Gemeinschaftsaktion "Mein schöner Garten" von Volksstimme und Verband der Gartenfreunde Unkraut jäten, Gemüse hochziehen oder ernten: Eine Hand wäscht die andere
Eine Hand wäscht die andere, so lautet das Motto in dem Kleingartenverein "Alt Salze". Die 142 Parzellen zählende Anlage wird heute in der Aktion "Mein schöner Garten" vorgestellt.
BadSalzelmen l Vorsichtig öffnet Siegfried Kliematz vom Verband der Gartenfreunde Schönebeck und Umgebung das Holztörchen, das zur Kleingartenanlage "Alt Salze" führt und macht sich auf die Suche nach dem Garten von Wilfried Seidel, dem Schriftführer des Vereins. Auf dem Weg bemängelt Kliematz die zu schmalen Sandwege, die zwischen den Gärten verlaufen. "Da kommt ja keiner durch, schon gar nicht mit Möbeln", kritisiert er. Seidel sitzt bereits auf der Veranda und wartet auf den Besuch. Freundlich begrüßen sich die beiden Männer. Sie machen es sich auf den Gartenstühlen gemütlich, die vor der Holz-Laube aufgestellt sind. Siegfried Kliematz sieht sich um. Auf der Wiese neben der Terrasse steht ein großer Kirschbaum. Die Früchte sind noch unreif. Etwas weiter ist ein großer Mast aufgestellt, darauf hängt eine Deutschland-Flagge und eine in Grün-Weiß-Rot.
"Wir sind große Italien-Fans", erzählt die Frau von Wilfried Seidel. Kurz darauf stößt auch Klaus Wiedenbeck, der erste Vorsitzende dazu. Gemeinsam plaudern die Gartenfreunde über die Anlage "Alt Salze" und ihre Zukunftsprojekte. "Auf einem der leerstehenden Gärten soll der ¿Garten der Begegnung\' entstehen", so Wiedenbeck. "Es soll eine Grünfläche mit Tischen und Bänken für Besucher werden", fügt er hinzu. Außerdem sind ein "Garten der Sinne", mit Kräuterbeet, Insektenhotels und Tannen, sowie ein Trocken- und Feuchtbiotop geplant. Darum kümmern werden sich die umliegenden Gärtner. Siegfried Kliematz findet diese Ideen gut. "Das ist das, was anderen Gärten fehlt", sagt er. Auch eine neue Feuerwehrzufahrt und ein Abstellplatz für Rettungswagen sollen entstehen. "Die Wege sind hier teilweise viel zu schmal und müssen auf ein Mindestmaß von 2,20 Meter erweitert werden", so Wiedenbeck.
Es gibt viel zu tun hier in der Anlage "Alt Salze". Aber auch das gehört zum Gartenleben dazu. Die vier plaudern weiter über die Problematiken der Anlage. Ein großes Problem bereiten ihnen die leerstehenden Kleingärten, die nicht vermittelbar sind. Insgesamt sind es drei. "Die meisten Pächter sind über 70 Jahre. Es gibt kaum junge Leute, die sich einen Garten zulegen und sich vor allem um ihn kümmern wollen", so Klaus Wiedenbeck. Der Hobby-Gärtner verbringt gerne Zeit im Freien. Seit der Wende wohnt er mit seiner Familie im Plattenbau. "Wir haben nur einen kleinen Balkon und die Bäume verdecken die Sonne. Deshalb haben wir uns damals einen Kleingarten zugelegt", erzählt er.
"Wir sind eine sonnenhungrige Familie. Zur Erholung fahren wir raus in die freie Natur." Und er ist besonders stolz auf seinen Kleingarten. "Wir haben einen völlig heruntergekommenen Garten komplett umgebaut. Und das ohne viele finanzielle Mittel. Das muss man erst ein mal schaffen", erzählt er. Auch Seidel ist ein sehr naturverbundener Mensch und verbringt jede freie Minute in seinem Garten. "Wir haben hier ein Stück Natur, ein Stück Gesundheit. Ich bin ein Mensch für draussen und nicht für drinnen. Ich habe lange genug abgeschottet gearbeitet. Jetzt brauche ich Bewegung", sagt er. In seinem Kleingarten baut er jegliche Obst- und Gemüsesorten an.
"Außer Kartoffeln, das können die Bauern besser. Ich mache das, was ich gut kann", lacht er. Seidel zieht alle Pflanzen selbst und versorgt damit sogar die Nachbarschaft. "In 15 Gärten wachsen Pflanzen von mir. Viele Gärtner kommen außerdem vorbei, um sich von mir beraten zu lassen." Hier in "Alt Salze" wäscht eine Hand die andere.
"Vor kurzem war ich zum Beispiel gesundheitlich angeschlagen. Da konnte ich auf die anderen Pächter zählen", so Seidel. Besonders stolz ist der Naturfreund auf seine Paprikapflanzen, die er in Töpfen hält. Erst Ende Februar hat er sie gesät und schon jetzt sieht man die ersten Früchte. "Im Juli müssten sie reif sein", sagt er. "Sie tragen die Namen ¿Bianka die weiße\' und ¿Orphelia die Orangene\', verrät er weiter. Siegfried Kliematz schaut auf die Uhr. Es wird Zeit zu gehen. Schließlich möchte er auch noch weitere Anlagen besuchen.