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Vögel Bunte Schau im Tolberg-Saal

Zwitschern und Piepen: Die Ortsgruppe der Vogelzüchter lud zur 20. Landesschau in Schönebeck ein. Mehr als 300 Tiere gab es zu bestaunen.

Von Ulrich Meinhard 07.11.2017, 02:06

Schönebeck l Irgendwie muss sich Schönebecks Oberbürgermeister Bert Knoblauch (CDU) am Sonnabend im Dr.-Tolberg-Saal an Stadtratssitzungen erinnert gefühlt haben. Ob es daran lag, dass am Sonnabend und Sonntag hier eine große Menge Vögel zu sehen war, kann vermutet werden. Ist aber rein hypothetisch.

Nein, es ging wohl eher um die Lautstärke. Man musste schon seine Ohren spitzen, um dem gesprochenen Wort vor oder hinter der Geräuschkulisse der zwitschernden und piepsenden Vögel akustisch folgen zu können. Einen Unterschied hatte die Vogelausstellung dann aber doch gegenüber den Stadtratssitzungen: So schön bunt zeigen sich die Räte nicht.

Der Tolberg-Saal war erneut und nun bereits zum 20. Mal Ausstellungsort für die AZ-Landesschau der Vogelzüchter Sachsen-Anhalts. Von den insgesamt 26 Landesschauen seit der Wende sind damit 20 in Schönebeck ausgerichtet worden. Knoblauch dazu: „Ich freue mich, dass die Ausstellung hier in Schönebeck am ersten Novemberwochenende einen festen Termin hat. Diese Ausstellung bereichert die Stadt.“

Zur Eröffnung war auch der ehemalige Schönebecker Landrat Klaus Jeziorsky zugegen. Er hatte 1990 dafür gesorgt, dass den Vogelzüchtern in den politischen Umbruchzeiten Hilfe zuteil wurde und zwar aus Überzeugung: „Ich habe mir damals gesagt, so etwas müssen wir unterstützen, die Vereinsarbeit, die Zuchtarbeit. Und zwar gerade deshalb, weil es so viele in die Welt hinaus zog.“ Zur Eröffnung extra aus Ingolstadt (Bayern) angereist war der Vizepräsident der Vereinigung für Artenschutz, Vogelhaltung und Vogelzucht (kurz: AZ), Bernhard Schuster. „Wir als Verein leben von der Arbeit unserer Gruppen. Leider finden immer weniger junge Leute den Weg zur Vogelzucht“, bedauerte er. Es bestehe konkret die Gefahr, dass diese Vereine und damit die Vogelzucht aussterben.

Der Schönebecker Schau zollte er Hochachtung. Sie sei klein und fein, und es gebe hier Tiere zu sehen, die sich anderenorts nicht mehr finden.

Von der Volksstimme befragt, wie er selbst zur Vogelzucht gekommen ist, sagte Schuster fröhlich: „Ich glaube, das war erblich bedingt. Mein Großvater hatte Tauben. Meine Eltern waren Vogelfreunde, mein Freund hatte Vögel. Da habe ich mit Kanarienvögeln angefangen. Später kamen Zeisige hinzu.“ Und was ist der Gewinn? „Die Ruhe, die ich empfinde, wenn ich meinen Tieren zuschaue und sehe, dass es ihnen gut geht. Es ist ein Glücksgefühl, wenn Jungvögel großgezogen werden.“ Freilich sei mit der Vogelzucht Verantwortung verbunden, das stete Drumkümmern. Gerade das würden wohl junge Menschen heute eher scheuen.

Schönebecks Vorsitzender der AZ Ortsgruppe Günter Schütz ergänzte: „Ohne den Rückhalt in der Familie ist dieses Hobby nicht möglich.“ Er selbst erfahre diese Unterstützung und sei dafür sehr dankbar.

Schütz sowie der ebenfalls anwesende AZ-Landesgruppensprecher Uwe Arnold dankten allen Unterstützern der Schau, bei der es mehr als 300 Vögel zu bestaunen gab, darunter 150 Wellensittiche, 50 Exoten und 35 Kanarien. Die Aussteller kamen aus dem gesamten Bundesland Sachsen-Anhalt.

Und übrigens: Weltweit gibt es ungefähr 9.500 Vogelarten. Der AZ-Verein hat bundesweit 16.000 Mitglieder. Nach der Wende 1990 gab es in Schönebeck noch drei Vogelzuchtvereine, einer ist geblieben.