Sprache Jetzt geht es zum Finale

Linda Klingenstein und Jessica Kersten vom Schönebecker Gymnasium haben das Regionalfinale "Spielend Russisch lernen" gewonnen.

Von Ulrich Meinhard 29.09.2017, 06:59

Schönebeck l Spielend Russisch lernen. Welcher Schüler träumt nicht von dieser Möglichkeit, die Spaß suggeriert anstatt Anstrengung? In der Tat gibt es einen deutschlandweiten Wettbewerb, der genau diese Überschrift trägt: „Spielend Russisch lernen“. Dabei gibt es drei Qualifizierungsrunden: einmal an den Schulen (die an diesem Bundescup teilnehmen), dann der Regionalausscheid und schließlich das Bundesfinale.

Zwei Hürden haben die Schülerinnen Linda Klingenstein und Jessica Kersten bereits genommen. An ihrer Schule, dem Carl-Hermann-Gymnasium in Schönebeck, waren sie die Besten. Und beim Regionalfinale in Köthen konnte das Duo diesen Erfolg wiederholen. Beide setzten sich unter zehn Teams aus ganz Sachsen-Anhalt durch. Jetzt wartet das bundesweite Finale auf sie, dass vom 3. bis 5. November im Europa-Park in Rust (Baden-Württemberg) ausgetragen werden soll.

Doch wie genau funktioniert denn dieses „Spielend Russisch lernen“? „Daran nehmen Teams teil, die jeweils aus zwei Personen bestehen: einer Person, die Russisch kann und einer Person, die es nicht kann“, erläutert Linda Klingenstein gegenüber der Volksstimme. Sie ist übrigens diejenige, die die russische Sprache nicht beherrscht - dafür aber die französische. Und wie. In der 8. Klasse hat das Mädchen die Französisch-Olympiade an ihrer Schule gewonnen. Für Französisch Lernende gibt es einen solchen Ausscheid, wie er jetzt in Köthen ausgetragen wurde, übrigens nicht.

Doch zurück zum Russisch-Spiel. „Es ist ein Brettspiel. Es gibt verschiedene Kategorien und Schwierigkeitsstufen. Man spielt es mit Würfel und Spielfiguren. Ein Schiedsrichter liest Vokabeln auf Russisch vor, die ins Deutsche übersetzt werden müssen, beziehungsweise umgekehrt. Es gibt drei Runden. Mit fünf Punkten kommt ein Team in die nächte Runde. Wer zuerst mit den drei Runden fertig ist, hat gewonnen.“ So lautet die Spielerklärung von Jessica Kersten.

Beiden Schülerinnen fällt das Erlernen von Fremdsprachen eher leicht. Wie kommt das? „Mein Opa konnte schon ganz gut Russisch an der Schule - aber ob es da jetzt einen Zusammenhang gibt, weiß ich nicht“, fällt Jessica auf diese Frage spontan ein. Und gibt es vieleicht Tipps für das Sprachelernen von den zwei Expertinnen? „Vielleicht Eselsbrücken bauen“, schlägt Jessica vor. „Wem es nicht so leicht fällt, der muss eben öfter üben“, zeigt sich Linda in diesem Punkt rein illusionsfrei. So ist denn also nichts dran an der schönen Vorstellung spielend Russisch zu lernen? „Die Sprache lernt man allein mit diesem Spiel sicher nicht. Aber es macht Spaß“, kann Linda dem Sprachwettbewerb etwas klar Positives abgewinnen.

Jessica würde sehr gerne die Russland-Reise gewinnen, die dem Bundessieger winkt. „Moskau finde ich schon sehr interessant“, sagt die 15-Jährige, die bereits einmal in Russland war - allerdings nicht in den großen Städten.

Haben die beiden Zehntklässlerinnen denn schon Berufsvorstellungen? „Nicht so richtig“, zuckt Jessica Kersten mit den Schultern. „Etwas im pädagogischen Bereich. Vielleicht Lehrer“, kann sich Linda Klingenstein vorstellen.

Seit 2008 haben mehr als 50.000 Schüler in Deutschland, Österreich und der Schweiz am Sprachturnier teilgenommen. In diesem Jahr sind knapp 2.000 Teams aus 200 Schulen am Start, informiert Dana Ritzmann vom Verein Deutsch-Russisches Forum in einer Mitteilung. „Durch seine einzigartige Konzeption bietet der Wettbewerb jungen Menschen die Möglichkeit, einen spielerischen Zugang zum Russischen zu gewinnen, das gemeinhin als schwer zu erlernen gilt“, findet Matthias Platzeck, der ehemalige brandenburgische Ministerpräsident und Vorsitzende des Deutsch-Russischen Forums. Platzeck: „Gerade in politisch schwierigen Zeiten ist es wichtig, das Vertrauen der jungen Generation in die deutsch-russischen Beziehungen zu stärken.“

Die 16 Regionalausscheide in Deutschland finden in diesem Jahr in zwölf Bundesländern statt. Die Kultusminister aus 15 Bundesländern fungieren als Schirmherren, darunter der Ressortchef in Sachsen-Anhalt, Marco Tullner (CDU).