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Himmelsbeobachtungen Astronomie-Fans haben nächste Woche mit der Sonnenfinsternis einen wichtigen Termin

Ein besonderes Rendezvous der Gestirne kann man am Donnerstag nächster Woche erleben. Bei der partiellen Sonnenfinsternis schiebt sich der Mond ein kleines Stück vor die Sonne. Ein echtes Highlight für Astro-Fans, auf die die Himmelskörper bis heute ungebrochene Faszination ausüben.

Von Franziska Richter 03.06.2021, 17:28
So in etwa wird sich am kommenden Donnerstag die partielle Sonnenfinsternis zeigen. 13 Prozent der Sonne werden durch den Mond verdeckt. Das Foto stammt vom 20. März 2015 aus der ersten Phase der damaligen Sonnenfinsternis, die damals noch weit mehr verdeckte als er jetzt der Fall sein wird.
So in etwa wird sich am kommenden Donnerstag die partielle Sonnenfinsternis zeigen. 13 Prozent der Sonne werden durch den Mond verdeckt. Das Foto stammt vom 20. März 2015 aus der ersten Phase der damaligen Sonnenfinsternis, die damals noch weit mehr verdeckte als er jetzt der Fall sein wird. Foto: Thomas Agit

Magdeburg/Cochstedt/Unseburg - „Es ist ein atemberaubendes Naturschauspiel, wenn sich eine Corona bildet und die Flammen um die Sonne wirbeln. Das muss man einfach gesehen haben“, beschreibt René Neumann eine totale Sonnenfinsternis, für die er bis nach Amerika geflogen ist. „Bei so einem Spektakel bekommt man Gänsehaut.“

René Neumann gehört zu jenen feurigen Enthusiasten, auf die Sonne, Mone und Sterne eine ungebrochene Faszination ausüben. Mit seinen Mitstreitern leitet er den Verein der „Astronomischen Gesellschaft Magdeburg“ und lässt sich Ereignisse wie das kommende nicht entgehen.

Denn sechs Jahre nach dem letzten Ereignis dieser Art steht am Donnerstag nächster Woche, 10. Juni, gegen Mittag die nächste Sonnenfinsternis an. Dieses Mal verdeckt der Mond aber wesentlich weniger Fläche der Sonne - 13,4 Prozent. 2015 waren es 75 Prozent.

Als Zeitpunkt wird 11.33 bis 13.39 Uhr angegeben. Etwa 12.30 Uhr soll der Höhepunkt des Spektakels erreicht sein.

Der Mond und das Klima

Auch so eine sogenannte partielle Sonnenfinsternis, wo der Mond nur einen Teil der Sonne bedeckt, hat ihre Faszination: „Wir sehen, wie wichtig der Mond für das Klima ist“, erklärt René Neumann. Die Erde verdunkelt sich, die Temperatur nimmt ab. Abhängig vom Neigungsgrad der Gestirne tritt eine Sonnenfinsternis immer nur auf einem Teil der Erdkugel auf.

„So ein Tag trägt das Thema Astronomie einmal wieder in die breite Masse“, so René Neumann. Eigentlich sollte der kommende Donnerstag ein toller Tag werden für den Astronomieverein und sein Publikum. Wie 2015 wollte man wieder nach Magdeburg einladen und gemeinsam mit vielen Besuchern das Spektakel genießen. Aber Corona macht einen Strich durch die Rechnung. „Das Problem ist, dass Vereine den Richtlinien für professionelle Veranstaltungen unterliegen. Daher können wir dieses Mal leider nichts anbieten“, so René Neumann.

Astronomen beobachten mobil im Salzlandkreis

Vielleicht hätten die Astronomen auch in den Salzlandkreis eingeladen, wo sie beinahe ein neues Zuhause gefunden hätten. Ein Mitglied aus Cochstedt, wo auch der Airport ist, schlug den Ort als Standort für eine neue Sternwarte vor. Ein Mega-Teleskop hätte Hobby-Sternengucker und auch die breite Masse angezogen. Nach langem Hin und Her zog die Gemeinde aber zurück, es fehlten 25000 Euro.

