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Eine ganz besondere Reise durch den nördlichen Teil der Einheitsgemeinde Barby Volksstimme-Foto-Olympiade: In Wespen treten 138 Einwohner und ein kleines Baby an

Von Thomas Linßner 21.06.2012, 05:20

"Wir sind im Bilde": Nach diesem Motto ruft die Schönebecker Volksstimme zu einem regionalen Foto-Wettbewerb auf. An den Start gehen die Einwohner von fünf Ortschaften der Einheitsgemeinde Barby. Zweites Dorf ist Wespen.

Tornitz l Die Aufgabe für die Einwohner von Tornitz-Werkleitz, Wespen, Glinde, Gnadau und Pömmelte lautet, zu einem festgelegten Zeitpunkt - gemessen an der Einwohnerzahl - die meisten Leute aufs Volksstimme-Foto zu bekommen.

Nach Tornitz ist Wespen zweiter "Olympia-Ort". Auch dort muss erstmal geklärt werden: Wo klettert man herauf, um alle Leute auf das Bild zu bekommen? Für Ortsbürgermeisterin Gudrun Tulinski gibt es da nur eine Möglichkeit: das Gemeindehaus. "Aus dessen Oberstübchen haben Sie einen guten Überblick. Da sieht man auch den Teich schön im Hintergrund." Marion Koppelin - sie ist Standesbeamtin in Barby und war selbst mal Bürgermeisterin - macht den Test: "Hier, aus diesem Fenster fotografiert es sich gut." Was zeigt, dass man sich in Wespen Gedanken zum Gelingen der Volksstimme-Aktion gemacht und sogar Handzettel an die Haushalte verteilt hatte.

Doch für bildgestalterische Dinge bleibt am Ende kein Raum. Und das im wahrsten Sinne des Wortes. Denn als der Termin am vergangenen Freitag näher rückt, strömen die Wespener aus allen Winkeln des Dorfes zusammen, als hätte jemand einen Deckel aufgemacht.

Zehn Minuten vor dem festgesetzten Termin sieht es noch nicht so aus. Aber dann. Eine riesige Menschentraube formiert sich vor dem "Lehrerhaus", das mal die alte Schule war.

Ich muss mich immer mehr in die Ecke quetschen, um alle Leute aufs Bild zu bekommen. Immer wieder bitte ich sie, näher zusammenzurücken. Zum finalen Fotozeitpunkt hat die "verdichtete Menschentraube" Symbolcharakter. Besonders die schlimmen Drängwassermonate des vergangenen Jahres schmieden die Gemeinschaft zusammen. Als der Auslöser meiner Nikon ein paar mal klickt, schauen 138 Wespener aller Altersschichten zu mir hoch. Plus ein Baby, das im Kinderwagen liegt, aber nicht zu sehen ist.

Eine stolze Zahl. Wespen ist mit 237 Einwohnern die kleinste Gemeinde in der Einheitsgemeinde Barby. Und 139 sind zum Fototermin gekommen. Stark.

Schon im Vorfeld machte Gudrun Tulinski klar: "Wenn wir kommen, wollen wir auch auf unser Hauptproblem aufmerksam machen."

"Kein Kredit, sondern Gleichsetzung mit Hochwasserschutz."

So halten Einige Protestschilder in die Höhe. Darauf steht: "Hier gehen Lebenswerke den Bach runter. Hilfe sofort!" oder "Kein Kredit, sondern Gleichsetzung mit Hochwasserschutz".

Gemeint ist damit der immer noch viel zu hoch stehende Grundwasserpegel.

Das Land bietet zur Behebung der Schäden und den prophylaktischen Schutz zinsgünstige Darlehen an. "Wir wissen nicht, warum wir Kredite aufnehmen sollen, um die Fehler des Landes zu beheben", sagt Gudrun Tulinski. Vielmehr poche man hier auf den selben Status wie Hochwassergeschädigte. "Die Leute können genauso wenig für Hoch- wie wir für Drängwasser", erklärt jemand.

Im vergangenen Jahr lagen in Wespen die Nerven blank, weil das Wasser in fast jedem Keller stand. Stockflecken, Schimmel und feuchte Mauern erinnern noch immer daran. Rainer Reß - er ist Mitglied der Bürgerinitiative Gnadau/Wespen - verfolgt die Binnenpegelstände seit Jahren.

Obwohl die Elbe Niedrigwasser führt, das Frühjahr ein Niederschlagsdefizit hatte und die Kartoffelfelder rund um die Uhr beregnet werden, ist der Grundwasserstand immer noch 1,10 Meter über normal.

Die Wespener fordern die Politik auf, neben allen notwendigen Vorbereitungsuntersuchungen endlich Taten folgen zu lassen. Gudrun Tulinski hat in dieser Beziehung allerdings eine Befürchtung: "Wenn die Gutachten fertig sind, steht noch lange nicht fest, wie die Maßnahmen finanziert werden sollen."