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Wahl 100 Prozent und dennoch nicht langweilig

Die sechs Ortschaftsratswahlen in Staßfurt hatten ihre Besonderheiten. Bedauerlich: Insgesamt fünf Sitze bleiben unbesetzt.

Von Falk Rockmann 28.05.2019, 01:01

Staßfurt l Ein Ergebnis, welches an DDR-Wahlen erinnert, schaffte die Bürgervertretung Athensleben. Ihre 100 Prozent aller Stimmen sind der Tatsache geschuldet, dass es keine anderen Wählervereinigungen und auch keine Parteien gab, die in diesen Ortschaftsrat wollten.

„Bei uns ist es trotzdem nicht langweilig“, reagiert Brigitte Lüdecke, die das zweitbeste Ergebnis unter ihresgleichen erreichte, auf die Frage, wie es so ist bei dieser 100-Prozent-Einigkeit. „Es gibt auch unterschiedliche Meinungen. Und wir kämpfen immer mit der Stadt, damit wir auch was abbekommen aus dem Topf. Straßenbau, Ordnung und Sauberkeit sind immer Thema“, so die Athensleberin, die seit 20 Jahren im Gemeinderat Löderburg beziehungsweise nach der Eingemeindung nach Staßfurt im Ortschaftsrat Athensleben vertreten war.

Von 190 Wahlberechtigten in Athensleben nutzten 111 die Chance, ihr Votum abzugeben. Achtbare 58,4 Prozent.

Schwarz und Gelb bleiben erwartungsgemäß die beherrschenden Parteifarben im Ortschaftsrat Förderstedt. Die CDU erhält 48,9 Prozent der Stimmen, die FDP 32 Prozent.Auch die Linke ist drin, hätte sogar einen Platz mehr besetzen können. Die SPD sichert für ihren einzigen Kandidaten Detlev Kiel den Sitz.

Enrico Lärz, der in der CDU quasi den Stuhl seines Vaters Hans-Jürgen beerbt, hofft, dass er ebenso viel Zeit haben wird und möglichste keine Sitzung des Ortschaftsrats verpasst. „Mir geht‘s ums Dorf“, gibt der junge Wirt zu. Sein Vater habe ihm auf jeden Fall einiges mitgegeben. „Von Kindheit an habe ich mitbekommen, wenn der damalige Förderstedter Bürgermeiser Bodo Messerschmidt mit meinem Vater bei uns zusammensaß und sie über Politik sprachen.“

Von sieben möglichen Sitzen bleibt in Hohenerxleben einer unbesetzt. Ilona Franke zog für „Bürger für Hohenerxleben“ so viele Stimmen – mit 30,7 Prozent fast so viel wie die CDU – dass es für zwei gereicht hätte. Sie ist aber allein. Mit Uwe Doberstein (CDU) und Einzelbewerber Markus Vongries sind zwei neue Räte dabei.

Bunt wird‘s in Löderburg. Drei der neun Sitze sichern sich die Linken (stärkste Kraft mit 29,9 Prozent), je einen die CDU, SPD, FDP, UBvS sowie zwei Einzelbewerber.

Das Ergebnis hätte sich die SPD sicher häufiger gewünscht bei diesen Wahlen: Traumhafte 49 Prozent erreichen die Genossen bei der Ortschaftsratswahl in Neundorf. Damit hätten die Sozialdemokraten fünf Sitze gewonnen, haben aber nur drei Kandidaten ins Rennen schicken können. Die CDU bringt ihren einen Kandidaten ins Ziel. Drei von vier Einzelbewerbern schaffen es ebenfalls in den Rat.

Womit begründet der amtierende SPD-Ortsbürgermeister Klaus Maaß den herausragenden Erfolg seiner Partei? „Das ist eine Namenswahl gewesen.“ Er bedauert es, dass man zwei Sitze unbesetzt lassen müsse, aber schon drei Kandidaten zusammenzubekommen, sei bereits schwierig gewesen. Maaß freut sich derweil über die drei neuen Einzelbewerber im Ortschaftsrat, vor allem, weil sie auch jünger sind. „Irgendwann muss ja mal jemand übernehmen. Hoffentlich schreckt sie die Arbeit in diesem Ehrenamt nicht ab. Manche Wege zum Ziel sind ja doch ziemlich lang.“

In Rathmannsdorf gewinnt die neue Wählervereinigung „Wir für Rathmannsdorf“ (WfR) mit 57,6 Prozent aus dem Stand fünf Sitze von neun möglichen. Einer ihrer Kandidaten und ein Einzelbewerber erhalten zu wenig Stimmen, um in den Ortschaftsrat einzuziehen. Derweil hätte die Linke mit ihren 27,7 Prozent noch einen Bewerber mehr unterbringen können, kann aber nur zwei stellen. WfR-Spitzenkandidat Benjamin Zuck erklärte, dass man mit so einem Ergebnis nicht gerechnet hat, sich aber umso mehr freue. Ob sich jemand aus seinen Reihen für die Funktion eines neuen Ortsbürgermeisters stellen wird, wollte Zuck am Tag nach der Wahl noch offen lassen. Das werde man noch beraten, ebenso die Ziele, die „Wir für Rathmannsdorf“ erreichen will.

Wenn die Ortschaftsräte nach Bestätigung der Wahlergebnisse zu den konstituierenden Sitzungen zusammenkommen, bestimmen sie ihre Ortsbürgermeister. Voraussichtlich im kommenden Monat.