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Sparkasse „Das war wie ein Schlag ins Gesicht“

Personalrat und Vorstand der Salzlandsparkasse äußern sich zur anonymen Kritik.

Von Paul Schulz 29.11.2020, 00:01

Schönebeck/Staßfurt l „Wir im Personalrat sind über die Vorwürfe entsetzt. Das war wie ein Schlag ins Gesicht“, sagt Christine Bunk, Vorsitzende des Personalrates der Salzlandsparkasse. Sie spricht von den Vorwürfen, die in einer anonymen E-Mail, die vergangene Woche an Landrat Markus Bauer (SPD) und verschiedene Medien ging, gegen die Salzlandsparkasse erhoben wurden (Volksstimme berichtete).

Betroffen ist Bunk, die sich schon seit rund 30 Jahren im Rat für die Belange der Mitarbeiter einsetzt, weil an den Vorwürfen nahezu nichts dran sei. Außerdem bedauert sie, dass der anonyme Mail-Autor offenbar nicht die verschiedenen Möglichkeiten bei der Sparkasse genutzt hat, um Kritik vorzubringen beziehungsweise Probleme anzusprechen. Davon gibt es nämlich einige.

Christine Bunk betont, dass sie und die anderen neun Mitglieder des Personalrates immer ein offenes Ohr für die Mitarbeiter haben. „Man kann doch über alles reden und dann findet man auch eine Lösung – auch in der derzeitigen Pandemie-Situation, die zugegebenermaßen für uns alle neu ist“, so Bunk.

Darüber hinaus gibt es bei der Salzland-sparkasse Ansprechpartner für Menschen, die gemobbt oder sexuell belästigt werden. Weiterhin existiert eine Schwerbehinderten- und eine Jugend- und Auszubildenden-Vertretung, die die Interessen der jeweiligen Mitarbeiter vertreten.

Zudem gibt es seit zehn Jahren den „Heißen Stuhl“, erklärt der Vorstandsvorsitzende Hans-Michael Strube. Zweimal im Jahr stellen sich die Sparkassenchefs dort den Fragen der Mitarbeiter. Diese können auch anonym eingereicht werden. „Die Fragen werden laut vorgelesen und mein Vorstandskollege und ich beantworten sie. Da steht der Vorstand Rede und Antwort“, sagt Strube.

Vor allem ärgert er sich aber, dass eben keines der genannten Werkzeuge genutzt wurde. Denn die in der Mail vorgeworfenen Probleme könne man alle lösen.

Ein Beispiel: In der E-Mail wird kritisiert, dass die Arbeitszeiten insofern verändert wurden, dass 35-Stunden-Kräfte mitunter drei Tage bis 18 Uhr oder zwei Tage bis 19 Uhr arbeiten müssten – egal, ob der Mitarbeiter Kinder im Haus oder pflegebedürftige Angehörige zu betreuen hat. Zudem müssten die Sparkassen-Angestellten auch an solchen Tagen teils schon um 7.30 Uhr zu Schulungen erscheinen.

Strube sagt: „Wenn jemand alleinerziehend ist oder einen pflegebedürftigen Angehörigen zuhause hat, dann muss das nur angesprochen werden. Dann machen wir sofort etwas.“ Es würden individuelle Lösungen gesucht werden. Eine Möglichkeit ist beispielsweise der Wechsel in eine andere Geschäftsstelle, wo ein Mitarbeiter, der auch zuhause stark eingebunden ist, besser hineinpasst. Zudem heben Bunk und Strube hervor, dass die Mitarbeiter durch die variable Arbeitszeitenregelung schon relativ frei entscheiden können, wann sie arbeiten möchten. „Voraussetzung ist dabei natürlich, dass der Betrieb weiter funktionieren kann“, so der Vorstandsvorsitzende.

Und auch der Vorwurf, dass die Sparkasse die Gesundheit ihrer Angestellten aufs Spiel setze, sei haltlos, sind sich Bunk und Strube einig. Einzelbüros, schützende Plexiglasscheiben bei Kundengesprächen, Desinfektionsmittelspender, Maskenpflicht in den Gebäuden – all das gewährleiste die Sicherheit der Mitarbeiter. „Und trotz einer Vielzahl von Kundenkontakten hatten wir aus dem Dienstgeschehen heraus nicht einen einzigen Corona-Fall bei der Sparkasse. Wir machen es also wohl richtig“, sagt Hans-Michael Strube.

Stichwort Kundenkontakte. Auch das monierte der anonyme Kritiker. Von den Mitarbeitern würde verlangt werden, noch mehr persönliche Kundenkontakte herzustellen, sie in die Filialen einzuladen – das führe zu einem erhöhten Infektionsrisiko.

Strube stellt klar: „Ja, unsere Mitarbeiter sollen derzeit verstärkt mit Kunden Kontakt aufnehmen. In Zeiten von Minuszinsen müssen wir Kunden akquirieren, um zu überleben.“ Diese Kontakte können aber übers Telefon, per E-Mail, via Skype oder wie auch immer geführt werden, so der Sparkassenchef. Nur wenn der Kunde sich eine persönliche Beratung wünschen würde, sollten die Mitarbeiter dem auch nachkommen. Eine Anweisung, die Kunden in die Geschäftsstellen zu bestellen, gebe es nicht.

Christine Bunk unterstreicht zudem: „Wir versuchen immer das Beste für die Mitarbeiter auszuhandeln.“ Sie und Hans-Michael Strube ermuntern die Sparkassenmitarbeiter, bei Problemen das Gespräch zu suchen.