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Wohltätigkeit Zahl der Tafelnutzer verdoppelt

Die Tafelausgabestellen in Calbe werden immer häufiger genutzt. Darüber hinaus hat die Tafel ein neues Kühlfahrzeug.

Von Paul Schulz 08.02.2019, 09:58

Calbe l Die Tafel Schönebeck, in Trägerschaft des Kreisverbandes Salzland der Arbeiterwohlfahrt (Awo), verzeichnet steigende Nutzerzahlen. Auch das Angebot in den Ausgabestellen in Calbe wird mehr und mehr genutzt, wie Awo-Mitarbeiterin Saskia Schenk berichtet. Innerhalb eines halben Jahres hat sich die Zahl der Tafelnutzer annähernd verdoppelt. Nahmen im Juli 2018 etwa 120 Personen pro Woche die Calbenser Tafelausgabestellen in Anspruch, so sind es derzeit 243 Nutzer wöchentlich (Stand 31. Januar 2019). Zudem ist diese Zahl weiterhin steigend. „Wir haben etwa zehn Neuanmeldungen in der Woche“, sagt Saskia Schenk.

Doch wie lässt sich diese stark steigende Tendenz erklären? Laut Saskia Schenk liegt das vor allem daran, dass die Tafel jetzt auch als solche erkannt wird. Vorher gab es nämlich die von der Gesellschaft für Struktur und Arbeitsmarktförderung (Gesas) betriebene „Oase“. Auch hier wurden Lebensmittel ausgeteilt, doch die Nutzerzahlen waren gering. „Unter dem Namen ‚Oase‘ haben die Menschen wohl keine Lebensmittel-Ausgabestelle erwartet. Seit Juli gibt es das Angebot unter dem Namen Tafel. Seitdem steigen auch die Nutzerzahlen“, berichtet Schenk.

In den Ausgabestellen der Tafel können Bedürftige für zwei Euro eine Lebensmittelkiste erwerben. Darin finden sich verschiedene Lebensmittel wie Obst und Gemüse, Reis und Nudeln und vieles mehr. Die Art der Lebensmittel richtet sich natürlich überwiegend danach, was die Supermärkte den Tafeln geben, sagt Schenk. Die Mitarbeiter achten aber darauf stets eine „gesunde Mischung“ in den Kisten zusammenzustellen. Bei der Tafel sei das Angebot allerdings immer etwas der „Saison hinterher“. So gibt es zum Beispiel nach Weihnachten auch Schokoladen-Weihnachtsmänner in den Lebensmittelkisten.

Eine Verbesserung für die Tafel ist auch das neue Kühlfahrzeug. „Das erlaubt es uns auch Lebensmittel zu transportieren und anzubieten, bei denen wir die Kühlkette einhalten müssen. So können wir ein vielfältigeres Angebot erstellen“, sagt die Awo- Mitarbeiterin. Beispielhaft nennt sie Tiefkühlprodukte und Lebensmittel wie Fleisch und Fisch.

In Calbe gibt es übrigens eine Besonderheit was die Tafel angeht. Im Gegensatz zu Schönebeck, Barby, Groß Rosenburg und Biere gibt es in der Rolandstadt nämlich zwei Ausgabestellen anstatt einer. So können sich Bedürftige dienstags, mittwochs, donnerstags und freitags in der Zeit von 13 Uhr bis 14 Uhr in der Nicolaistraße 16 Lebensmittel besorgen. Die zweite Ausgabestelle ist im Stadtfeld 12. Dort findet montags von 13 Uhr bis 14 Uhr die Ausgabe statt, allerdings nur für Maßnahme-Teilnehmer, die sich ohnehin dort aufhalten. „Es ist also gewissermaßen eine interne Ausgabestelle“, sagt Awo-Projektleiterin Kerstin Henze. Zudem befindet sich an diesem Standort das Zentrallager für die Tafel-Ausgabestellen Calbe.

Darüber hinaus wird dort auch gekocht. Denn die Tafel Schönebeck bietet nicht nur die Lebensmittelkisten, sondern auch warme Mahlzeiten für kleines Geld an. Für 1,50 Euro bis drei Euro gibt es ein Mittagessen. Gekocht wird mit den Lebensmitteln, die gerade zur Verfügung stehen. Nur ab und zu werden noch ein paar Gewürze dazugekauft, sagt Saskia Schenk.

Das Angebot wird jedoch noch nicht besonders viel genutzt. Lediglich zehn bis zwölf Personen essen regelmäßig die warmen Speisen. „Das könnten ruhig ein paar mehr sein. Wir haben da noch viel Kapazitäten frei. Wer also auch mitessen möchte, muss sich nur dafür anmelden“, sagt Schenk.

Um die Zubereitung der Mahlzeiten kümmern sich Martina Joch und Manuela Cevik. „Die Küche gehört uns“, scherzt Manuela Cevik. Ihre Kollegin Martina Joch bestätigt das: „Wir gehören ja auch schon zum Inventar.“ Kein Wunder, schließlich kochen die beiden Frauen schon mittlerweile seit sechs Jahren für Bedürftige – und das jeden Tag. Erst bei der Oase und nun bei der Tafel. Mal ehrenamtlich, mal über Maßnahmen des Job-Centers.

Und auch wenn die beiden keine gelernten Köchinnen sind, kommt die Hausmannskost gut an. „Was das Essen angeht, bekommen wir immer eine sehr positive Resonanz“, sagt Kerstin Henze. Und auch Martina Joch berichtet von wohlwollenden Worten. „Ich wurde auch schon mal in der Stadt darauf angesprochen und dafür gelobt, dass das Essen so gut schmeckt. Dann macht es auch Spaß zu kochen, wenn man weiß, dass die Leute es mögen.“