Pächter-Ehepaar findet nach Brand viel Hilfe / Einweihungsparty soll am 26. Juni steigen Wie Phönix aus der Asche: Nach Feuer entsteht am Tiefensee ein neues Lokal
Es war ein Schock für die Pächter des Fahrrad- und Bikertreffs am Tiefensee: In der Himmelfahrtnacht brannte das Ausflugslokal lichterloh. Kornelia und Werner Hamm standen vor der Frage: Aufgabe oder Neustart. Sie entschieden sich für ein Weitermachen. Und fanden und finden viel Hilfe.
Pretzien l In der Nacht zum 18. Mai hat der Fahrrad- und Bikertreff "Mucky" am Tiefensee bei Pretzien gebrannt. Lichterloh. Brandstiftung ist höchstwahrscheinlich. Das Feuer kam von außen. Früh um 3 Uhr sind die beiden in Egeln wohnenden Pächter benachrichtigt worden. Eine ernüchternde Botschaft mitten in der Nacht. Als Kornelia und Werner Hamm beim ersten Tageslicht den Schaden sahen, wollten sie aufgeben, das Handtuch werfen. Zumal der Verpächter offenbar keine Gebäudeversicherung abgeschlossen hatte. Doch schon nach wenigen Stunden Bedenkzeit siegte der Kampfeswille. "Wir machen weiter. Wir bauen wieder auf", sagte am Morgen nach dem Brand Kornelia Hamm gegenüber der Volksstimme.
Wer jetzt zum Tiefensee hinaus fährt und bei "Muckys Fahrrad- und Bikertreff" einkehrt, wird auf den ersten Blick gar keine Brandschäden mehr wahrnehmen. Vieles ist beräumt. Erst auf den zweiten Blick wird klar, dass hier mehr gelodert haben muss als ein Holzkohlegrill.
"Die Hilfe, die wir bis heute erfahren haben, macht uns sehr glücklich", sagt Kornelia Hamm und ihre Rührung spiegelt sich in ihren glänzenden Augen wider. Ihr ist zum Weinen zumute nach der emotionalen Achterbahnfahrt der vergangenen 14 Tage. Doch für Tränen hat die 56-Jährige keine Zeit. Gemeinsam mit Ehemann Werner steht sie hinter dem Tresen: sie am Getränkestand, er seperat gegenüber bei Bratwurst und Pommes. Andere gastronomische Einrichtungen der Umgebung halfen uneigennützig und stellten die Verkaufsstände zur Verfügung, ein Handwerker arbeitete zum Einkaufspreis, Freunde legten Hand an, viele Gäste spendeten sogar etwas Geld. Der Sohn des Pächterpaares, der in Frankfurt/Main lebt, bekam von seinem Arbeitgeber frei, um den Eltern helfen zu können. "Ich hätte das alles nicht zu hoffen gewagt", freut sich Kornelia Hamm und sie fügt hinzu: "Man kann das gar nicht beschreiben."
Der Schock über den Vorfall, räumt sie ein, sei jetzt erst so richtig bei ihr angekommen. Eine Erschütterung. Aber nun, sagt die Egelnerin mit dem nächsten Atemzug, gebe es sowieso kein Zurück mehr. Mit einem Blick hinüber zu Ehemann Werner, der ordentlich zu tun hat mit Würstchen und Fritten, meint sie flüchtig lächelnd: "So überwindet er den Schrecken - sozusagen im Schweiße seines Angesichtes." Genauso wie derzeit, nämlich mit einem Verkaufswagen, hat das Paar seine Selbständigkeit vor 22 Jahren begonnen.
Und jetzt quasi ein neuer Anfang. "Ja. Wir sind uns einig. Wir haben den Mut, um weiter zu machen", betont die rührige Wirtin. "Darin werden wir auch von unseren Gästen bestärkt. Ohne sie wären wir sowieso nichts", befindet Kornelia Hamm. Ehemann Werner schaut sie dankbar an. Das Reden mit der Presse überlässt er gern seiner besseren Hälfte.
"Wir nehmen noch zwei Weißwein und ein Hefebier", geht die Bestellung einer jungen Frau über den Tresen. Eine Stammkundin ordert Kaffee und Kuchen und möchte damit zu ihrem angestammten Platz an Tisch 1 gehen. "Der ist leider lädiert", bedauert Kornelia Hamm mit Verweis auf das Feuer in der Himmelfahrtnacht. Die Dame nimmt es gelassen und frotzelt: "Na ja. Beim nächsten Mal legen wir wieder Wert darauf."
Am 26. Juni, zum 20. Mucky-Geburtstag, soll eine große Einweihungsparty gefeiert werden. Alle Helfer sind willkommen und alle, die sich eingeladen fühlen, hebt Kornelia Hamm hervor. Und dann wiederholt sie freudig den Satz ihrer kleinen Enkelin, die nach dem Brand felsenfest überzeugt klarstellte: "Die neue Kneipe wird noch cooler als die alte war."
Und dann gibt es noch ein weiteres gutes Omen. Biker-Lilli, eine Puppe in Motorradkluft und das Maskottchen des Ausflugslokals, hat den Brand, leicht verrußt, unversehrt überstanden.