1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Schönebeck
  6. >
  7. Andere Zeit, anderer Schlaf?

Zeitumstellung Andere Zeit, anderer Schlaf?

Am Sonntag wird die Uhr wieder auf die Winterzeit umgestellt. Die Volksstimme spricht mit dem Leiter des Schönebecker Schlaflabors.

Von Paul Schulz 26.10.2018, 19:00

Schönebeck l Die Uhren werden am Sonntag, 3 Uhr morgens, um eine Stunde zurückgestellt. Die Winterzeit löst die Sommerzeit ab. Die Folge: Es wird morgens früher hell und demzufolge nachmittags auch früher dunkel. Doch wie wirkt sich das auf die Menschen aus? Schließlich klagen viele darüber, dass ihr Schlaf- und Biorhythmus durch die Zeitumstellung durcheinander gerate.

Doch zumindest bei der aktuellen Umstellung auf die Winterzeit kann der Schönebecker Pneumologe und Leiter des Schlaflabors Michael Groß Entwarnung geben. „Die Umstellung auf die Winterzeit steckt der menschliche Körper in den meisten Fällen ohne große Probleme weg. Das liegt vor allem daran, dass eine Stunde hinzukommt. Wenn aber im nächsten Jahr wieder auf die Sommerzeit umgestellt wird, dann kann das schon negative Auswirkungen auf den Schlaf haben“, erklärt Groß.

Die Zeitumstellung lasse sich zum Teil auch mit einem Jetlag vergleichen. „Fliegt man nach Westen, verlängert sich der Tag durch die Zeitzonen. Das ist kein Problem für den Körper. Geht es nach Osten fallen Stunden weg und der Reisende hat den klassischen Jetlag“, sagt der Pneumologe.

Generell beeinflussen zwei Faktoren den Schlaf, sagt Groß. „Die innere Uhr des Menschen wird einerseits durch die sozialen Umstände bestimmt. Zum Beispiel durch die Uhrzeit, zu der man aufstehen muss, um pünktlich bei der Arbeit zu sein.

Genauso wichtig ist jedoch das Sonnenlicht“, erklärt der Pneumologe. Denn im Sonnenlicht ist ein Blauanteil, und dieser sorgt dafür, dass der Körper das Hormon Melatonin produziert. Dieses Hormon ist maßgeblich für den Tag-Nacht-Rhythmus und somit für den Schlaf zuständig. Auch die Produktion des Stresshormons Cortisol wird durch die Zeitumstellung beeinflusst, wie in einer Stellungnahme der Deutschen Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin (DGSM) zur Zeitumstellung nachzulesen ist. Darin heißt es: „Jede Stunde späterer Sonnenaufgang führt zu einem Anstieg des Stresshormons um etwa fünf Prozent.“

Schlafstörungen in Folge der Zeitumstellung äußern sich oftmals in Tagesmüdigkeit, in Konzentrations- und Leistungseinbußen sowie in einer verschlechterten Reaktionszeit, wie Michael Groß erklärt. Der Nutzen der Zeitumstellung ist hingegen umstritten. Ursprünglich sollte diese während der Materialschlachten des Ersten Weltkrieges Energie einsparen. Laut Umweltbundesamt tritt dieser Effekt jedoch heute nicht mehr ein.

Da die Nachteile der Zeitumstellung offenbar überwiegen, ist es auch nicht verwunderlich, dass sich bei der Online-Konsultation der EU-Kommission zur Zeitumstellung rund 84 Prozent der Beteiligten für eine Abschaffung der Zeitumstellung ausgesprochen haben. Vielleicht hat das Drehen an der Uhr also bald ein Ende. Doch auch wenn man die Zeitumstellung außer Acht lässt, leiden trotzdem Menschen unter Schlafstörungen. Laut einer Studie des Robert-Koch-Instituts zur Gesundheit der Erwachsenenbevölkerung klagen 11,1 Prozent der Deutschen über dreimal oder häufiger pro Woche auftretende Einschlafstörungen.

Für einen besseren Schlaf empfiehlt Michael Groß vor allem die Beachtung der Schlafhygiene. Das heißt unter anderem: Regelmäßige Bett-geh-Zeiten und kein Alkohol vor dem Schlafengehen.