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Releaseparty Auf die Freundschaft und die Liebe

„Noch ist Zeit“ hat das erste Album veröffentlicht. Vor über 200 Zuschauern gab die Staßfurter Band ein stimmungsvolles Konzert.

09.12.2018, 23:01

Staßfurt/Magdeburg l Conny wackelt mit den Füßen hin und her, lacht und wirkt nicht so, als hätte er einen großen Abend vor sich. Ob er nervös sei? Gitarrist und Pianist Christopher Konrad, den sie in der Staßfurter Band „Noch ist Zeit“ und auch sonst nur „Conny“ nennen, schüttelt den Kopf. „Nee, viel zu gestresst“, sagt er. „Ich bin froh, wenn es vorbei ist.“

Mehr als 200 Leute hatten sich in die Festung Mark gedrängelt. Freunde, Bekannte aber auch gefühlt halb Staßfurt war in Magdeburg, um die Record-Release-Party der wohl bekanntesten Band aus Staßfurt zu verfolgen. Acht Jahre Bandgeschichte hat die Pop-Combo hinter sich, zwei Jahre wurde am Album getüftelt. Nun ist das „Baby“ endlich auf der Welt. Es trägt den Namen: „Meer als Worte“. 13 Songs haben es auf das Album geschafft. In der voll besetzten Festung Mark spielen sie einen guten Querschnitt. Auf der Bühne wird gelächelt, es geht um große Gefühle und Lebensgeschichten. Wie passend, dass da dann auch schon mal im Hintergrund Kinderbilder oder Videos als Untermalung durchlaufen. Sängerin Antje Reich muss sich da erkennbar eine Träne aus dem Gesicht wischen. „Noch ist Zeit“ geht nah.

„Das Album war ein Großprojekt“, erklärt Reich. „Das waren zwei Jahre harte Arbeit.“ Die sich nun auszahlen. Da fällt auch Ballast ab. 2000 CDs wurden in der ersten Auflage gepresst, es gibt sie zum Beispiel im Bördepark in Magdeburg. „Meer als Worte“ wird es aber auch online zu kaufen geben, Vinylplatten wird es bald geben, dazu wird die Band mit ihrem Album auch auf verschiedenen Streaming-Plattformen vertreten sein. Es läuft bei „Noch ist Zeit“.

Das Mammut-Projekt hat auch deswegen so viel Zeit in Anspruch genommen, weil die Professionalität über allen stand. Kompromisse wurden nicht mehr gemacht. Das wird auch an den Produzenten deutlich. Alles fing mit José Alvarez-Brill an, Mitbegründer von Unheilig, den die Band schon seit 2012 kennt. Tino Finke von Frogrocksrecords, Mitglied bei der Magdeburger Band „In my days“, war ein weiterer wichtiger Wegbegleiter. Den letzten Feinschliff gab es durch Kai Lindner, der Keyboarder bei Johannes Oerding ist, und das Album gemastered hat. Zwischen 15 000 und 20 000 Euro hat die Aufnahme insgesamt gekostet. Ein Großteil wurde über Crowdfunding finanziert.

„Alles sind eigene Songs. Es sind Geschichten, die uns selbst passiert sind“, sagt Antje Reich. Mitten aus dem Leben eben. Mit dem Konzept fährt die Band schon seit acht Jahren erfolgreich. Fünf Jahre in Folge – von 2012 bis 2016 – organisierte die Band in Staßfurt das Festival „Noch ist Zeit & Friends“, mit dem sie befreundeten Bands die Räuberleiter auf dem Weg nach oben anbot. „Da wollten wir etwas zurückgeben“, meint Christopher Konrad. Die Band hat ihre Wurzeln nicht vergessen, tat etwas für das kulturelle Leben und tut es noch immer.

Das zeigt sich daran, dass „Noch ist Zeit“ im März im Salzlandtheater ihr erstes eigenes Musical auf die Bühne gebracht haben. Das lief so erfolgreich, dass es am 16. Februar 2019 eine Neuauflage geben wird. Es gibt nur noch Restkarten. Das sagt alles. „Wir wollen die Welt nicht neu erfinden. Es geht um Themen wie Freundschaft, Liebe oder Selbstfindung“, erklärt Reich. Was „Noch ist Zeit“ von anderen Pop-Bands unterscheidet, ist aber das Akkordeon. Ansonsten gilt auch hier: Schubladen bleiben lieber geschlossen. 2011 gewann die Band beim Contest SWM-MusiCids, dazu schrieb die Band einen Song für das Allee-Center in Magdeburg, 2016 spielten sie vor 25 000 Menschen bei „Stars for Free“.

Für Antje Reich war es zudem ein weiterer Meilenstein, als sie 2017 bei „The Voice of Germany“ teilnahm. Fünf Vorrunden hatte sie überstanden, bis sie tatsächlich vor der Fernsehjury vorsingen durfte. „Ich war scheiße aufgeregt, das war die Hölle. Ich hatte einen Korken im Mund, um mich zu beruhigen“, sagt sie. Mit „Leichtes Gepäck“ von Silbermond lieferte sie trotzdem einen blitzsauberen Auftritt hin. Yvonne Catterfeld, Mark Forster und Co. nickten zwar, es drehte sich aber niemand um. „Im ersten Moment war ich enttäuscht, mittlerweile bin ich aber stolz auf mich.“ Sie hat viel gelernt, viel gesehen. Sie wollte es sich selbst beweisen. Das hat sie geschafft. Dabei war die Teilnahme an „The Voice“ auch keine Konkurrenz zu „Noch ist Zeit“. „Ich habe es immer für die Band getan“, sagt sie. Irgendwie hat das ganz große Rampenlicht auch die ganze Band weiter gebracht.

So gesehen brachte auch das doch recht große Konzert in Magdeburg keinen aus der Fassung. Jeder weiß, was er kann und zu tun hat. Beinahe routiniert, aber doch auch sichtlich angefasst, spulte die Band ihr Programm herunter.

Nächster Schritt: „Ab ins Radio. Das ist ein Primärziel“, sagt Reich. „Ich will zudem gerne eine eigene Deutschland-Tour machen. Das ist ein Traum.“ Aber Träume haben die Band ja noch nie davon abgehalten, in der Realität große Sachen anzustoßen. Der Weg ist noch lange nicht zu Ende. Vielleicht hat alles gerade erst angefangen.