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Natur Ständige Sorge um die Bienen im Salzland

„Wenn die Bienen verschwinden, hat der Mensch nur noch vier Tage zu leben“, wusste bereits Albert Einstein. Heimische Imker fürchten fast nichts so sehr wie die Varroa-Milbe. Zudem kocht in den lokalen Internetmedien ein Bienenschwarm hoch.

Von Sebastian Rose Aktualisiert: 31.05.2021, 17:43
Eine Drohnenbrut von Bienen, auf der sich zwei winzige Varroamilben befinden.
Eine Drohnenbrut von Bienen, auf der sich zwei winzige Varroamilben befinden. Foto: Uli Deck/dpa

Schönebeck - „An der alten Elbbrücke hängt ein Bienenschwarm“, heißt es in der privaten Facebook-Gruppe für Schönebeck, sbk.repage.de. Unter dem Beitrag häufen sich die Gerüchte. Es wird angezweifelt, ob generell ein Imker fremde Grundstücke betreten darf, um den Schwarm zurückzuholen. Im Gesetz, genauer gesagt im Bürgerlichen Gesetzbuch (BGB), finden sich hierzu klare Regeln. Es heißt dort: „Der Eigentümer des Bienenschwarms darf bei der Verfolgung fremde Grundstücke betreten. Ist der Schwarm in eine fremde nicht besetzte Bienenwohnung eingezogen, so darf der Eigentümer des Schwarmes zum Zwecke des Einfangens die Wohnung öffnen und die Waben herausnehmen oder herausbrechen. Er hat den entstehenden Schaden zu ersetzen.“

Des Weiteren wurde in den vergangenen Monaten im Land Sachsen-Anhalt vermehrt der Befall mit Varroa destructor bekannt.

Große Gefahr

„Die Varroa-Milben schädigen sowohl die ausgewachsenen Bienen als auch die Bienenbrut. Zum einen werden die Bienen von den Milben durch das Saugen der Hämolymphe geschwächt, zum anderen können die Milben weitere Krankheiten auf die Bienen übertragen“, heißt es dazu in einer Pressemittelung des Landes-Verbraucherschutzes. Dazu gehöre zum Beispiel das Flügeldeformationsvirus. Tritt das Virus und die Milbe gleichzeitig im Volk auf, ist deren schädliche Wirkung auf die Bienen um ein vielfaches stärker. Schon ab einem Befall von zehn bis 15 Prozent ist der Verlust des Bienen-Volkes bereits sehr wahrscheinlich.

Im Salzlandkreis und speziell in Schönebeck gibt es laut Wolfram Böhm vom Imkerverein wohl kein Volk, welches nicht auch von der Milbe befallen ist. „Seit 1975 gibt es die Milbe im Osten. Mittlerweile gibt es zwar 17 zugelassene Gegenmittel wie Ameisensäure, allerdings versuchen diese den Milbendruck nur gering zu halten. Eine komplette Ausrottung des Parasiten ist nicht möglich.“

Zudem ist er sich sicher, dass die Dunkelziffer noch weitaus höher angesiedelt ist, was die ausgerotteten Bienenvölker angeht. Aus Scham würden sich einige Imker gegebenenfalls nicht melden. „Wer gibt schon gern Fehler zu“, so Böhm. Eine normale Ausfallquote läge zudem bei knapp zehn Prozent (vor 1975). Heute stehen bis zu 30 Prozent Verluste auf der Tagesordnung. Immerhin gibt es aktuell speziell in Schönebeck auch gute Nachrichten, was die Bienenpopulation angeht. „Mittlerweile sind 25 Imker im Verein. In Magdeburg sogar 160. Das sind bedeutend mehr, als noch im Vergleich zur Wendezeit.“ Dennoch gäbe es in der freien Wildbahn weiterhin ein großes Insektensterben. „Den Bienen geht es trotz der Milben und Viren noch ganz okay. Um die Insekten in der Natur steht es nicht so gut.“