (CDU) der diese Frist als „utopisch“ zurückgewiesen hatte.

Doch eine Fristverlängerung bis zur nächsten Stadtratssitzung im September hilft der Stadtverwaltung auch nicht wirklich weiter. Denn eine solide Finanzierung ist der Stadt schon seit Jahren nicht gelungen. Sollte in den nächsten zwei Monaten kein halbes Wunder geschehen, muss das Freibad saniert werden. Zumal jetzt erst einmal Sommerpause ist und sich danach bis zur Oberbürgermeisterwahl im Oktober vielleicht doch noch so etwas wie ein Wahlkampf entwickeln könnte.

Das jüngste Finanzierungskonzept für das sogenannte Stadtwerkemodell wurde auf einen bereits zwei Monate alten Antrag der Bunten-Fraktion hin am Donnerstag noch einmal im Stadtrat von einem Wirtschaftsprüfer vorgestellt. Schwerpunkt lag dabei auf den steuerlichen Querverbünden, die es den Stadtwerken erlauben sollen, ihre Gewinne mit den absehbaren Verlusten eines durch das Unternehmen erbauten und betriebenen Kombibades zu verrechnen. Gleichzeitig stand zu diesem Zeitpunkt bereits fest, dass das Finanzierungskonzept bereits gescheitert ist. Denn die Stadtwerke hatten bereits mitgeteilt, dass sie das Kombibad so doch nicht finanzieren können.

Auch Wirtschaftsprüfer und Oberbürgermeister Knoblauch räumten ein, dass es sich bei dem Finanzierungsmodell nur noch um ein „Was wäre wenn“-Konzept handelt, was nicht nur bei einigen Stadträten für Verwirrung sorgte. So lässt etwa der parteilose Mark Kowolik immer wieder durchblicken, dass er sich bei „Verstehen Sie Spaß?“ wähnt und schon seit geraumer Zeit die versteckte Kamera im Schönebecker Stadtrat sucht.

Oberbürgermeister Bert Knoblauch versprach unterdessen, dass er sich nun noch intensiver um Fördermittel für das Kombibad bemühen möchte. Devise: Die Rahmenbedingungen für das Kombibad ändern, damit es für die Stadtwerke doch noch zu finanzieren ist. Wobei er mit veränderten Rahmenbedingungen vor allem einen plötzlichen Fördermittelsegen meint, den es in den vergangenen Jahren bisher auch nicht gegeben hat. Doch die angekündigten Corona-Konjunkturprogramme könnte ja noch so einiges möglich mache. Sprich: Die Hoffnung stirbt zuletzt. Und was wäre auch die Alternative?

Ein paar davon schlägt die SPD zumindest in ihrem angenommen Antrag vor: Erneut alle Alternativen prüfen, vor allem den Bau einer schlichten Schwimmhalle an der Söker Straße. Ohne Kombi-Außenbecken, aber genügend Freiraum, um vielleicht später einen Außenbereich zu ergänzen. Geschätzte Kosten: acht Millionen Euro, plus 800 000 Euro für die Sanierung des Freibades, die eigentlich praktisch bereits beschlossen ist. Die SPD vermutet, dass die Stadtwerke insgeheim doch noch dem Bau einer einfachen Halle zustimmen könnten. Jetzt müsste nur noch jemand den Wählern erklären, dass das mit dem Kombi wohl nichts wird.