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Grundschule 50 Kinder zu wenig für Nebenstelle

Warum sich Neundorf keine Hoffnung machen braucht auf eine Grundschul-Nebenstelle.

Von Falk Rockmann 07.02.2019, 00:01

Neundorf l Es ist Anmeldezeit für Kinder, die nächstes Schuljahr eingeschult werden. Neundorfer Eltern könnten frohlocken, dass ihre Sprösslinge momentan wieder im Heimatort lernen dürfen. Doch was ist nach der Zeit von zwei Jahren, in der die Uhlandschule Staßfurt vorübergehend das Neundorfer Schulgebäude nutzt?

Gerade die Eltern des Einschulungsjahrgangs 2020 blicken auch auf Alternativen wie zur neuen Grundschule im benachbarten Rathmannsdorf, die in diesem Sommer den Schulbetrieb mit einer vollen 1. Klasse aufnimmt und für 2020 Anmeldungen für die nächste Klasse erwartet.

In die Gierslebener Grundschule können die Neundorfer ihre Kinder ab 2019/20 nicht mehr einschulen. Die letzten Kinder, die diese Alternative zu Staßfurt nutzen durften, verlassen die Wippertaler 2022.

Stefan Riemann zum Beispiel weiß nicht, was er machen soll. Kämpft der zweifache Vater für eine Schule in seinem Heimatort Neundorf? Soll er seine Kinder (fünf und zwei Jahre) zu gegebener Zeit nach Staßfurt fahren lassen? Oder lockt vielleicht sogar die neue Grundschule in Rathmannsdorf?

„Neundorf hat momentan 54 Kinder im Grundschulalter. 40 davon gehen in Giersleben zur Schule. Das spricht doch eine deutliche Sprache“, sagt der 35-Jährige. Die Zahlen wurden dem Einwohner nach einer entsprechenden Anfrage im Ortschaftsrat Neundorf von der Stadtverwaltung mitgeteilt. Im nächsten Schuljahr werden es 43 sein (23 in Giersleben), 2020/21 47 (14 Giersleben), 2021/22 dann 49 (11). Auch in den Jahren 2022/23 und 2023/24 wohnen voraussichtlich jeweils über 40 Kinder im Grundschulalter in Neundorf.

„Sollte das nicht wenigstens für eine Nebenstelle der Uhlandschule genügen?!“, fragt sich der Neundorfer. Es müsse ja gar keine eigenständige Grundschule sein, wenn das nicht in die aktuelle Gesetzeslage des Landes Sachsen-Anhalt passt. Die Verwaltung könne ja von Staßfurt aus passieren.

Ein Argument wäre für Stefan Riemann derweil auch die Frage der Transportkosten, denn eigentlich gehe es doch hauptsächlich um Effektivität? „Zwei oder drei Lehrer nach Neundorf fahren zu lassen, ist doch sicher effektiver als 40 bis 50 Kinder zu bewegen?“

Dass eine „eigenständige Grundschule überhaupt kein Thema wäre bei acht Einschülern“, das ist auch Ortsbürgermeister Klaus Maaß (SPD) bewusst. „Aber natürlich würden wir alle wieder eine Schule vor Ort haben wollen.“ So weit er informiert sei, hätte eine Ausrichtung nach Giersleben ab dem kommenden Schuljahr jedenfalls keine Chance mehr. „Zwei Anträge auf Sondergenehmigung für Giersleben sind bereits abgelehnt worden.“

Unterdessen versteht der Staßfurter Oberbürgermeister nicht, dass es in Neundorf wieder Gedanken an eine Wiederbelebung der Schule gibt. „Ich kann gar nicht glauben, dass das jetzt ein Thema sein soll, wo wir doch die Uhlandschule umfangreich ausbauen!“, sagt Sven Wagner (SPD). Giersleben sei unterdessen überhaupt kein Thema mehr, nachdem Staßfurt „nochmal die Tür weit geöffnet hat mit dem Vertrag zwischen der Stadt Staßfurt und der Verbandsgemeinde Saale-Wipper, der 2019 ausläuft“.

Fachbereichsleiter Hans-Georg Köpper verweist außerdem darauf, dass „eine Außenstelle wegen fehlender räumlicher Voraussetzung nicht möglich ist. Die Gebäude in Neundorf müssten grundhaft saniert werden. Sie wurden im letzten Jahr nur für den vorübergehenden Zweck hergerichtet.“ Köpper verweist darauf, dass die Schulentwicklungsplanung in der Vergangenheit durch die politischen Gremien beschlossen worden sei. Darüber hinaus werde sich mit der geplanten Eröffnung der Grundschule in Rathmannsdorf die Vielfalt in der Schullandschaft weiter erhöhen.

Die geltende Rechtslage zur Möglichkeit einer Nebenstelle beschreibt Matthias Stübig, Referent für Schulentwicklungsplanung beim Bildungsministerium. Die Möglichkeit eines Grundschulverbands gebe es seit August 2018. Die Voraussetzung wären 80 Schüler am Hauptstandort und mindestens 40 am Teilstandort. Aber: Im Falle von Neundorf würde man von einer Neugründung sprechen. „So eine Schule kann nur dann Teilstandort im Sinne eines Schulverbands werden, wenn es sich um eine bestehende Schule handelt, die unter die Schülerzahl von 60 rutscht.“ Zudem müsste die Anfangsklasse mindestens 30 Kinder zählen. Stübig erklärt das mit der Notwendigkeit einer „deutlichen Bestandsfähigkeit über Jahre“. Zudem dürften andere benachbarte Schulen nicht im Bestand gefährdet sein.