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Interview mit Monique Krause vom Verein Vigaro zu den derzeitgen Schwierigkeiten "Suppe & Seele" auf Sparflamme: Kürzere Öffnungen, weniger Filme

08.07.2011, 04:29

Der soziale Treff Schönebeck "Suppe Seele" im Verein Vigaro feierte vor wenigen Tagen sein zweijähriges Bestehen. Auf eine große Party wurde verzichtet, weil der Treff politischen Gegenwind erfährt. Darüber sprach Volksstimme-Redakteur Olaf Koch mit Monique Krause von der Geschäftsführung.

Volksstimme: Die Stimmung am Sonntag war etwas verhalten. Warum?

Monique Krause: Uns ist gegenwärtig nicht zum Feiern zumute. Das Jobcenter des Landkreises hat uns Maßnahmenplätze nicht mehr genehmigt, so dass es zum 1. September dieses Jahres und zum 1. April 2012 Veränderungen geben wird. So wie das Wetter am Sonntag war, so fühlten auch wir uns: Es war, als ob der Himmel weinte. Es ist nicht immer leicht, einer Sache so zu begegnen, wie sie wirklich ist. Aber wir hatten einen tollen Tag, in gemütlicher Atmosphäre mit netter Gesellschaft und mit gutem Essen. Essen, worum es bei uns (nicht nur - aber auch) geht. Die wichtigste soziale und kulturelle Form, beieinander sein. Wie auch zu unserem Jubiläum.

Volksstimme: Bedeutet die Nichtbewilligung von Maßnahmen das Ende von "Suppe Seele"?

Krause: Nein, wir denken auf keinen Fall ans Aufhören. "Suppe Seele" wird bleiben. Doch wir müssen auf jeden Fall rechnen. Es geht darum, die Einrichtung zu retten. Zwei Jahre "Suppe Seele" bedeuten viel Lebendigkeit und Wärme, Zufluchtsort vieler Menschen und Gespräche, die so niemals stattgefunden hätten.

Volksstimme: Welche Einrichtungen in Ihrem Haus sind betroffen?

Krause: Konkret geht es um die Küche und das Filmstudio. Die Maßnahmeplätze in der Küche werden von 55 auf 37 reduziert, im Filmstudio von 25 auf 15. Auch die finanziellen Pauschalzahlen sinken.

Volksstimme: Wie werden Sie darauf reagieren?

Krause: Wir werden die Betriebszeiten auf jeden Fall einschränken müssen. Bisher haben wir an sieben Tagen in der Woche jeweils drei Mahlzeiten gekocht und vorbereitet und zudem noch Verpflegungsbeutel ausgegeben. Bisher hatten wir bis 19 Uhr geöffnet, demnächst werden wir vielleicht um 17 Uhr schließen. Abstriche müssen wir auch im Filmstudio machen. In Zukunft können wir wohl nicht mehr jeden Tag Klassen einladen können.

Volksstimme: Die Verwaltung argumentiert unter anderem, dass es im gesamten Landkreis eine ungefähre Gleichbehandlung geben soll. Haben Sie Verständnis für die Entscheidung?

Krause: Vor diesem Hintergrund ist das Vorgehen des Landkreises durchaus nachvollziehbar. Doch leider stehen ja hinter solchen Maßnahmen Menschen. Aber auch unsere Hilfesuchenden dürfen nicht außer Acht gelassen werden. Trotz des wirtschaftlichen Aufschwungs ist leider auch diese Zahl weiter angestiegen. Dazu möchte ich nur sagen: Ich finde, wir haben großes Glück. Wir, die in Arbeit sind. Wer denkt denn dann noch, wenn nicht wir, an die Menschen denen es schlechter geht?

Volksstimme: Ist die "Rundumversorgung", die sie den Hilfebedürftigen bieten, eigentlich noch zeitgemäß? Ist es nicht sinnvoller, sie nicht nur zu fördern, sondern auch zu fordern?

Krause: Selbstverständlich müssen Kinder beispielsweise lernen, was es heißt, ein Essen vorzubereiten, den Tisch zu denken oder hinterher auch abzuwaschen. Aber das bieten wir bei uns ebenfalls an. Beim Familienkochen beispielsweise, da sind die Kinder immer sehr interessiert und kommen mit eigenen Rezepten, die sie dann kochen können. Zugegeben: Die Resonanz ist aber nicht die, die wir erwarten. "Suppe Seele" kann auch nicht in kürzester Zeit wieder gut machen, wenn jemand 15 Jahre zu Hause ist oder war. Defizite machen sich breit, begleitet oft durch negative Grundeinstellung. Das Positive im Menschen, das Wertgefühl muss von jedem Einzelnen gefördert und gepflegt werden. Das tun wir hier.

Volksstimme: "Suppe Seele" ist Leitmotiv für Ihr Handeln. Bedeutet es zukünftig, dass die Seele immer mehr in den Hintergrund tritt?

Krause: Unser Anliegen ist es, auch weiterhin Hilfe und Begleitung zu geben. Ich kenne alle unsere Gäste und weiß, welch schwieriges Schicksal manchmal hinter ihnen steckt. Wir wollen keine bloße Ausgabestelle sein.

Volksstimme: Wie haben die Betroffenen auf die möglichen Veränderungen reagiert?

Krause: Sie waren sehr betroffen. Auch die vielen Firmen, die uns unterstützen, reagierten mit Unverständnis. Wir haben inzwischen 1000 Unterschriften gesammelt, wir möchten Sympathien wecken.

Volksstimme: Müssen Sie vielleicht das Gesamtkonzept "Suppe Seele" überdenken und mehr auf Freiwilligkeit setzen?

Krause: Das machen wir jetzt schon in kleinen Schritten. Es gibt einige von ehemaligen Maßnahmeteilnehmern, die inzwischen ehrenamtlich bei uns arbeiten.