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Vereine Wird Frohser Gerätehaus ein Bürgertreff?

Die SPD-Stadtratsfraktion will prüfen lassen, ob aus dem Gerätehaus ein Bürgerhaus werden könnte.

Von Heike Liensdorf 05.03.2019, 11:19

Frohse l „Ich finde den Ergänzungsantrag der SPD-Stadtratsfraktion nicht passend“, gibt Stadtrat Torsten Pillat (CDU) im Finanzausschuss offen zu. Es müsse ein Schritt nach dem anderen erfolgen. Zwar sei es ein Prüfantrag an die Stadt, dennoch hätte er es besser gefunden, so Pillat, wenn es erst ausschließlich um den eigentlichen Beschluss gegangen wäre.

Die Rede ist von der geplanten Fusion der Stadtteilfeuerwehren Frohse und Schönebeck und der damit einhergehenden Aufgabe des Standortes Frohse. Der Zusammenschluss ist aufgrund der schlechten personellen Lage in Frohse schon lange Thema, nun befassen sich die Ausschüsse und am 21. März der Stadtrat damit.

Zur Beschlussvorlage hat die SPD-Stadtratsfraktion nun eine Ergänzung eingereicht. Diese zielt darauf ab, die Stadtverwaltung im Falle der Schließung des Standortes Frohse damit zu beauftragen, unter Beteiligung der Bürger vor Ort und der dort ansässigen Vereine und Interessengruppen ein Konzept zur Weiternutzung des Gerätehauses als Bürgerhaus zu erarbeite. „Dabei ist insbesondere zu beachten, dass das Traditionskabinett der Feuerwehr Frohse am Standort erhalten wird“, heißt es in dem Schreiben von Frank Schiwek, Vorsitzender der SPD-Stadtratsfraktion.

Zur Begründung steht in dem ergänzenden Antrag, dass die geplante Schließung der Feuerwehr „ein schmerzlicher Einschnitt ist, der nach gegenwärtigem Ermessen unumgänglich erscheint“. Mit dem Haushaltskonsolidierungskonzept habe der Stadtrat auch die Schließung und den Verkauf des „Hauses der Vereine“ an der Wallstraße in Frohse beschlossen. Mit diesem Schritt stehe das Vereinsleben dort „vor einem tiefgreifenden Umbruch, da es keine weiteren Versammlungsmöglichkeiten vor Ort gibt“. Deshalb der Vorschlag, das alte Gerätehaus zu einem Bürgerhaus umzuwidmen. Vereine und Interessengruppen könnten die Räumlichkeiten nutzen. Die Stadtverwaltung solle dazu die notwendigen Schritte und Maßnahmen prüfen und zusammenstellen.

Aus den Worten von Torsten Pillat hörte Steffen Behm, SPD-Stadtrat und Vorsitzender des Finanzausschusses, heraus, dass er den Inhalt des Antrages teile, nur den Zeitpunkt nicht günstig finde. „Unser Anliegen ist es, dass wir als Stadträte an einer zukunftsweisenden Nutzung des Gebäudes interessiert sind“, so Steffen Behm. Was passiere mit den Gruppen, die sich im „Haus der Vereine“ treffen, wenn es diesen Treffpunkt nicht mehr gebe. Und was passiere mit den Alterskameraden? „Deshalb wollen wir mit den Betroffenen zeitig in Gedankenaustausch gehen“, erklärt er.

Torsten Pillat schüttelt mit dem Kopf. „Die Volkssolidarität würde da nicht einziehen. Schon aufgrund der Treppe, da kommen viele, die auf ihren Rollator angewiesen sind, gar nicht hoch.“ Ihm sei jedoch bewusst, dass Frohse ein Bürgerhaus brauche. Aus seiner Sicht solle das jedoch ein eigenständiger Antrag sein, kein ergänzender. Das sehen die anderen Ausschussmitglieder auch so. Die Beschlussvorlage ohne Ergänzungsantrag erhält vier Ja-Stimmen bei einer Enthaltung.

Auf das eigentliche Thema – die Fusion – bezogen, fragt Stadtrat Heinz-Günter Burghart (CDU) an, ob er es richtig sehe, dass nicht alle Frohser Feuerwehrleute jubelnd mit umziehen. Das bejaht Dezernent Joachim Schulke. Die Frohser haben gegen die Fusion gestimmt. „Aber sie haben sich nicht dagegen ausgesprochen, Feuerwehr zu machen“, ist Joachim Schulke optimistisch, räumt jedoch ein: „Es ist ein langer Weg.“ Er denkt, dass die Frohser Feuerwehrleute mit Leib und Seele sind und das auch weiterhin sein wollen. „Ich hoffe, dass wir alle mitnehmen können.“

Zum Hintergrund: Seit 2014 hat sich die personelle Lage in der Feuerwehr Frohse ständig verschlechtert. Die Einsatzabteilung zählte 2015 neun Mitglieder, im vergangenen Jahr nur noch sechs. Laut Verordnung muss mindestens eine Staffel da sein, um ausrücken zu können: ein Gruppenführer, ein Maschinist, zwei Truppführer und zwei Truppmänner. 2018 kamen bei Alarmierungen drei Aktive, unterhalb der Woche von 6 bis 18 Uhr gar keiner. Da keine selbständige Brandbekämpfung mehr sichergestellt werden kann, wird seit Jahren bei Einsätzen in Frohse die Feuerwehr Schönebeck mitalarmiert.