Denn Cochstedt und auch der kleine Wald namens „Hakel“ bei Hakeborn und Heteborn sind finstere Orte – beobachtungstechnisch. Hier strahlt nachts so wenig, dass man ideale Bedingungen findet, um Himmelskörper zu beobachten.

Bis heute „treiben sich“ die Mitglieder der Astronomischen Gesellschaft nachts an den Landstraßen dieser Gegend herum und richten ihre Hightechgeräte auf benachbarte den benachbarte Galaxien, Sternschnuppen und Planeten.

„Das ist natürlich immer ein Kraftakt, die ganze Ausrüstung dorthin zu bringen und noch dazu immer sehr spontan. Das kann man leider der Öffentlichkeit nicht als Termine oder Veranstaltungen anbieten“, so René Neumann. Wie weitere Sterngucker-Vereinehaben die Magdeburger heute noch keine eigene Station, sind quasi heimatlos.

Ebenfalls des Nachts und immer in Richtung Himmel geht auch der Blick einer Gruppe namens „Salzländer Nachtfotografen“. Am liebsten vor Sonnenuntergang und zur „Blauen Stunde“ treffen sich diese Hobbyfotografen, um professionelle Bilder von Natur und Architektur zu schießen.

Fotos nur mit speziellem Filter machen

Die Fotoprofis wissen um die Gefahr solcher Sonnenfinsternissen für ihre Kameras. „Wer Fotos machen möchte, muss sich auf jeden Fall einen Sonnenfilter besorgen, eine Abdeckung für das Objektiv“, erklärt Thomas Agit aus Unseburg von der Nachtfotografen. „Das Licht würde den Chip zerstören und auch für das Teleobjektiv ist es gefährlich.“ Bei einer Sonnenfinsternis gelangt Licht viel konzentrierter als sonst in die Linse.

Genauso soll es sich übrigens beim Fotografieren der „Sofi“ mit dem Smartphone verhalten. Die Linse oder das Objekt iv der Kameras könnten beschädigt werden, warnen Experten, vor allem bei Vergrößerungen oder weil das Handy überhitzt. Immer gilt: Auf keinen Fall mit bloßem Auge in die Sonnenfinsternis schauen.

Sonnenfinsternis bedeutet auch Mondfinsternis

Eine Mondfinsternis ist wiederum das, was die „Nachtfotografen“ am Wandel der Gestirne fasziniert. Immer wenn eine Sonnenfinsternis stattfindet, ist übrigens auch eine Mondfinsternis nicht weit. Das hat seine Ursache im Zusammenspiel zwischen Erde, Mond, Kippungswinkel und Umlaufbahn. Die zur Sonnenfinsternis am kommenden Donnerstag „gehörende“ Mondfinsternis fand am Mittwoch letzter Woche statt und war nur in Südostasien und Australien zu sehen.

Bekommt man eine totale Mondfinsternis vor die Linse, erscheint der Himmelskörper leuchtend rot. Auch so ein Ereignis konnte Thomas Agit aus Unseburg 2008 mit seiner Profi-Kamera in messerscharfen Aufnahmen festhalten.

Ruhige Hand beim Fotografieren wichtig

Beim Fotografieren des Mondes in der Nacht ist die Sache nun wieder andersherum: Es fehlt an Licht. Der Tipp des Fotografen: „Hier müsste man eigentlich lange belichten, allerdings wandert der Mond, weshalb das Bild verwischen würden. Also belichte ich maximal zwei Sekunden und schraube dafür den ISO so hoch, wie es mit der Kamera geht“, erklärt Thomas Agit.

Bloß nicht in die Sonne schauen

Wer kein Stativ hat, kann sich einen anderen festen Standort für die Kamera suchen. Da viele Kameras bei Dunkelheit nicht mehr fokussieren können, stellen die Nachtfotografen den Fokus auf manuell und „unendlich“ (das Zeichen am Objektiv, das wie eine liegende Acht aussieht).

