1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Schönebeck
  6. >
  7. Zweiter Fußgängerüberweg geplant

Verkehr Zweiter Fußgängerüberweg geplant

In der Arnstedtstraße plant die Stadt Calbe einen Fußgängerüberweg zu beantragen. Dabei sind die Hürden für eine Genehmigung hoch.

Von Thomas Höfs 01.09.2020, 01:01

Calbe l Die Stadt trage sich mit dem Gedanken, in der Arnstedtstraße in Höhe der Feuerwehr einen Fußgängerüberweg zu beantragen, kündigte Bürgermeister Sven Hause bei der Einwohnerversammlung zum Thema Lärm und Feinstaub auf den Landesstraßen an. Zuvor hatte ein Anwohner, der ganz in der Nähe wohnt, sein Unbehagen deutlich gemacht, was den Abstand der Fahrbahn von den Häusern und die Breite des Fußweges angehe. In der Arnstedtstraße kommen sich Fahrzeuge und Fußgänger sehr nah.

Nur zwei Meter betrage der Abstand der Fahrbahn von seinem Haus, hatte ein Anwohner nachgemessen. Abenteuerlich fand er zudem, dass Fußgänger oft nur wenige Zentimeter von den Fahrzeugen auf dem Fußweg unterwegs sind. Angst bekomme er regelmäßig, wenn er Kinder nur wenige Zentimeter vom Fahrbahnrand laufen sehe. Vor allem wenn die großen Lkw die Straße befahren.

Vor allem morgens und nachmittags, wenn der Feierabendverkehr einsetzt, haben es die Fußgänger schwer, über die Straße zu gelangen. Querungshilfen fehlen hier und mitunter müssen die Fußgänger viel Geduld aufbringen, wenn sie die andere Straßenseite erreichen wollen.

Die Stadtverwaltung trage sich deshalb mit dem Gedanken, räumte Bürgermeister Sven Hause ein, in Höhe der Feuerwehr einen Fußgängerüberweg zu beantragen. Gleich hinter dem Gerätehaus der Feuerwehr befindet sich ein Kindergarten. Auch hier sind manche Eltern morgens und nachmittags zu Fuß unterwegs, um Kinder zu bringen oder abzuholen.

Allerdings dürfte die Umsetzung eines Fußgängerüberwegs nicht ganz einfach werden, gab Stefan Hörold von der Landesstraßenbaubehörde schon mal einen Ausblick auf die Hürde, die die Stadt nehmen müsste. So seien im Schnitt in der Stunde rund 150 Fußgänger notwendig, die die Straße queren müssten. Am Tag wären rund 1500 Fußgänger notwendig, damit ein Antrag auf einen Fußgängerüberweg genehmigt werden könnte, sagte er.

Dabei besitzt die Ortsdurchfahrt nur einige hundert Meter weiter bereits einen Fußgängerüberweg. Allerdings lässt ein Zebrastreifen den Verkehr nicht immer fließen.

Warum die Hürden für einen Fußgängerüberweg so hoch sind, ist nur verständlich, wenn die Annahme stimmt, dass das Auto immer Vorfahrt haben muss. Während in den Ballungsgebieten umgedacht wird und die Fußgänger und Radfahrer mehr Platz im öffentlichen Raum erhalten und Straßen für Radwege verkleinert oder gesperrt werden, dominiert hier noch das Auto.

Dabei wäre die Arnstedtstraße in der Höhe der Feuerwehr für einen Fußgängerüberweg gut geeignet. Denn auf der anderen Straßenseite gegenüber der Feuerwehr befindet sich nicht nur der öffentliche Friedhof in der Stadt. Gleich daneben liegt auch die Herderschule mit rund 330 Schülern, von denen ein größerer Teil morgens zu Fuß aus der Stadt zur Schule läuft.

Stellt die Stadt einen Antrag für einen Fußgängerüberweg an der Feuerwehr, würde in der Praxis zunächst eine Verkehrszählung erfolgen. Dabei wird untersucht, wie viele Fahrzeuge und wie viele Fußgänger die Stelle passieren. Die Daten sind später für eine Entscheidung relevant.

Zwar können die Behörden auch Fußgängerüberwege anordnen, wenn die Zahlen der Fußgänger und der Fahrzeuge geringer sind. Allerdings braucht es dafür eine gute Begründung, wie andere Beispiele aus Sachsen-Anhalt zeigen. Dass nicht mehr Einwohner die Fußwege an der Arnstedtstraße nutzen, ist für die Anwohner erklärbar. Das stetig steigende Verkehrsaufkommen und die von den Bürgern als zu hoch eingeschätzten Geschwindigkeiten der Fahrzeuge machen die Straße für Fußgänger unattraktiv.

Der Lärm der Fahrzeuge sei zudem so laut, dass eine Unterhaltung kaum möglich wäre. Die Anwohner der Ortsdurchfahrten sprechen sich dafür aus, die Höchstgeschwindigkeit an den Ortsdurchfahrten zu reduzieren, um Lärm und Staub zu reduzieren. Die Vorschläge finden nicht nur Unterstützung, zeigte sich auf der Einwohnerversammlung in der vergangenen Woche. Als Gegenargument wird vorgebracht, dass bei einer Geschwindigkeitsreduzierung die Fahrzeuge für die Ortsdurchfahrt mehr Zeit benötigten. Unterm Strich würden die Bürger so mehr Abgase der Fahrzeuge aushalten müssen. Messungen, wie viel länger die Fahrzeuge in Calbe unterwegs wären, wenn die Geschwindigkeit reduziert würde, gibt es bislang allerdings nicht. Ein großer Lärmfaktor sind für die Anwohner vor allem die Lkw. Dabei sollte die nahe Autobahn hier eigentlich Entlastung sein.

Doch die Lkw-Fahrer können hier die parallel zur Autobahn verlaufende Landesstraße nutzen, um Maut zu sparen. Das könnte vor allem für den Verkehr, der aus Aken kommt, interessant sein. Im Güterverkehr, wo es auf jeden Cent für die Speditionen ankommt, könnte die Fahrt durch die Stadt zur Autobahnauffahrt Schönebeck interessanter sein, als direkt bei Brumby auf die A 14 zu lenken. Aus den bisherigen Verkehrszählungen in Calbe lässt sich dies aber schwer beurteilen. Dazu müssten die Verkehrszählungen rund um Calbe auf den Landes- und Bundesstraße mit herangezogen werden, um das Bild zu vervollständigen und eine Erklärung für die starke Belastung mit Lkw zu finden. Die Brummis, erzählen die Anwohner, verursachten besonders viel Lärm, wenn sie durch die Stadt fahren. Oftmals seien sie sehr schnell unterwegs, heißt es.