Moderne Technik in der Landwirtschaft Amerikanische Satelliten leiten Mähdrescher über Börde-Acker
Moderne Computertechnik, satellitengestützte Berechnungen und Annehmlichkeiten wie im Flugzeug sind auch in der Landwirtschaft eingezogen. Vorbei die Zeiten, als sich die Mähdrescherfahrer in der Erntezeit Schweiß, Staub und Stroh aus dem von der Sonne verbrannten Gesicht wischen mussten.
Atzendorf. Die 350 Pferdestärken unter dem Sitz merkt man der Maschine nicht gleich an. Erst als Sebastian Hauser ein wenig mehr Gas gibt und dadurch mehr Korn in den Bunker geschoben wird, deutet ein leises Dröhnen auf die Mehrleistung hin. Auf dem kleinen Display rechts neben dem Lenkrad wechselt eine Anzeige von grün über gelb in knalliges rot. "Jetzt muss ich etwas langsamer fahren, sonst schafft die Maschine das nicht", erklärt Sebastian Hauser.
Der Landwirt aus Atzendorf liebt seinen Beruf. Derzeit ist Erntezeit. Mit schlappen fünf Stundenkilometern dreht der Bauer mit dem modernen Mähdrescher seine Runden auf einem Bördeacker nördlich von Atzendorf. "Das ist ein neues Fahrzeug, das wir im Winter gekauft haben. Wir haben uns für einen ¿New Holland‘ entschieden, weil der wirklich sehr flexibel einsetzbar ist", erzählt Sebastian Hauser.
Wie bei einem normalen Pkw kann auch dieser "landwirtschaftliche Schlitten" aufgetunt werden – nur schneller muss er nicht fahren. Es geht mehr um Technik, die in dem dicken Bauch des Deschers verschwindet. Landwirt Hauser hat sich für zusätzliche Informationen entschieden, die die Arbeit auf "dem Bock" erleichtern sollen: So wird ständig automatisch die Feuchtigkeit des geernteten Korns gemessen, der Ertrag, die abgefahrende Hektarzahl und andere nützliche Dinge.
"Das ist aber alles eine Kostenfrage", so Sebastian Hauser. Wer seinen Volkswagen zum Mercedes aufrüsten will, muss entsprechend tief in die Tasche greifen – wie im richtigen Leben auch. Für etwa 20 000 Euro kann der Mähdrescher über Satellit in das Feld eingemessen werden. Das Fahrzeug dreht daraufhin automatisch seine Runden, auf den Millimeter genau.
Ist der Bunker im Rücken von Sebastian Hauser zu 75 Prozent gefüllt, gibt ihm ein Warnton ein Zeichen. Dann weiß er, gleich muss er abladen. Am Ackerrand wartet bereits sein Vater, FDP-Landtagsabgeordneter Johann Hauser, der Anzug und Krawatte gegen lockere "Bauern-Kombi" eingetauscht hat. Er ist diesmal der Getreide-Kutscher und fährt den Weizen ins heimische Lager. Noch nicht einmal zwei Minuten dauert es, bis die zehn Tonnen Weizen umgeladen sind.