Schweinestall Anwohner sind genervt
Lange Zeit war es in Wolmirsleben still geworden um die Sauenaufzuchtanlage am Ortsrand. Das änderte sich nach Pfingsten.
Wolmirsleben l Die Probleme mit dem Gestank und dem Lärm, die von der Sauenaufzuchtanlage in Wolmirsleben ausgehen, brachte Anwohnerin Barbara Rasche in der Einwohnerfragestunde der jüngsten Gemeinderatssitzung zur Sprache. Sie fand im großen Saal des Dorfgemeinschaftshauses statt.
„Es wird von Jahr zu Jahr immer schlimmer. Wir hatten Pfingsten Besuch. Abends konnten wir nicht wie die anderen draußen sitzen, sondern mussten reingehen. Wir können kein Fenster öffnen und auch nicht draußen frühstücken“, beklagte die Seniorin. Sie wünscht sich wie ihre Nachbarn ein bisschen Lebensqualität. „So wie wir möchte keiner wohnen in Wolmirsleben“, so Barbara Rasche.
Bürgermeister Knut Kluczka (CDU) stellte klar, dass es Sache der Landkreisverwaltung und nicht der Gemeinde oder der Verbandsgemeinde sei, die Einhaltung der entsprechenden Vorschriften zu kontrollieren. „Da kann noch nicht mal unser Ordnungsamt etwas machen. Wir können die Angelegenheit nur dem Kreis mitteilen und um eine Prüfung bitten“, sagte Kluczka mit Blick zum Verbandsgemeinde-Bürgermeister Michael Stöhr (UWGE).
In diesem Zusammenhang regte Kluczka zur Vermeidung einer Konfrontation ein Gespräch mit dem Landwirt Patrick van den Akker, dem Geschäftsführer der Firma Sauenhaltung Wolmirsleben KG, an, dem die Anlage am Ortsrand der Gemeinde mit rund 700 Muttersauen und 2500 Ferkeln gehört. Daran sollte aber nur Barbara Rasche als Vertreterin der betroffenen Anwohner teilnehmen.
„Es muss auch in seinem eigenen Interesse sein, dass sich alle Bürger in Wolmirsleben wohlfühlen“, sagte die Seniorin.
„Dort ist es laut und stinkt auch“, stimmte der Fraktionschef der Freien Wählergemeinschaft Wolmirsleben, Peter May, zu. Er sprach von einer Einschränkung der Lebensqualität für die Leute, die dort wohnen. Man könne nicht sagen, dass man da nichts machen könne. Man könne den Landwirt auch einladen und sich Lärm- und Geruchsmessungen zu unmöglichen Zeiten wünschen, sagte May.
Christine Gallinat, Fraktion Die Linke/SPD/Dorfgemeinschaftsverein, machte deutlich, dass sie auf ein Gespräch beider Seiten und auf eine gütige Einigung mit Patrick van den Akker setzt.
Ihre Fraktionschefin Nicole Gallinat, die ebenfalls in der Nähe der Sauenaufzuchtanlage wohnt, stärkte Barbara Rasche den Rücken. „Es war in den letzten zwei Wochen tagelang extrem“, sagte die Kommunalpolitikerin.
CDU-Fraktionschefin Sieglinde Haag machte mit der Pilzzuchtanlage auch noch eine andere Quelle für unangenehme Gerüche im Dorf aus. „Das muss noch mal besprochen werden auch mit dem Landkreis“, sagte sie.
„Es gibt gesetzliche Vorgaben“, sagte der Verbandsgemeinde-Bürgermeister und fügte hinzu: „Für deren Einhaltung sind der Landkreis beziehungsweise das Landesverwaltungsamt als oberste Immissionsschutzbehörde in Sachsen-Anhalt zuständig.“
Otto Jacob von der Freien Wählergemeinschaft Wolmirsleben sagte: „Den Kreis kann man vergessen. Das Umweltamt meldet sich doch vorher an.“
Von der Volksstimme auf den Wunsch nach einem Gespräch angesprochen, sagte Patrick van den Akker gestern: „Ich bin nicht abgeneigt.“ Das habe er schon vor zehn Jahren versucht und auch noch vor ein paar Jahren, so der Landwirt. Er hatte sich 2018 und 2019 darum bemüht, die in einem Mischgebiet liegende Sauenaufzuchtanlage in ein Sondergebiet „Tierhaltung“ umzuwandeln. Dagegen liefen die Anwohner, unterstützt von einigen Gemeinderäten, Sturm. Sie befürchteten eine Erweiterung der Anlage und eine weitere Zunahme der Geruchs- und Lärmbelästigung. Sein Ziel war es, den Standort planungsrechtlich abzusichern und eine moderate Erweiterung der vorhandenen Anlage durchzuführen. Im März 2019 zog er seinen Antrag auf eine Änderung des B-Planes dann zurück. „Die Gemeinderäte können keine politisch vernünftige Entscheidung mehr treffen, weil sie von den Mitbürgern beeinflusst werden. Das möchte ich ihnen nicht antun“, sagte der Landwirt damals.