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Strömungsretter: DLRG-Gruppe spezialisiert sich und ist damit Vorreiter in Sachsen-Anhalt / Ausbildung in Praxis und Theorie Schwimmer trotzen Gefahren reißender Flüsse

21.06.2011, 04:37

Die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft Bernburg/Saale hat sich spezialisiert. Die ersten sogenannten Strömungsretter in Sachsen-Anhalt kommen aus dem Salzland. Wie Einsatzfälle aussehen können, wurde jetzt in Schlechting/Chiemgau geübt.

Bernburg/Schönebeck/Staßfurt (dw). Ein reißender Fluss. In ihm treiben hilflose Menschen. Sie haben kaum genug Kraft, sich über Wasser zu halten, geschweige denn, das sichere Ufer zu erreichen. Dieses Szenario kann sich den Rettungsschwimmern der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft Bernburg im Einsatzfall bieten. Dann gilt es, richtig zu reagieren und die Hilfebedürftigen sicher zu retten, dabei das eigene Leben nicht aufs Spiel zu setzen.

Damit im Einsatzfall alles glimpflich abläuft, ist Übung wichtig. Die DLRG Bernburg organisierte deshalb erstmalig einen Lehrgang für die Rettung aus schnell fließenden Gewässern. "Die Intention, diesen Lehrgang auf die Beine zu stellen, kam erstmals bereits 2010. Wir wollten eine Lücke in der Wasserrettung des Salzlandkreises und in Sachsen-Anhalt insgesamt schließen", sagt Martin Schulz, Vorsitzender der DLRG Bernburg/Saale. Denn die Ausbildung zum Strömungsretter sei eine Qualifizierung für die Wasserretter des DLRG, die ansonsten Badestrände und Schwimmbäder absichern.

Übung geht Rettern an die Kräfte

Und der Bedarf sei da, meint Martin Schulz, auch in Kreis und Land: "Schnell fließende Gewässer finden wir überall - nicht nur im Gebirge. Schnell kann durch heftigen Regenfall ein sonst kleiner Bach zum reißenden Fluss anschwellen."

Gründe genug, um sich dem Thema intensiver zu widmen. Bevor die Ehrenamtlichen sich in der Übung praktisch probierten, gab es bereits im März einen Theorieteil. Am Bernburger Lehrgang nahmen neben den Salzländern zwei Kameraden aus der DLRG-Ortsgruppe Halberstadt teil. Für die Ausbildung der insgesamt acht Sachsen-Anhalter reiste der Referatsleiter und Strömungsretterausbilder Christian Meiser aus dem Landesverband Württemberg an. Bei dem Lehrgang ging es um den sicheren Umgang mit spezieller Schutzausrüstung, das Einschätzen von Strömungsverhältnissen und spezielle Abseiltechniken.

Bei den Schwimmübungen des Praxisteils ging es dann richtig zur Sache. Die Retter fuhren dazu jetzt nach Schlechting im Achental, südlich des Chiemsees. Hier wurden sie von Christian Meiser und einem weiteren Ausbildungsassistenten bereits erwartet.

Bevor es in das 13 Grad Celsius kalte Wasser ging, wurden zunächst der Aufbau von Seilbrücken und Seilbahnen wiederholt. "Die Tiroler Ache mit ihrer besonderen Strömung stellte an die angehenden Strömungsretter höchste Anforderungen. Spätestens hier wurde jedem klar, warum vor Lehrgangsbeginn ein Sporttest zu absolvieren war", sagt Martin Schulz und macht so die besondere Herausforderung deutlich.

Voraussetzung für weitere Spezialisierung

Während der drei Praxistage lernten die Retter diverse Sprungtechniken, angeseiltes Retten, Retten mit Seilen, Retten mit der Schleifkorbtrage, dem Spineboard oder mittels Seilbahn, Abseilen von Brücken in fließende Gewässer, das Erklimmen von in der Strömung befindlichen Felsen, welche ein Auto simulieren sollten sowie das Reflipen eines Einsatzrafts nach einer eventuellen Kenterung. Martin Schulz: "Während der drei vollgepackten Praxistage kam jeder der angehenden Strömungsretter an seine mentalen und körperlichen Grenzen." Die Anstrengungen dieser Tage, aber auch so mancher blauer Fleck waren dennoch schnell vergessen, als schließlich jeder seine Strömungsretterurkunde erhielt.

Der Erfolg spornt an: "Die Kameraden der DLRG sind sich einig - im kommenden Jahr will man gemeinsam mit den Ausbildern aus Württemberg den Lehrgang zum Strömungsretter der Stufe 2 absolvieren", wagt Martin Schulz einen Blick in die Zukunft. Dieser Lehrgang diene hauptsächlich der Trupp-Führung, der Vertiefung technischer Inhalte und sei Voraussetzung für die Luftunterstützende Wasserrettung.