Das wichtigste Wort der Warnung für kommenden Donnerstag bliebt aber: Bloß nicht in die Sonnenfinsternis schauen! „Es ist ganz wichtig, sich eine Finsternisbrille zu besorgen. Denn selbst innerhalb einer Zehntelsekunde kann das Auge hin sein“, sagt René Neumann von der Astronomischen Gesellschaft. Sogar bis zur Blindheit kann das führen.

„Bei jedem gut sortierten Optiker sind solche einfachen Brillen zubekommen – meist aus einem Pappgestell zum Preis von fünf bis sieben Euro“, so der Hobbyastronom.

In Magdeburg entsteht ein Astro-Zentrum für Besucher

Ein Blick in die Zukunft: Nachdem sich die Gemeinde im Salzlandkreis und die Astronomen vom Traum der Sternwarte in Cochstedt verabschiedeten hatten, hat der Verein einen neuen Standort für eine Himmelsbeobachtungsstation gefunden. Nun soll der Elbauenpark in Magdeburg ein „Science Center“ bekommen. Als Erlebniswelt gestaltet, können Besucher dort den Weltraum erkunden. Das „Astrophysikalische Zentrum“ des Vereins bekommt ein Auditorium, Laborräume, eine Dachterrasse für Himmelsbeobachtungen und einen Kuppelturm mit Hochleistungs-Spiegelteleskop. Finanziert wird der Neubau ab Ende 2022 über Sponsoren und Spenden. Der Verein wird eine Betreibergesellschaft gründen. Eröffnung ist 2025.

Von Kanada bis Grönland

In der kanadischen Provinz Ontario am Nordufer des Lake Superior wird die ringförmige Sonnenfinsternis am Donnerstag ihren Anfang nehmen. Sie wandert über die Neusibirischen Inseln und endet etwas südlich des Polarkreises im fernen Osten Sibiriens. Die maximale „Totalität“ ist in Grönland zu bestaunen bei 66°,48´ Westliche Länge und 80°,49´ Nördliche Breite. Die „Totalität“ nimmt von Nordwesten nach Südosten ab.

Aber warum ist nicht bei jedem Neumond eine Sonnenfinsternis zu sehen? Die Mondbahn ist um fünf Grad zur Erde geneigt und somit trifft der Schatten des Mondes nicht immer die Erde. Da die Mondbahn aber kein einheitlicher Kreis ist, sondern eine Ellipse, erscheint uns der Mond mal größer und mal kleiner – der Mond ist näher an der Erde oder auch weiter entfernt.

Am 10. Juni 2021 ist der Mond scheinbar zwei Bogenminuten kleiner als die Sonne. Es entsteht keine totale Sonnenfinsternis, sondern eine ringförmige.

Das Rendezvous von Sonne und Mond funktioniert auch andersherum: Bei der Mondfinsternis am 21. Februar 2008 hat ein Unseburger Fotograf den Verlauf vom Anfang des Ereignisses (links) bis zum Ende (rechts) in einer Montage zusammengestellt. Die Einzelfotos entstanden im Abstand von fünf Minuten.
Das Rendezvous von Sonne und Mond funktioniert auch andersherum: Bei der Mondfinsternis am 21. Februar 2008 hat ein Unseburger Fotograf den Verlauf vom Anfang des Ereignisses (links) bis zum Ende (rechts) in einer Montage zusammengestellt. Die Einzelfotos entstanden im Abstand von fünf Minuten.
Foto: Thomas Agit
Hunderte beobachteten die Sonnenfinsternis  2015.
Hunderte beobachteten die Sonnenfinsternis 2015.
Foto: J. Heute
Ein neues Astro-Zentrum im Elbauenpark in Magdeburg soll 2025 eröffnen.
Ein neues Astro-Zentrum im Elbauenpark in Magdeburg soll 2025 eröffnen.
Quelle: Astronomische Gesellschaft Magdeburg