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Corona-Kontrollen Von Schlangen und vermeintlichen Zeltern

Bedeutet Zahltag mehr Ansturm auf die Supermärkte? Und was ist, wenn sechs Angler an der Saale sitzen?

01.04.2020, 23:01

Staßfurt/Alsleben l Wenn einer Einkaufen geht, dann kann er was erzählen... In Abwandlung eines Reisespruchs ist momentan tatsächlich einiges zu erleben.

Mit verschiedenen Zahltagen zum Monatsanfang verstärken sich die Kundenströme auf Supermärkte wieder, nachdem es in der vergangenen Woche relativ ruhig geworden war.

Am Realmarkt in Staßfurt beispielsweise bildeten sich am Mittwoch-Vormittag Schlangen. Verursacht durch die verordneten schärferen Sicherheitsvorkehrungen gegen die Ausbreitung des Coronavirus‘.

Da heißt es mehr Zeit einplanen beim Einkauf. Denn zeitgleich dürfen die Sicherheitskräfte nur eine gewisse Anzahl an Kunden in den Markt lassen. Der Einkauf sollte einzeln stattfinden und nicht mehr in Familie. Die Drehtüren sind ebenfalls nur einzeln zu betreten. Grenzlinien an den Kassen sollten beachtet werden. Den Anweisungen des Personals und Hinweisen auf zahlreichen Infotafeln ist Folge zu leisten...

Immer mehr Menschen sind derweil mit Mund-Nase-Schutz ausgestattet. „Wenn das alle machen würden, wären wir ein ganzes Stück weiter“, meint eine junge Frau, deren Gesicht wie bei ihrem Mann neben ihr ebenfalls „maskiert“ ist. Und wenn nicht alle so einen Schutz haben? „Ein Schal tut‘s auch erstmal“, empfiehlt die Frau. Ihr Mann ergänzt, dass es in Jena schon zur Pflicht geworden sei.

Das klingt sehr nach Verständnis in diesen Ausnahmezeiten. Aber nicht alle Menschen zeigen sich verständnisvoll. An einem Güstener Einkaufsmarkt wird beispielsweise immer wieder Unmut geäußert von Kunden, die nur mal schnell ein Brot im Vorraum kaufen wollen, aber dennoch nur mit Einkaufswagen reingelassen werden. Sicherheitskräfte müssen dieser Tage ein dickes Fell haben und immer wieder viel und immer wieder die gleiche Überzeugungsarbeit leisten.

Dennoch überwiegt das Verständnis in diesen Ausnahmezeiten, haben auch Hartmut Fischer und Frank Siebert im Bereich der Verbandsgemeinde Saale-Wipper erfahren können. An Supermärkten, wo auch der Regionalbereichsbeamte in Polizeiuniform und der Mitarbeiter vom Saale-Wipper-Ordnungsamt mit größeren Kundenströmen wegen der Zahltage gerechnet hatten.

Das gleiche Resümee konnten die beiden nach ihrer Spätschicht Dienstagabend auch nach Besuchen öffentlicher Plätze ziehen, die allgemein als Treffpunkte von Jugendlichen bekannt sind. Wie das Denkmal am Güstener Breitscheidplatz beispielsweise oder auch der Springbrunnen in Alsleben.

„Es gab nichts zu beanstanden“, zieht der Polizeihauptmeister am Abend ein Fazit. Auch nach Einsätzen, die verstärkt durch Hilferufe von besorgten Mitbürgern hervorgerufen werden, wenn mal mehr als zwei Personen zusammen stehen... „Die meisten sind einsichtig und gehen dann auseinander. Sie wissen es ja auch. Aber nicht nur Jugendliche wissen offensichtlich auch nichts mit ihrer Zeit anzufangen“, zeigt Fischer wiederum Verständnis für diese Seite.

Die Schließung von Schulen befindet sich mittlerweile in der dritten Woche.

Auf die Einhaltung der gegebenen Vorschriften mussten die beiden Gesetzeshüter derweil auch bei einem Einsatz an der Saale in Alsleben eingehen.

Bürger hatten über vermeintliche Zelte hinterm Sportplatz informiert. Bei der Kontrolle stellte sich heraus, dass sechs Angler ihren Freizeitaktivitäten an der frischen Luft nachgingen. Fischer verwies auf die Einhaltung der Abstände zwischen zwei Personen. Drei andere, die sich als Besucher ausgaben, wurden nach Hause geschickt.

Die vermeintlichen Zelte wurden nicht als Übernachtungsmöglichkeit gesehen, sondern als Unterstand und Wetterschutz für maximal zwei Personen.

Die beiden Ordnunsgkräfte belehrten die Angelfreunde nochmal dahingehend, dass „ein unnötiges Entfernen vom Wohnort“ derzeit zu unterlassen sei.

Solche Einsätze sind für Polizeibeamte wie für Mitarbeiter der Ordnungsämter übrigens neben „normalen“ Einsätzen zu erfüllen.

Da die seit gut zwei Wochen bestehenden verschärften Kontakt-Einschränkungen nun über Ostern hinaus bis 19. April verlängert wurden, richten sich Polizei und Ordnungsäter auch auf weitere Kontrollmaßnahmen ein. Frank Siebert rechnet damit, dass vor Ostern die Kundenströme zunehmen werden und daraus folgende Kontrollen zur Einhaltung der Bestimmungen verstärkt nötig sind.