Abschied Globig Amtszeit mit vielen Erfahrungen
Steffen Globig hat seinen letzten Arbeitstag als Verbandsgemeindebürgermeister in Saale-Wipper.
Güsten l „Guck mal, da kommt der Bürgermeister“, rufen die Kinder auf dem Schulhof der Güstener Grundschule. Dicht gedrängt und vom Zaun des Schulhofs aus beobachten sie, dass Steffen Globig kurz vor seinem offiziellen Dienstende Landrat Markus Bauer vor dem Rathaus begrüßt. Der Kreischef möchte den Saale-Wipper-Chef persönlich verabschieden. „Es sind genau diese Momente, die die Arbeit als Bürgermeister so erfüllend machen“, sagt Steffen Globig und grüßt zurück.
Seit Januar 2010 ist Steffen Globig (SPD) Bürgermeister der Verbandsgemeinde, im November des Vorjahres haben die meisten Bürger ihm seine Stimme gegeben. Jetzt läuft die Wahlperiode aus. Mit Jan Ochmann (CDU) übernimmt am Freitag ein neuer offiziell die Leitung der Verwaltung und die hauptamtliche Führung der aus fünf Mitgliedsgemeinden bestehenden Kommune. Steffen Globig war nach Nominierungsquerelen der Orts-SPD nicht mehr als Kandidat angetreten.
Blickt der scheidende Verbandsgemeindebürgermeister auf die vergangenen zehn Jahre zurück, von 2007 bis 2010 war Steffen Globig bereits Leiter der Verwaltungsgemeinschaft Saale-Wipper, konstatiert er: „Die Zeit ist ziemlich schnell vergangen.“ Vieles sei geschafft worden, manches habe er nur anschieben können. „Ich habe als Bürgermeister viel mitgemacht, Dinge die andere selbst in längeren Amtszeiten nicht erleben.“ Steffen Globig nennt das Wipper-Hochwasser, die Diskussion um Mega-Schweineställe, gegen die sich eine Bürgerinitiative wehrte, das Busunglück auf der Autobahn 14 und den Unfall eines Plötzkauer Feuerwehrfahrzeuges im vergangenen Jahr. Die Schule in Plötzkau wurde geschlossen und die Feuerwehr in Amesdorf.
Als eine seiner letzten großen Projekte hat der Saale-Wipper-Chef das „Investitionspaket Bildung“ angeschoben. Über privat-wirtschaftliches Engagement, große Fördermittelanteile und Geld aus der Gemeinde werden in den kommenden Jahren die Schul- und zum Teil Kitastandorte auf den modernsten Stand gebracht. Jeder Ort, so das geplante Ziel, profitiere dabei von einer anderen Finanzspritze. „Der Gemeinderat hat das in großen Teilen einmütig getragen und ich bin der Auffassung, dass wir mit dem ‚Investitionspaket Bildung‘ unsere Standorte nachhaltig sichern“, sagt Steffen Globig. Wie das aussehen kann, erlebt der 43-Jährige, wenn er aus seinem Bürofenster schaut. In der Nachbarschaft zum Güstener Rathaus ist auch auf Steffen Globigs Initiative eine der modernsten Kindertagesstätten in Sachsen-Anhalt für 207 Kinder, davon 97 Plätze für Hortkinder, gebaut und 2015 eingeweiht worden. Auf der Positivseite ist auch die neue Feuerwehr in Giersleben zu verzeichnen.
Das sind durchaus Erfolge in Zeiten klammer öffentlicher Kassen. Auch wenn die Mühlen der Verwaltung in allen Instanzen manchmal langsam mahlen. Für Verdruss hat das bei Steffen Globig nie gesorgt. „Jeder Bereich hat seine Regeln, ob in der Wirtschaft oder in der Verwaltung. Man muss lernen, damit umzugehen.“
Verschwiegen werden darf aber nicht, dass zuletzt das Vertrauensverhältnis mit einzelnen Ortsbürgermeistern und Teilen des Verbandsgemeinderates zerstört gewesen ist. Die Bürgermeister der Stadt Güsten mit den Ortsteilen Amesdorf und Warmsdorf, der Stadt Alsleben (Saale) sowie der Gemeinden Giersleben, Ilberstedt und Plötzkau begegnetem dem Hauptamtlichen mit Misstrauen. Man stritt, oft kaum mehr sachlich, nicht selten sogar vor Gerichten. Steffen Globig spricht von „gemachten Erfahrungen“, will das alles aber nicht mehr bewerten. Der Verbandsgemeindebürgermeister beleuchtet viel mehr die Struktur insgesamt - die Verbandsgemeinde. Saale-Wipper war bei seiner Bildung neben beispielsweise der Egelner Mulde ein Sonderfall, eine der wenigen Kommunen in Sachsen-Anhalt, bei denen die Orte nahezu selbständig geblieben sind. In denen aber die Verbandsgemeinde gleichzeitig Aufgaben wie Feuerwehr, Schule oder Kita übernahm. Eigentlich sollten bei der Gebietsreform Einheitsgemeinden entstehen, so wie die Stadt Staßfurt mit ihren Ortsteilen. „Die Verbandsgemeinde war damals die richtige Lösung. Denn die Orte wären sonst alle auseinander gedriftet und anderswo zugeordnet worden“, vermutet Steffen Globig. Aus heutiger Sicht aber würde der gelernte Betriebswirtschaftler dieses Modell nicht mehr favorisieren. „Eine Verwaltung muss effizient arbeiten, als Dienstleister für die Bürger.“ Wenn jeder Ort doch seinen eigenen Haushalt habe und das wenige Geld, was noch in den Etats sei, auch noch mit der Verbandsgemeinde überein gebracht werden muss, sei das schwierig. „Besonders vor dem Hintergrund der doppischen Haushaltsführung, die in den Kommunen in Sachsen-Anhalt eingeführt ist, und die eigentlich eine vorausschauende Etatplanung unter Berücksichtigung der Ressourcen beinhaltet.“
Steffen Globig schließt die Aktenordner. Nun wird Jan Ochmann Verbandsgemeindebürgermeister. „Ich werde meinem Nachfolger nicht auf die Pelle rücken.“ Dennoch will sich der Warmsdorfer weiter für Politik interessieren und sich einmischen. „Ich habe eine Meinung, und für diese Meinung werde ich auch immer eintreten.“ Beruflich wägt der zweifache Familienvater jetzt zwischen verschiedenen Optionen ab. Zudem hat die SPD Steffen Globig im November 2016 einstimmig als Kandidat im Wahlkreis Anhalt für die Bundestagswahl nominiert. Vermissen wird er seine Arbeit hier auf jeden Fall, so der scheidende Saale-Wipper-Chef. „Ich bin einmal angetreten, um den Bürgern zu helfen - ob es sich um eine kaputte Straßenlaterne handelt oder um eine Grundstücksangelegenheit. Das bereitet mir nach wie vor viel Freude.“
Mal sehen, was das laufende Jahr bringt. Vielleicht erklärt Steffen Globig den Kindern am Schulzaun schon bald, was für Aufgaben ein Abgeordneter in Berlin eigentlich so hat.