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Streik Ameos und Verdi reden endlich

Der Salzlandkreis lädt Konzern und Gewerkschaft zu ersten inoffiziellen Gesprächen.

Von Jan Iven 10.02.2020, 18:03

Schönebeck/Bernburg l Und sie bewegen sich doch. Nach langem Schweigen werden sich am Dienstag, den 11. Februar 2020, erstmals Vertreter des Krankenhausbetreibers Ameos und der Gewerkschaft Verdi zu inoffiziellen Sondierungsgesprächen an einen Tisch setzen. „Ich habe beide Verhandlungsparteien ins Landratsamt eingeladen, weil es keine weiteren Eskalationsstufen geben darf“, sagte Landrat Markus Bauer (SPD).

Bisher hatte sich der schweizer Konzern strikt geweigert, mit Vertretern der Gewerkschaft zu sprechen oder gar zu verhandeln. Die Beschäftigten der Ameos-Kliniken in Schönebeck, Staßfurt, Bernburg, Haldensleben und Aschersleben hatten Anfang November mit ersten Warnstreiks begonnen, um Verhandlungen zwischen Arbeitgeber und Gewerkschaft über eine bessere Bezahlung zu erzwingen. Seit zwei Wochen befinden sich die Pflegekräfte im Dauerstreik.

Wie ein Sprecher des Landkreises betonte, habe der Landrat zwar kein Mandat, um in den Gesprächen eine aktive Rolle einzunehmen. Trotzdem engagiere sich Markus Bauer „mit aller Kraft“ für die medizinische Daseinsvorsorge im Salzlandkreis.

Der Landrat rief beide Seiten dazu auf, in die Zukunft zu blicken, anstatt die Vergangenheit aufzuarbeiten. „Gerade der ländliche Raum ist auf eine flächendeckende Versorgung angewiesen“, sagte Landrat Bauer. Dazu gehörten ausdrücklich auch alle Ameos Standorte im Salzlandkreis.

Die Gewerkschaft Verdi, die den Ameos-Konzern mehrmals erfolglos zu Gesprächen aufgefordert hatte, begrüßte die Sondierungsgespräche. „Das ist ein erster Fortschritt. Unsere Streiks haben Wirkung gezeigt. Wir könnten einen erheblichen politischen und öffentlichen Druck aufbauen“, sagte Verdi-Sprecher Thomas Mühlenberg. Nicht zuletzt sei dem Unternehmen durch den Arbeitskampf ein erheblicher wirtschaftlicher Schaden entstanden. Bei den Sondierungsgesprächen handele es sich allerdings noch nicht um Tarifverhandlungen, betonte der Verdi-Sprecher. Zunächst einmal gehe es darum, Standpunkte und Positionen der Beteiligten untereinander auszuloten. Erst danach werde entschieden, ob weitere Gespräche folgen werden. Ameos war am Montag für die Volksstimme nicht zu erreichen.

Einige Mitarbeiter reagierten verhalten auf die Ankündigung des Treffens. „Sondierungsgespräche haben nicht viel zu bedeuten“, sagte eine Krankenschwester der Volksstimme am Montag im Streiklokal an der Friedrichstraße. Wichtiger sei, dass endlich Tarifverhandlungen aufgenommen werden.

Am Montag wurde zudem bekannt, dass auch Gesundheitsministerin Petra-Grimm Benne (SPD) und Innenminister Holger Stahlknecht (CDU) die Beteiligten für den 20. Februar zu Gesprächen eingeladen haben. Teilnehmen werden Vertreter von Ameos, Verdi, des Marburger Bundes sowie die Landräte der Betroffenen Landkreise. Die Minister wollen mit ihrer Einladung nach eigenen Angaben Gespräche anregen. Die Tarifautonomie der Beteiligten bliebe davon unberührt.